Aktueller IRENA-Bericht

Erneuerbare sind günstiger als die billigste Kohle

15. Juli 2022, 10:22 Uhr | Kathrin Veigel
Erneuerbare Energien sind heute bei weitem die billigste Form der Stromerzeugung.
© IRENA

Ein neuer Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) zeigt, dass fast zwei Drittel der im Jahr 2021 zugebauten erneuerbaren Energien geringere Kosten aufwiesen als die billigsten kohlebefeuerten Optionen in den G20-Staaten.

Die Kosten für erneuerbare Energien sind im Jahr 2021 weiter gesunken, da sich Lieferkettenengpässe und steigenden Rohstoffpreise noch nicht voll auf Projektkosten ausgewirkt haben. Die Kosten für Strom aus Windenergie an Land sind im Vergleich zu 2020 um 15 Prozent, für Windenergie auf See um 13 Prozent und für Photovoltaik um 13 Prozent gesunken.

Der Bericht Kosten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen 2021, der jetzt von der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) veröffentlicht wurde, zeigt, dass fast zwei Drittel beziehungsweise 163 Gigawatt (GW) der im Jahr 2021 neu zugebauten erneuerbaren Energien geringere Kosten aufwiesen als die weltweit billigste kohlebefeuerte Option in den G20. IRENA schätzt, dass der Zubau an erneuerbarer Energie im Jahr 2021 angesichts der hohen Preise für fossile Brennstoffe die weltweiten Energieerzeugungskosten 2022 um rund 55 Milliarden US-Dollar senken wird.  

Der neue Bericht bestätigt damit die wichtige Rolle, die kosteneffiziente Erneuerbare bei der Bewältigung der aktuellen Energie- und Klimakrise spielen, indem sie die Energiewende beschleunigen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen und die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Insbesondere Solar- und Windenergie mit ihren relativ kurzen Vorlaufzeiten für Projekte, sind für jene Länder von entscheidender Bedeutung, die die Nutzung fossiler Brennstoffe reduzieren oder ganz aussteigen wollen, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen.

»Erneuerbare Energien sind heute bei weitem die billigste Form der Stromerzeugung«, sagt Francesco La Camera, Generaldirektor von IRENA. »Das Jahr 2022 zeigt deutlich, wie wirtschaftlich tragfähig die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien geworden ist. Erneuerbare befeien Volkswirtschaften von Preisschwankungen der fossilen Brennstoffe und ihrer Importe, dämpfen die Energiekosten und erhöhen die Widerstandskraft der Märkte – insbesondere, wenn die derzeitige Energiekrise anhält.«       

Auch wenn vorübergehende Sofortmaßnahmen in der aktuellen Situation notwendig sein sollten, würden Ausreden, die Klimaziele aufzuweichen, mittel- bis langfristig nicht haltbar sein, so La Camera. Die derzeitige Lage sei ein schonungsloser Mahnruf, dass erneuerbare Energien und Energieeinsparungen die Zukunft sind.

Investitionen in erneuerbare Energien werden sich auch im Jahr 2022 noch auszahlen, so die Daten der IRENA. In Nicht-OECD-Ländern wird der Zubau von 109 GW Erneuerbaren im Jahr 2021, die weniger kosten als die billigste neue, fossile Option, in den nächsten 25-30 Jahren eine Kostensenkung von mindestens 5,7 Milliarden US-Dollar jährlich bewirken.

Hohe Kohle- und Gaspreise in 2021 und 2022 werden die Wettbewerbsfähigkeit der fossilen Brennstoffe erheblich verschlechtern und Solar- und Windenergie noch attraktiver machen. Historisch hohe Erdgaspreise werden etwa neue Gasanlagen in Europa während ihrer Lebensdauer zunehmend unwirtschaftlich machen, so dass das Risiko verlorener Investitionen weiter steigt.  

Am Beispiel Europas zeigt sich, dass die Brennstoff- und CO2-Kosten für bestehende Gaskraftwerke im Jahr 2022 im Durchschnitt vier- bis sechsmal höher sein könnten als die Gesamtbetriebskosten für neue Photovoltaik- und Windkraftanlagen, die 2021 in Betrieb genommen wurden. Zwischen Januar und Mai 2022 hätte Europa durch die Erzeugung von Solar- und Windenergie geschätzt Einfuhren fossiler Brennstoffe in der Höhe von bis zu 50 Milliarden US-Dollar einsparen können, vor allem Gas.

Was die Lieferketten betrifft, so deuten die Daten von IRENA darauf hin, dass noch nicht alle Materialkostenerhöhungen in Anlagen- und Projektkosten eingeflossen sind. Bleiben die Materialkosten hoch, so wird sich der Preisdruck im Jahr 2022 noch weiter erhöhen. Preiserhöhungen könnten jedoch durch die Gewinne wettbewerbsfähiger Erneuerbare im Vergleich zu hochpreisigen fossilen Energien relativiert werden.


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