Energie- und Rohstoffpreise als Anreize für Innovationen

Ernst Ulrich von Weizsäcker: Der Strom muss deutlich teurer werden!

12. Oktober 2010, 11:37 Uhr | Heinz Arnold
Ernst Ulrich von Weizsäcker: »Wenn Europa und Asien den USA technologisch davon rennen, wird der Druck so hoch, dass sie irgendwann folgen müssen!«
© Alcatel-Lucent

Die aufstrebenden Länder der Welt dürfen nicht dieselben Fehler machen wie die Industrienationen, sonst verändern wir das Klima. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Key Note Speaker auf dem Bell Labs Open Day 2010, ist aber optimistisch, dass trotz steigender Industrialisierung die Klimaziele erreicht werden könnten. Voraussetzung dafür: Höhere Energie- und Rohstoffpreise.

Wer könnte auf Anhieb beantworten, wie viel Energie erforderlich ist, um eine Masse von 10 kg von Meeresniveau auf den Gipfel des Mont Everest zu befördern? 0,25 kWh lautet die Antwort. »Das zeigt, was für ein Kraftpaket eine einzige Kilowattstunde ist«, sagte Ernst Ulrich von Weizsäcker, Key-Note-Speaker auf dem Bell Labs Open Day 2010 in Stuttgart. Dass die meisten die geringe Energie von 0,25 kWh überrascht, liegt darin, dass wir den täglichen Umgang mit Einheiten wie MWh und GWh gewohnt sind. Und dieser etwas laxe Umgang mit großen Zahlen hat laut von Weizsäcker seinen Ursprung darin, dass wir die elektrische Energie nicht effizient nutzen, »denn sie kostet ja nichts«.
 
Seine Empfehlung lauter also: Der Strom muss deutlich teurer werden!

Dass dieser Empfehlung der Aufschrei aus weiten Teilen der Industrie folgt, dürfte er gewohnt sein und er hat auch gleich ein passendes Gegenbeispiel parat: Zwischen 1975 und 1990 hatte Japan die höchsten Energiepreise der Welt – und ist in diesem Zeitraum der Energiehochpreispolitik zur einer führenden Industriemacht aufgestiegen. Ja, zugegeben, die Aluminiumindustrie sei abgewandert, aber dafür habe Japan die weltweite Führung der aufstrebenden Elektronik übernommen und mit dem Shinkansen ein sehr effektives Transportsystem gebaut, um nur wenige aus einer Fülle von Beispielen zu nennen.
 
Er gibt durchaus zu, dass wir in Europa eine andere Erfahrung gemacht haben: Die Ölpreise stiegen in den 70er Jahren stark an. Hierzulande hatte aber die Industrie davon nicht profitiert. Das lag seiner Meinung daran, dass das Geld nicht ins Land floss, sondern in die Öl exportierenden Länder, »darin bestand der Schaden, nicht in den hohen Preisen an sich.«
Hier setzt auch seine Kritik am Energiekonzept der Bundesregierung an, dass er grundsätzlich hinsichtlich der Energieeffizienz für »sehr vernünftig« hält. Auch die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke sieht er nicht als Katastrophe an, »ohne die Verlängerung käme der Atomsrom dann eben aus anderen Ländern.«

Was er für wirklich bedenklich hält: »Die Atomlobby kann nun den billigen Jakob spielen und damit Innovationen verhindern.«





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