Ausbau der Übertragungsnetze

Kein Anlass zur Panik – aber Handlungsbedarf!

2. November 2010, 8:52 Uhr | Heinz Arnold
Prof. Jochen Kreusel, ABB: »Es gibt definitiv zunehmend Spannungshaltungsprobleme in den Verteilnetzen, weil die Bandbreite der Betriebszustände größer wird.«
© ABB

Die Netze werden sicherlich nicht kollabieren, meint Prof. Jochen Kreusel, Leitung Geschäftsbereich Marketing & Vertrieb Energietechnik von ABB und Mitglied des Präsidiums des VDE. Allerdings bestehe Handlungsbedarf.

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) lässt verlauten, dass die existierenden Stromnetze den Ausbau der Solarstrom-Erzeugung auf die geplanten 52 GW im Jahr 2020 gut bewältigen könnten, wie eine Untersuchung, der Unternehmensberatung Roland Berger gezeigt habe. »Eine Beeinträchtigung der Stromversorgung oder gar ein Netzkollaps sei aufgrund der Einspeisung von Solarstrom ist auf keinen Fall zu befürchten«, sagte Günther Cramer, Präsident des Bundesverbands Solarwirtschaft.

Energie & Technik: Sind Sie ebenfalls dieser Ansicht?

Prof. Jochen Kreusel: Es besteht kein Anlass zur Panik - aber sehr wohl Handlungsbedarf. Es gibt definitiv zunehmend Spannungshaltungsprobleme in den Verteilnetzen, weil die Bandbreite der Betriebszustände größer wird - sie reicht nun mal von reiner Entnahme, für die die Netze ausgelegt wurden, bis zu Nettoerzeugung in ganzen Verteilnetzbezirken. Um dies zu beherrschen, gibt es absehbare Lösungen, die gerade weiter entwickelt werden. Und wir brauchen bis 2020 ganz sicher auch eine Kommunikationsinfrastruktur zwischen den Systembetreibern und den dezentalen Anlagen. Auch dazu gibt es bereits Initiativen.

Energie & Technik: Die denzentrale Erzeugung kann laut BSW-Solar die Netze sogar entlasten. Wäre der Ausbau also rausgeschmissenes Geld?

Prof. Jochen Kreusel: Das würde gelten, wenn die Einspeisung zur Last passen würde - und zwar sowohl hinsichtlich der Höhe als auch hinsichtlich der zeitlichen Verfügbarkeit. Beides gilt sicher hin und wieder, aber eben nicht generell. Und dieser zeitweise mögliche Entlastungseffekt ist mit weiter steigenden installierten Leistungen eher rückläufig.



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