McKinsey Energiewende-Index

Schieflage bei den Energiewende-Zielen

12. September 2016, 13:27 Uhr | Hagen Lang
Ein durchwachsenes Zeugnis stellt McKinsey der Energiewendepolitik aus. Die Versetzung ist zwar nicht unbedingt gefährdet, die Leistungen könnten jedoch besser sein.
© VDE

Teils über-, größtenteils untererfüllt, so zeigt sich Zielerreichung der Energiewende aus Sicht der Unternehmensberatung McKinsey in ihrem neuen Energiewende-Index 2016.

Das Ziel, die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu senken ist ebenso wie die Ziele der Senkung des Primärenergieverbrauchs und des Stromverbrauchs nicht mehr zu erreichen. Auch der Ausbau der Windenergie vor der Küste kann nicht mit der Planung mithalten. Das sind Ergebnisse des aktuellen Energiewende-Index (EWI) von McKinsey und Company, der alle sechs Monate anhand von 15 Indikatoren die Entwicklung der Energiewende in Deutschland analysiert.

Bei sechs der 15 untersuchten Indikatoren ist eine Zielerreichung realistisch: dem Ausbau der Photovoltaik, der Begrenzung der jährlichen Stromausfälle (in Minuten), der gesicherten Reservemarge, gemessen als Anteil der verfügbaren steuerbaren Energieerzeugungskapazität, die über die Spitzennachfrage hinausgeht, dem Ausbau der Transportnetze, sowie dem Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen in erneuerbaren Energien und auch stromintensiven Industrien.

Nicht im Plan liegen folgende Ziele:

CO2-Reduzierung: Um 3,5 Prozent jährlich müsste der Energieverbrauch jährlich bis 2020 sinken, damit das Reduktionsziel  von 40 Prozent der 1990er Emissionen bis 2020 erreich wird. Die immerhin (seit 2000) trotz realem Wirtschaftswachstum gelungene Reduktion um 0,7 Prozent jährlich müsste zur Zielerreichung verfünffacht werden.

Primärenergieverbrauch: Laut McKinsey-Direktor Thomas Vahlenkamp sind die nicht realisierten Energieeffizienzpotentiale der Grund dafür, dass die Energieproduktivität jährlich nur um 1,4 und nicht um 4,3 Prozent steigt, wie es für das Erreichen der amtlichen Ziele nötig wäre.

Stromverbrauch: Der insgesamt gesunkene Stromverbrauch liegt mit 600 TWh über dem avisierten Ziel von 589 TWh, das erreicht werden müsste, um das proklamierte Ziel einer zehnprozentigen Verbrauchssenkung von 2008 bis 2020 zu schaffen.

Wind Offshore: Bei 11 von 20 geplanten Windparks liegt der Ausbau hinter dem Plan zurück, der Zubau erreicht selbst die angepassten Ziele nicht (6,5 GW bis 2020).

Höhe der EEG-Umlage: Die Kostenbelastung für Industrie und Bürger bleibt zu hoch. Die Übertragungsnetzbetreiber erwarten auch künftig einen weiteren Anstieg der EEG-Umlage, obwohl das »EEG-Konto« von -0,2 auf 1,1 Milliarden Euro angestiegen ist. Grund hierfür sind die sehr niedrigen Börsenstrompreise, die laut der Szenarien zwischen 5,9 und 6,9 Cent/kWh liegen sollen.

Höhe Strompreise für Industrie und Verbraucher: Die hohe EEG-Umlage ist verantwortlich dafür, dass die Industriestrompreise um 18 Prozent über dem EU-Durchschnitt liegen, die Verbraucherpreise für Strom sogar um 46 Prozent.

Kosten der Netzeingriffe: Auf 165 Millionen Euro oder 2 Euro/MWh sind die Kosten mittlerweile gestiegen. Grund ist die politisch gewollte bevorzugte Einspeisung von fluktuierendem Wind- und Solarstrom, die die Netzbetreiber zu Schutzmaßnahmen für die Einhaltung des Spannungsbandes und der Netzstabilität zwingt.

»Ambitionierte Ziele sind notwendig, damit die Energiewende gelingt. Sie müssen aber regelmäßiger überprüft und angepasst werden«, sagt McKinsey-Direktor Thomas Vahlenkamp, der den Index entwickelt hat.


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu McKinsey Global Institute (Deutschland)

Weitere Artikel zu Energietechnik

Weitere Artikel zu Energieerzeugung

Weitere Artikel zu Netze (Smart Grid)