Grundlagenforschung

Weltrekord bei der direkten solaren Wasserspaltung

6. Juli 2018, 17:16 Uhr | Hagen Lang
© TU Ilmenau

Ein internationales Forscherteam hat eine Tandem-Solarzelle aus III-V-Halbleitern mit Rhodium-Nanopartikeln und kristallinem Titandioxid kombiniert und damit den Wirkungsgrad der direkten solaren Wasserspaltung zur Wasserstoffgewinnung auf einen Weltrekordwert gesteigert.

Die sehr fluktuierend anfallenden erneuerbaren Energien müssen für eine gleichmäßige Energieversorgung gespeichert werden, sei es in Akkumulatoren, oder durch die von erneuerbaren Energien getriebene Erzeugung speicherfähiger Energieträger. Hier kommt Wasserstoff ins Spiel, der durch die Elektrolyse von Wasser erzeugt werden kann. Allerdings sind die Wirkungsgrade hier noch nicht befriedigend.

Besonders einfach wird die Aufspaltung von Wasser bei einer Kombination von Solarzellen mit Katalysatoren und weiteren funktionalen Schichten zu einer »monolithischen Photoelektrode« aus einem Block. Dabei befindet sich die Photokathode im wässrigen Medium und wenn Licht auf sie fällt, bildet sich auf der Vorderseite Wasserstoff, auf der Rückseite Sauerstoff.

Für die hier untersuchte monolithische Photokathode haben die Forscher eine am Fraunhofer ISE entwickelte hocheffiziente Tandem-Solarzelle aus III-V-Halbleitern mit weiteren funktionalen Schichten kombiniert. Dabei gelang es ihnen, die Verluste durch Lichtreflexion und Absorption an der Oberfläche deutlich zu verringern.

»Darin besteht auch die Innovation«, erläutert Prof. Hans-Joachim Lewerenz, Caltech, USA: »Denn bereits 2015 konnten wir in einer früheren Zelle einen Wirkungsgrad von über 14 Prozent erreichen, damals ein Weltrekord. Hier haben wir die Antikorrosionsschicht durch eine kristalline Titandioxid-Schicht ersetzt, die nicht nur hervorragende Antireflexionseigenschaften besitzt, sondern an der auch die Katalysator-Teilchen haften bleiben«.

Prof. Harry Atwater, Caltech, ergänzt: »Außerdem haben wir ein neues elektrochemisches Verfahren genutzt, um die Rhodium-Nanoteilchen herzustellen, die als Katalysatoren für die Wasserspaltung dienen. Sie messen nur 10 Nanometer im Durchmesser und sind damit optisch nahezu transparent, also ideal geeignet für ihre Aufgabe.« 

Unter simulierter Sonneneinstrahlung erzielten die Wissenschaftler einen Wirkungsgrad von 19,3 Prozent (in verdünnter wässriger Perchlorsäure), in (neutralem) Wasser immerhin noch 18,5 Prozent. Dies reicht schon nah an den theoretisch maximalen Wirkungsgrad von 23 Prozent heran, der sich mit dieser Kombination von Schichten aufgrund ihrer elektronischen Eigenschaften erreichen lässt. 

»Die kristalline Titandioxid-Schicht schützt die eigentliche Solarzelle nicht nur vor Korrosion, sondern verbessert durch ihre günstigen elektronischen Eigenschaften auch den Ladungstransport«, sagt Dr. Matthias May, der einen Teil der Experimente zur Effizienzbestimmung am HZB-Institut für Solare Brennstoffe durchgeführt hat, im Vorläuferlabor der Solar Fuel Testing Facility der Helmholtz Energy Materials Foundry (HEMF).

Der nun publizierte Rekordwert basiert auf Arbeiten, die May bereits als Doktorand am HZB begonnen hatte und für die er 2016 den Helmholtz-Doktoranden-Preis im Forschungsbereich Energie erhielt. »Die Stabilität konnten wir auf knapp 100 Stunden steigern; das ist ein großer Fortschritt im Vergleich zu Vorgängersystemen, die bereits nach 40 Stunden korrodiert waren. Dennoch bleibt hier noch viel zu tun«, erklärt May. 

Denn noch ist dies Grundlagenforschung an kleinen, hochpreisigen Systemen im Labor. Aber die Forscher sind optimistisch: »Diese Arbeit zeigt, dass maßgeschneiderte Tandemzellen für die direkte solare Wasserspaltung das Potential haben, Wirkungsgrade jenseits von 20 Prozent zu erreichen«, erklärt Prof. Thomas Hannappel, TU Ilmenau. Und Teams am Fraunhofer ISE und der TU Ilmenau arbeiten daran, Zellen zu entwerfen, in denen III-V-Halbleiter mit preisgünstigem Silizium kombiniert werden, was die Kosten erheblich senken könnte.

An der Forschungsarbeit waren Teams aus dem California Institute of Technology, der University of Cambridge, der TU Ilmenau, des Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE sowie des Helmholtz-Zentrum Berlin beteiligt.

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