Kommentar

Wie viel CO2 spart ein Ingenieur?

9. November 2010, 12:39 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold, Chefredakteur Markt&Technik
© Markt&Technik

Es gehört keine prophetische Gabe dazu, vorher zu sagen, dass Schlagwörter wie »Elektromobilität«, »Grüne Elektronik«, »Erneuerbare Energien« und »Energieeffizienz« die electronica 2010 beherrschen werden, die am 9. November ihre Pforten öffnet.

Diese Begriffe versprechen fast schon Erlösung: Denn es geht nicht nur darum, neu entstehende Märkte zu erschließen und schlussendlich gute Geschäfte zu machen. Nein, man kann das auch noch mit gutem Gewissen tun, denn nur mit mehr Elektronik lässt sich die Energieeffizienz erhöhen, lassen sich Erneuerbare Energien erzeugen und nutzen.

Auf Energieeffizienz kommt es dabei auf allen Ebenen an: Ob Sensoren oder Controller, ob Funkchips oder Power-Management – höhere Effizienz auf der Ebene dieser Bauelemente verspricht signifikante Energie-einsparungen auf der Systemebene. Sei es in Gebäuden, Industrieanlagen, in Server-Farmen und in Autos, überall leisten sie einen nicht unerheblichen Beitrag zur CO2-Reduzierung.

Das oben genannte Power-Management – jetzt unter »Grüne Elektronik« oder »Ecodesign« trendig vermarktet – spielt dabei eine zentrale Rolle. Und zudem alles, was dazu gehört, um Signale aus der realen Welt aufzunehmen und so aufzubereiten, dass sie effektiv weiterverarbeitet werden können.

Gerade hier haben die deutschen und europäischen Unternehmen ihre Stärken: im Aufbau von analogen und Mixed-Signal-Systemen sowie der Verbindung zu mechanischen Komponenten. »More than Moore« und »Mechatronik« lauten die griffigen Schlagworte dazu. Hier bieten sich der hiesigen Elektronikbranche große Chancen, wie nicht zuletzt auch der erste Markt & Technik Supply Chain Summit gezeigt hat.

Allerdings ist dort auch eine ernste Warnung zu finden: nicht die technischen Ressourcen drohen uns auszugehen, sondern die menschlichen: Wir bilden schlicht zu wenig Analog-Ingenieure aus, um künftig die Elektronik zu entwickeln, die wir so dringend benötigen.

Vielleicht sollte man einmal grob überschlagen, wie viel CO2 ein solcher Ingenieur während seiner Berufszeit über seine Entwicklungen einspart. In dieser Währung ausgedrückte Werte würden vielleicht diejenigen wach rütteln, die schlussendlich die Mittel für die Ausbildung der Techniker und Ingenieure bereitstellen müssen. Und die sollten sich auch darum bemühen, den anerkannt hohen Stand der Ausbildung hierzulande weiter zu verbessern, anstatt ihn auf dem Altar internationaler Angleichungen zu opfern.

Die electronica 2010 tut einiges, um dieser Diskussion ein Podium zu verschaffen, von dort aus muss sie aber weiter vordringen: Wo immer Experten über Nachhaltigkeit, Erneuerbare Energien und Klimaschutz reden, müsste immer wieder deutlich zur Sprache kommen, wie viele Ingenieure und Techniker wir benötigen, um überhaupt auch nur den Hauch einer Chance zu haben, die ehrgeizigen Ziele rund um die Energieeffizienz umzusetzen.

Ihr Heinz Arnold


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