Nachdem Tesla Panasonic als Partner für die Batteriefertigung gewonnen hat, soll nun zügig mit dem Bau der Gigafactory begonnen werden. Wie schätzen Batterie-Experten aus Deutschland das Projekt ein?
Als Tesla-Chef Elon Musk Ende Februar dieses Jahres erstmals seine Pläne für den Bau einer Gigafactory für Lithium-Ionen-Zellen vorstellte, ließ er auch seine Präferenz für Panasonic als Technologie- und Produktionspartner erkennen. Bei Panasonic, dem bisherigen Lithium-Ionen-Zellen-Lieferanten von Tesla, zeigte man sich erstaunt, und gab sich bedeckt. Man war sich ganz offenbar nicht sicher, ob eine Beteiligung an der größten Batteriefertigung der Welt für Panasonic wirklich vorteilhaft wäre. Doch Musk ließ nicht locker. Anfang Mai folgte dann eine erste Absichtserklärung Panasonics, sich an dem Projekt zu beteiligen. Seit Ende letzter Woche ist Musk nun am Ziel: Panasonic übernimmt den Part der Zellenfertigung in der Gigafactory und investiert dazu im ersten Schritt rund 220 Mio. Dollar. Meldungen, Panasonic werde letztlich ein Fünftel der auf 5 Mrd. Dollar geschätzten Kosten für die Gigafactory tragen, kommentierte das Unternehmen nicht.
Nach der Zusage von Panasonic soll nun zügig mit dem Bau begonnen werden. Im Zusammenhang mit der Panasonic-Zusage hieß es in den letzten Tagen, die Fabrik werde wohl in Nevada gebaut.
Im Rahmen der nun getroffenen Vereinbarung übernimmt Tesla die Verantwortung für den Kauf, die Erschließung und Errichtung der Fabrik, Panasonic konzentriert sich auf die Produktion der Lithium-Ionen-Zellen. Etwa die Hälfte der Fabrikfläche wird auf die Panasonic-Produktion entfallen, die andere Hälfte dient Tesla und anderen Zulieferern dazu, aus den Zellen die Batteriepacks für die Autos von Tesla und für das zweite Unternehmen von Musk, SolarCity, zu assemblieren. Im Fall SolarCity dienen die Batteriepacks der Zwischenspeicherung von PV-Strom. Teil der Vereinbarung zwischen Tesla und Panasonic ist zudem die Zusage, dass Tesla weiterhin auch Lithium-Ionen-Zellen aus den japanischen Werken von Panasonic beziehen wird.
Nach Einschätzung von Prof. Werner Tillmetz, Leiter des Geschäftsbereichs Elektrochemische Energietechnologien am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW) reichen die 220 Mio. Dollar, die Panasonic vorerst in die Geräteausstattung investiert, »um eine erste Linie aufzubauen, und die dann zu erweitern, sowie es der Markt erfordert«. Er erwartet, dass die Betriebnahme einer solchen Fabrik für Panasonic auf jeden Fall in weniger als zwei Jahren möglich sein sollte.
Sven Bauer, Gründer und CEO des Batteriekonfektionärs BMZ, geht davon aus, dass sowohl die Anoden, als auch die Kathoden für die Zellenproduktion der Gigafactory aus Japan angeliefert werden. Nach seiner Einschätzung reicht die Investition von 220 Mio. Dollar »genau für eine Produktionslinie ohne Kathoden- und Anodenmaterial, sowie Formatierung«. Mit einem Invest in dieser Höhe ließen sich rund 100 Mio. Zellen im Jahr produzieren.
Eine Werkseröffnung 2017 hält auch Prof. Karl-Heinz Pettinger, Inhaber der Professur für Elektrische Energiespeicher an der Hochschule Landshut, für möglich. »Bis der Prozess stabil läuft, wird es allerdings weitere zwei bis drei Jahre dauern. Insofern ist ein Zellproduktionsvolumen von 35 GWh frühestens wie geplant 2020 realistisch.« Panasonics erstes Invest dürfte nach seiner Einschätzung nur der erste Schritt sein. Damit bestätigt er die Vermutung, dass sich Panasonic letztlich mit rund einem Fünftel an den auf 5 Mrd. Dollar veranschlagten Kosten für die Gigafactory beteiligen könnte. Die Gigafactory soll 2020 mehr Lithium-Ionen-Zellen produzieren, als heute weltweit insgesamt hergestellt werden.