Neue Initiative »Power of Logistics«

Logistikimmobilien sollen Strom für 800.000 Haushalte liefern

5. Oktober 2022, 12:32 Uhr | Kathrin Veigel
Die neue Initiative Power of Logistics will die hohen Energiepotenziale von Logistikimmobilien aufzeigen.
© BVL Themenkreis Logistikimmobilien

50 Mio. qm Dachfläche – das ist das Neubauvolumen der letzten zehn Jahre bei deutschen Logistikimmobilien. Rund 30 Mio. qm hiervon eignen sich zur Installation von PV-Anlagen. Ein Potenzial, das eine neue Initiative des Themenkreis Logistikimmobilien der Bundesvereinigung Logistik nun heben möchte.

Die Energiekrise hat Deutschland fest im Griff. Händeringend wird daher nach neuen Lösungen für eine bessere Versorgung mit regenerativen Energien gesucht. Dabei gibt es ein Potenzial, dem bislang noch kaum Beachtung geschenkt wurde.

Die Initiative »Power of Logistics« will nun zeigen, wie die Logistik nicht nur den eigenen Strombedarf decken, sondern durch ausgedehnte PV-Anlagen auf Lagerhallen, Windräder in Gewerbeparks, Blockheizkraftwerke und Wasser-Wärmepumpen das Thema Energieautarkie auch für Kommunen und Gemeinden voranbringen kann.

Die Initiative will Logistik-Initiativen aus ganz Deutschland sowie Stakeholder aus der Logistik- und Logistikimmobilienbranche vereinen mit dem Ziel, die Logistik langfristig als Versorger von nachhaltiger Energie zu etablieren und gemeinsam das Thema Energiewende anzugehen. Im Fokus stehen dabei die Themen »Ausbau regenerativer Energien« und »Nutzung von überschüssigen Kapazitäten aus der Logistik«.

Bis dato wird lediglich ein Bruchteil des möglichen nachhaltigen Energiepotenzials genutzt. Allein auf den Dachflächen der Logistikneubauten von 2012 bis 2022 könnten bis zu 2,5 Terawattstunden Solarstrom erzeugt und in die öffentlichen Netze eingespeist werden. Dies entspricht dem jährlichen Strombedarf von etwa 800.000 Haushalten.

Rund 960.000 Tonnen CO2 könnten jährlich so eingespart werden. Dies ist in etwa die Menge, die 100.000 Hektar Mischwald jährlich binden können. Das bedeutet, die rund 30 Millionen Quadratmeter Logistikimmobiliendachfläche sind in punkto CO2-Einsparung gleichzusetzen mit rund 100.000 Hektar Mischwald. 

»Wir haben insgesamt rund 400 Millionen Quadratmeter Dachfläche in Deutschland, deren Potenzial wir bestmöglich nutzen sollten. Bis dato wird die Logistikbranche eher mit Verkehrschaos und Luftverschmutzung, denn mit grüner Energie gleichgesetzt. Es ist an der Zeit, ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken, denn gerade Kommunen und Gemeinden können von den Überkapazitäten profitieren«, so Kuno Neumeier, Sprecher des BVL-Themenkreis Logistikimmobilien und CEO der Logivest-Gruppe.

»Die wichtigste Hürde für mehr Photovoltaik auf Logistikimmobilien ist bereits genommen. Denn noch 2012 war nur ein Bruchteil der damals neu geschaffenen Dachflächen allein aus statischen Gründen überhaupt für Photovoltaik geeignet. Heutzutage gehört die statische Vorrüstung jedoch zu den Standards der Logistikimmobilienentwickler«, so Tilo Nahrath, Sprecher der Initiative Power of Logistics und Geschäftsführer von RE.source Projects.

Die Herausforderungen lägen in der ganzheitlichen Betrachtung: Von der Netzanbindung über Engpässe bei Installateuren und Komponenten bis hin zu steuerlichen Auswirkungen auf Vermieter. Nicht zu vernachlässigen seien vor allem bürokratische Hürden, die die Initiative glätten möchte. Sie wird Handlungsanleitungen erarbeiten, mit denen die Logistikimmobilie ihren Beitrag zur Energiewende einfach umsetzen kann.

»Wir müssen die Immobilie in ihrer Gesamtheit betrachten. Mit einer optimierten technischen Gebäudeausstattung (TGA) in Kombination mit Photovoltaik und Wärmepumpen, können wir die ESG-Vorgaben nicht nur erfüllen, sondern übertreffen. Im Lebenszyklus der Immobilie wird gerade im Betrieb ein Großteil der Energie verbraucht. Duch intelligente Messungen und Ansteuerung der Systeme schlummern hier noch große Potenziale zur Einsparung auf der Verbraucherseite. Wenn wir die Einspeisung erhöhen und den Verbrauch senken, können wir tatsächlich vom Energiekraftwerk Logistikhalle sprechen«, ergänzt Richard Schneider, ebenfalls Sprecher der Initiative und Geschäftsführer von Fabrikon.


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