Kosten der Speichersysteme sinken drastisch

PV-Speicher: in drei Jahren wirtschaftlich

13. Mai 2015, 8:40 Uhr | Heinz Arnold

Noch sei die Speicherung von über PV-Anlagen erzeugten Strom nicht wirtschaftlich, das werde aber in rund zwei bis drei Jahren der Fall sein, schätzt Carsten Tschamber vom Solar Cluster Baden-Württemberg, denn die Speicherpreise fallen schnell.

Solarstrom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage ist rund halb so teuer wie Strom vom Energieversorger. Für Hauseigentümer lohnt es sich daher finanziell, mehr davon zu verbrauchen. Ein Mittel dazu sind Batteriespeicher. »Die finanziell geförderten Stromspeicher im Keller laden den nicht benötigten Sonnenstrom tagsüber und geben ihn abends an Elektrogeräte oder Lichtquellen ab«, erklärt Carsten Tschamber vom Solar Cluster Baden-Württemberg. Bis zu 60 Prozent von dem selbst erzeugen Ökostrom kann so übers Jahr mit Hilfe der kleinen Helfer selbst genutzt werden.

Neue Wege, den Solarstrom mit Batterien nicht nur zeitversetzt zu verbrauchen, sondern auch am Strommarkt als Regelenergie anzubieten,  beschreiten derzeit Projekte mit den Namen Schwarmspeicher (Lichtblick) und Strombank (hier arbeiten der Mannheimer Netzbetreiber Netrion GmbH, das Institut für Photovoltaik sowie das Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart unter Federführung der Mannheimer MVV Energie zusammen, um zu untersuchen, wie sich ein 100-kWh-Lithium-Ionen-Batteriespeicher von ads-tec als Quartierspeicher nutzen lässt) sowie die Firma Caterva.

Für Besitzer neuer Hausdach-Solaranlagen ist es nicht attraktiv, teuren Haushaltsstrom für den Bedarf in den eigenen vier Wänden zu kaufen und den selbst erzeugten für eine geringere Vergütung in das Netz zu speisen. Besser ist es, den eigenen Strom gleich selbst zu nutzen. Der Haushaltsstrompreis liegt derzeit netto bei rund 25 Cent pro Kilowattstunde, die Kosten für den Photovoltaikstrom vom eigenen Dach sind inzwischen auf 11 bis 13 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Wer also den eigenen Solarstrom verbraucht anstatt verkauft, spart die Differenz von derzeit rund 13 Cent – um so viel ist der Eigenverbrauch lukrativer. Dieser Abstand wird sich angesichts der sinkenden Preise für PV-Anlagen und voraussichtlich steigenden Strompreisen künftig weiter erhöhen und den Eigenverbrauch noch gewinnträchtiger machen.

Solarstrom verbrauchen statt verkaufen

Da der Sonnenstrom besonders um die Mittagszeit anfällt, der Bedarf aber in der Regel vor allem abends entsteht, ist der Eigenverbrauch ohne zusätzliche Maßnahmen jedoch auf 25 bis 30 Prozent begrenzt. Ein Mittel, um ihn zu erhöhen, ist die Verlagerung des Stromverbrauchs in die Mittagsstunden. Die Waschmaschine wird dann um 11 Uhr und nicht um 19 Uhr angestellt. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Module nach Osten und Westen auszurichten. Ihr Ertrag reicht im Vergleich zu Dachanlagen auf der Südseite bis in die Abendstunden, wenn die Bewohner wieder im Haus sind. Der Eigenverbrauch kann in diesen Fällen auf bis zu 40 Prozent steigen.

KfW fördert Speicher mit bis zu 30 Prozent

Den Eigenverbrauch noch weiter zu erhöhen, ist nur mit technischen Hilfsmitteln möglich. Dazu gehören Wärmepumpen – oder aber Batterien. Schon jetzt nutzen mehr als 15.000 Haushalte und kleine Gewerbebetriebe in Deutschland mit Hilfe besonders von Lithium-Ionen-Batterien ihren Solarstrom auch bei Dunkelheit. Und der Run auf die kleinen Helfer geht derzeit erst richtig los: Ein KfW-Förderprogramm des Bundes fördert die Anschaffung eines elektrochemischen Speichers mit bis zu 30 Prozent. Inzwischen wächst auch die Anzahl der Anbieter: Im Sommer steigt etwa der Elektroautohersteller Tesla in den Verkauf von Solarstromspeichern ein, kündigte das Unternehmen Ende April an. Es wird dabei auf eine Reihe von deutschen Unternehmen treffen, die bereits Produkte auf dem Markt haben.

Preisrutsch bei Speichern

Derzeit sind die Kosten für Batteriespeichersysteme durch den höheren Eigenverbrauch nur in seltenen Fällen vollständig finanzierbar. Bald wird das aber verbreitet der Fall sein, denn die Preise für Batteriespeicher fallen rapide. Allein 2014 sind die Kosten um 25 Prozent gesunken, dieses Jahr und 2016 wird es weitere Preissenkungen geben. »Schätzungen zufolge werden die Kosten in den nächsten zwei Jahren um rund 10 Prozent pro Jahr geringer. Steigt der Haushaltsstrompreis dann noch um durchschnittlich 3 Prozent pro Jahr, werden die Speicher 2017 oder 2018 die Grenze zur Wirtschaftlichkeit klar durchbrochen haben«, schätzt Dr. Peter Eckerle vom Verein StoREgio Energiespeichersysteme aus Ludwigshafen.

Auch andere Experten gehen von rund zwei bis drei Jahren aus, bis sich die Akkus in Deutschland finanziell lohnen. Derzeit liegen die Kosten für das Gesamtsystem inklusive Montage zwischen 1.100 und 1.300 Euro pro Kilowattstunde Kapazität, im günstigsten Fall sogar bei 1.000 Euro. In drei Jahren werden es wahrscheinlich unter 800 Euro pro Kilowattstunde Kapazität sein. Inklusive einer geringen Strompreissteigerung stellt dieser Wert die Grenze dar, unter der die Kleinspeicher mehr einbringen als sie kosten. Dann kostet die kWh Solarstrom aus dem Speicher weniger als der Haushaltsstrom. »Ist das der Fall, werden Speicher gängiger Bestandteil jeder Photovoltaikanlage sein«, prophezeit Carsten Tschamber vom Solar Cluster.

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