Probleme in der deutschen Dünnschicht-Branche spitzen sich zu

Signet Solar stellt Insolvenzantrag

14. Juni 2010, 17:48 Uhr | Engelbert Hopf

Weiterer Rückschlag für die deutsche Dünnschicht-Branche: Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hat Signet Solar in Mochau bei Döbeln beim Amtsgericht Chemnitz einen Insolvenzantrag gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Chemnitzer Rechtsanwalt Dr. Christoph Junker bestellt.

Das 2006 von Dr. Rajeeva Lahri in den USA gegründete Unternehmen investierte bislang in Mochau 50 Mio. Euro und beschäftigte zuletzt 160 Mitarbeiter. Derzeit beträgt die Produktionskapazität etwa 25 MW, bis 2011 wollte das Unternehmen seine Kapazität eigentlich auf über 130 MW steigern.

Signet Solar fertigt auf einer Sunfab-Linie von Applied Materials Dünnschicht-Solarmodule aus amorphen Silizium. Der Wirkungsgrad liegt bei etwa 7 Prozent. Das Unternehmen wollte möglichst schnell zu Tandemzellen wechseln und anschließend Triple-Zellen entwickeln.

Der Baustart für das Werk in Mochau erfolgte im Juli 2007. Bereits am 23. Mai des Folgejahres liefen die ersten Module vom Band. Der geplante Vollausbau der ersten Linie, Fab A genannt, von fünf auf sieben Kammern sowie der Neubau der Fab B scheiterten am fehlenden Geld.

Junker ist derzeit damit beschäftigt, ein tragfähiges betriebswirtschaftliches Konzept zum langfristigen Erhalt des Unternehmens zu erarbeiten. Die Voraussetzungen dafür, sind nach seiner Einschätzung »gut«.

Mit der Präsenz auf der Intersolar wollte das Unternehmen trotz des laufenden Insolvenzantrags ein Zeichen setzen, um insbesondere aktuelle Aufträge unbeschadet des vorläufigen Insolvenzverfahrens fortführen zu können. Auch wollte man die Chance wahrnehmen, möglicherweise potentielle Investoren auf der Messe zu akquirieren.

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens rechnet Junkter spätestens Ende August. Bis dahin sei die Zahlung von Löhnen und Gehältern durch das sogenannte Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit im vollem Umfang gesichert. Der Insolvenzverwalter zeigte sich zuversichtlich Signet Solar am Markt zu erhalten und anschließend aus der Insolvenz heraus saniert entlassen zu können.

Für Unruhe in der deutschen Dünnfilm-Branche hatte bereits am 26. März dieses Jahres der Insolvenzantrag von Sunfilm gesorgt. Betroffen von diesem Schritt waren die Standorte Grossroehrsdorf und Thalheim. Nach den Worten von Wolfgang Heinze, Chairman of the Executive Board von Sunfilm, soll der eingereichte Insolvenzantrag die Basis für das Engagement eines neuen Investors bilden.

Nach Einschätzung der Experten eines Roundtable-Gesprächs auf der Intersolar letzte Woche, zur Zukunft der Dünnfilm-Solarindustrie, steht der Branche eine nachhaltige Konsolidierung bevor. So kamen Markus A.W. Hoehner, CEO der Hoehner Research & Consulting Group und Shyam Mehta, Senior Solar Analyst bei GreenTech, zu dem Schluss, dass nur eine beschränkte Zahl der derzeit etwa 90 am Markt aktiven Hersteller überleben wird. Neben Effizienz- und Kostenaspekten für Mainstream-Produkte sehen sie aber durchaus auch in Zukunft Chancen für Nischentechnologien im Dünnfilm-Bereich.

Zukünftige Investitionen in Fertigungsstätten, werden nach Einschätzung von Mehta jedoch fast ausschließlich in Asien stattfinden, während sein Marktforschungskollege Hoehner zumindest noch gewisse Chancen für neue Produktionsstätten in den USA sieht. Welch hohe Innovationskraft ganz offensichtlich noch in der Dünnfilm-Technik steckt, macht Mehta mit dem Hinweis deutlich, dass sich allein in den USA derzeit rund 120 Start-ups mit dem Thema Dünnfilm-Technologie beschäftigen, »darunter könnte durchaus ein Unternehmen sein, dass einen technologischen Ansatz verfolgt, der ihm eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie First Solar ermöglichen könnte«

Vor diesem Hintergrund ist wohl auch die Aussage von Dr. Winfried Hoffmann, Vice President & CTO der Applied Materials Energy & Display Solutions Group auf der Intersolar zu verstehen, der versicherte, dass sein Unternehmen auch in Zukunft an seinem Dünnschicht-Engagement festhalten will.

Sowohl Signet Solar als auch Sunfilm waren Sunfab-Kunden von Applied Materials. »Beide Unternehmen haben Probleme mit ihren Teilhabern«, erläuterte Dr. Hoffmann, »dabei handelt es sich aber nur um zwei unserer insgesamt elf Sunfab-Kunden«. Er zeigte sich zuversichtlich, dass in beiden Fällen befriedigende Lösungen gefunden werden können.

Bislang hat Applied Materials weltweit 15 seiner Sunfab-Lösungen verkauft. Eine Prognose für die Zahl der Sunfab-Installationen in diesem Jahr, wollte der Manager jedoch nicht abgeben.

 


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