Aquiferenwärmespeicher

Abwärme über Jahreszeiten hinweg speichern

19. Januar 2017, 14:58 Uhr | Hagen Lang
Die Stadt Bad Waldsee nutzt bereits Thermalwasser etwa zum Beheizen des Schwimmbads. Das Projekt GeoSpeicher.bw wird helfen die Nutzung zu optimieren
© Waldsee-Therme

In Holland bereits gang und gäbe, harrt die geothermische Speicherung von Abwärme (aus industriellen und anderen Quellen) in Deutschland noch der Anerkennung. An acht Standorten in Baden-Württemberg wird die Technologie im Projekt »GeoSpeicher.bw« jetzt bewertet.

Praktiziert wird das Verfahren bereits an 1800 Standorten in den Niederlanden: Dort wird Abwärme aus der Industrie und anderen Quellen wie Schwimmbädern in unterirdischen wasserführenden Schichten, sogenannten Aquiferen, gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder genutzt. Nur an drei Standorten in Deutschland, mit dem Reichstagsgebäude in Berlin als prominentestem Beispiel, wird das Verfahren genutzt.

Aquifere sind wasserführende Schichten, in denen das Wasser kaum oder nicht fließt und die Wärme gespeichert bleibt. Diese können durch Bohrungen erschlossen und mit Wärme (z.B. aus industrieller Abwärme, Solarwärme u.a.) aufgeheizt werden, die zu einem späteren Zeitpunkt (z.B. im Winter über Wärmetauscher) bei Bedarf abgerufen wird.

In Hockenheim wird ein großes Schwimm- und Ereignisbad geplant, dessen Kellerräume aufgrund des Wärmenetzes und der anfallenden Abwärme auf 30 Grad aufgeheizt wird. Diese Überschusswärme soll künftig im Sommer im Grundwasserleiter gespeichert und im Winter wieder abgerufen werden.

Das Projekt gehört zu den acht Geothermie-Projekten, die in Baden-Württemberg unter Federführung des KIT wissenschaftlich ausgewertet werden. Dabei sollen Speicher- und Monitoringkonzepte, Wärmetransport- und hydrogeochemische Modelle sowie Optimierungsanalysen erstellt werden. Sieben Doktoranden des KIT, der Hochschulen Heidelberg, Stuttgart, Biberach und Offenburg werden eine »fachübergreifende Doktorandenschule« bilden. Diese stelle sicher, so Professor Philipp Blum vom Institut für Angewandte Geowissenschaften des KIT, »dass Gebäudetechniker, Ingenieure, Geologen und Entscheidungsträger voneinander lernen. Hierfür laden wir zum Beispiel auch Experten aus den Niederlanden ein, um so starke Kompetenzen in dieser zukunftsweisenden Technologie in Deutschland aufzubauen.«

Philip Blum möchte »gemeinsam mit den Stadtwerken greifbare Demo- und Beispielprojekte mit einer breiten Öffentlichkeitswirkung schaffen. Deshalb sind Fachleute der Stadtwerke Hockenheim, Biberach, Überlingen, Bad Waldsee sowie Stuttgart von Anfang an eng in die Arbeiten mit eingebunden.«


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