Den CO2-Fußabdruck von Produkten zu bilanzieren, ist nicht einfach. Eine Software, die das Start-up greenable entwickelt, will hier Abhilfe schaffen. Ohne Vorwissen sollen Unternehmen ihre Daten einpflegen und dadurch die CO2-Emissionen erfassen können.
Ob das Flugzeug oder das Auto nutzen, das Smartphone oder das Tablet regelmäßig laden – all dies trägt zu unserem individuellen CO2-Fußabdruck bei. Was für Privatpersonen gilt, ist auch bei Unternehmen und deren Produkten der Fall. Nicht nur Auflagen des Gesetzgebers schreiben künftig vor, eine CO2-Bilanz auszuweisen. So wird es etwa digitale Produktpässe geben, in denen die CO2-Emissionen der Produkte aufgeführt sein müssen.
»Das ist aber auch dem Kundenwunsch geschuldet«, erklärt Dr. Patrick Kölsch von greenable. Dabei ist es für Unternehmen nicht einfach, den tatsächlichen Verbrauch zu ermitteln. »Ihnen fehlt oft das Know-how. Wir möchten Unternehmen befähigen, den spezifischen CO2-Fußabdruck für die verschiedenen Produkte, die sie herstellen, zu erstellen«, fährt er fort. »Auf diese Weise sehen sie zum Beispiel auch, wo es Potenzial gibt, zu reduzieren.«
Kölsch und seine Mitgründer Alexander David, Viktor Schiller und Lucas Hartmann entwickeln die Software in ihrem Unternehmen greenable derzeit zur Marktreife. »Wichtig ist uns, dass sie ohne Vorwissen funktioniert. Die Firmen müssen sich keine Expertise aneignen oder zusätzliches Personal einstellen«, so Kölsch.
Auf dem Markt gibt es zwar schon Software, um diesen Verbrauch zu erfassen. »Hier fließen aber meist nur industrielle Durchschnittswerte aus Datenbanken ein. Wir nutzen bei unserem Verfahren zusätzlich direkte Aktivitätsdaten«, erklärt Kölsch. Dabei setzen die Gründer auf einen leichten, nutzerfreundlichen Einstieg. »Bei jedem Schritt wird der Kunde durch die Bilanzierung geführt. Er kann nichts falsch eingeben.«
Auch unterscheidet das Start-up zwischen dem Fußabdruck des Unternehmens und seiner Produkte. »Für ein Unternehmen ist die Bilanzierung für sich selbst einfacher als für seine Produkte«, fährt er fort. »Hier fließen beispielsweise die elektrische Energie, aber auch Benzin- oder Dieselverbrauch ein. Das lässt sich leicht umrechnen. Bei den Produkten gilt es andere Faktoren zu berücksichtigen, wie zum Beispiel Transportwege und Lieferketten.«
Kölsch weiter: »Um dies alles zu erfassen, stellen wir verschiedene Schnittstellen zum Beispiel für die Maschinenanbindung bereit. Das heißt, wenn eine Maschine ihre Energiedaten direkt misst, kann das direkt in unsere Software einfließen.« Ähnliches gilt für Warenverwaltungssysteme, sogenannte ERP-Systeme (Enterprise Ressource Planning). »Hier sind zum Beispiel spezifische Informationen zu Materialien und dem Maschinenpark sowie Arbeitspläne und Stücklisten hinterlegt. So wissen wir beispielsweise, welche Materialien in ein Produkt einfließen und wie lange eine Maschine arbeitet. Daraus können wir dann den Energiebedarf und die Emissionen ermitteln.« Die Gründer arbeiten daran, dass solche Daten künftig automatisch in ihr System einlaufen.
Die Daten bereitet die Software so auf, dass die Unternehmen die CO2-Werte für verschiedene Prozesse oder Materialien sehen können. »Es lassen sich auch Fertigungsschritte oder Materialien miteinander vergleichen«, fährt er fort. »Das gilt auch für Lieferanten. So kann man überlegen, an welchen Stellen es Einsparungspotentiale gibt, beispielsweise kann man beim Transport auf regionale Lieferanten setzen.«
Die Gründer stehen noch am Anfang der Entwicklung. »Langfristig wollen wir Unternehmen anbieten, dass sie ihre CO2-Bilanz über Jahre vergleichen können.« Auch können die Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck im Rahmen des digitalen Produktpasses über einen QR-Code auf dem Produkt platzieren. »Der Kunde kann diesen scannen und sieht so direkt, wie es um den Fußabdruck des Produkts bestellt ist.«
Seine Software möchte das Team als Lizenz anbieten. Interessierte Unternehmen können sie künftig über einen Webbrowser mit einem kostenpflichtigen Account nutzen.