Forschung zum Energiesparen

Erste Schritte zu klimafreundlicherem Streamen

20. Februar 2023, 10:31 Uhr | Kathrin Veigel
Videos auf dem Tablet anzusehen, ist unter Klimaaspekten die bessere Wahl. Immerhin verbraucht das Tablet weniger Energie als ein Laptop oder ein Smart-TV.
© Frank Reppold/Pixabay

Video-Streaming ist für einen hohen Ausstoß an Treibhausgasen verantwortlich, das ist weithin bekannt. Dass sich dieser mit relativ einfachen Maßnahmen reduzieren lässt, hat jetzt eine Studie der Uni Würzburg ergeben.

Wie Nutzerinnen und Nutzer den Energieverbrauch beim immer beliebter werdenden Streaming senken können, hat ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) kürzlich in einer Studie untersucht. Veröffentlicht wurde sie in der Fachzeitschrift »Journal of Consumer Policy«.

»Wir haben über einen Zeitraum von sieben Wochen hinweg untersucht, wie Menschen beim Anschauen von Videos im Internet den CO2-Ausstoß reduzieren können«, erklärt Dr. Benedikt Seger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Psychologie der JMU und verrantworltich für die Studie. Mit drei unterschiedlichen Ansätzen haben Seger und sein Team dabei versucht, die Nutzungsgewohnheiten der Streamer zu verändern.

So haben sie Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Klimabilanz von Online-Videos informiert und ihnen Wege aufgezeigt, diese Bilanz zu verbessern – beispielsweise durch den Umstieg vom Smart-TV auf den Laptop, durch die Auswahl einer geringeren Auflösung oder durch das Abschalten der Autoplay-Funktion.

In einem zweiten Schritt haben sie für einige von ihnen ein CO2-Reduktionsziel von 20 Prozent festgelegt. Im dritten Schritt erhielt ein Teil der Studienteilnehmenden ein zusätzliches wöchentliches Feedback über ihre CO2-Bilanz beim Streamen und darüber, ob sie das vereinbarte Ziel erreicht hatten.

Information ist der Schlüssel zum Erfolg

Das Ergebnis fiel eindeutig aus: »Es zeigte sich, dass bereits die Informationsvermittlung am Ende der ersten Woche zu einem Rückgang des CO2-Verbrauchs in den folgenden Wochen um bis zu 30 Prozent führte«, erklärt Seger. Im Unterschied dazu hatten die beiden folgenden Anstöße – das 20-Prozent-Reduktionsziel und das wöchentliche Feedback – keine zusätzliche Wirkung.

Verantwortlich für den Rückgang waren eine verringerte Streaming-Dauer als auch die Wahl geringerer Auflösungen. Daraus schließen die Forscher, dass Personen die Klimabilanz ihrer digitalen Aktivitäten verbessern können, wenn sie entsprechendes Problem- und Handlungswissen vermittelt bekommen und über ihre Aktivitäten eine Art Tagebuch führen.

Die Studie ist Teil des Forschungsschwerpunkts »Klimakommunikation, Einstellungs- und Verhaltensänderung« am Institut für Psychologie der Uni Würzburg. Bereits im vergangenen Jahr hat das Team eine viel beachtete Untersuchung veröffentlicht, wonach Hinweise auf Speisekarten zum CO2-Fußabdruck der jeweiligen Menüs Menschen dazu bewegen, häufiger zur klimafreundlicheren Alternative zu greifen. »Mit der jetzt publizierten Studie wollen wir den Fokus des öffentlichen Klima-Diskurses stärker als bisher auf digitale Lebensbereiche lenken«, so Seger.

Auch Streaming-Plattformen können ihren Beitrag leisten

Seger sieht die Verantwortung allerdings nicht allein bei den Nutzerinnen und Nutzern. Vielmehr können seiner Meinung nach auch die Plattform-Anbieter einen wesentlichen Beitrag zum Energiesparen leisten, indem sie beispielsweise klimafreundliche Standard-Einstellungen festlegen. Wer dann die jeweilige Website aufruft oder eine App öffnet, würde die Videos prinzipiell in einer niedrigen Auflösung angezeigt bekommen. Für eine höhere Qualität muss der User selbst aktiv werden. Auch eine deaktivierte Autoplay-Funktion sollte Teil dieser Standard-Einstellungen sein. Dann würde nicht nach dem Ende des einen Films automatisch und sofort der nächste starten.

»Noch wirksamer wäre freilich die Umrüstung der Rechenzentren auf erneuerbare Energien«, sagt Seger. Dafür müssten allerdings lokale, nationale und internationale Entscheidungsgremien günstige Rahmenbedingungen setzen.

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