Studie zum Potenzial der Onshore-Windenergie in Deutschland

BWE: »Windenergie bringt mehr als doppelt so viel wie Atomkraft«

18. April 2011, 15:37 Uhr | Andreas Knoll
Hermann Albers, BWE: »Allein das Potenzial der Windenergie ist wesentlich größer als der Anteil des Atomstroms im gegenwärtigen Strommix.«
© BWE

Strom aus Onshore-Windkraftanlagen kann bis zu 65 Prozent des deutschen Strombedarfs decken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) im Auftrag des Bundesverbands WindEnergie (BWE) erstellt hat.

In einem aufwändigen Verfahren ermittelte das IWES zunächst, welche Flächen in Deutschland für die Windenergie nutzbar sind. Insgesamt trifft dies laut der Studie für 7,9 Prozent der Landfläche Deutschlands zu. Bei Berücksichtigung von Wäldern und Schutzgebieten ergeben sich demnach 12,3 bzw. 22,4 Prozent nutzbare Fläche. Angesichts dessen hält das IWES »das vom Auftraggeber aufgezeigte Szenario mit 2 Prozent Flächennutzung für absolut realistisch«. Auf dieser Grundlage berechneten die Forscher dann das Potenzial der Windkraft.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass 2 Prozent der Landfläche Deutschlands mit heute verfügbarer Anlagentechnik bei einer installierten Leistung von 198 GW einen Ertrag von 390 TWh bringen. »Bei einem gegenwärtigen Jahresstromverbrauch von etwa 600 TWh kann die Windenergie an Land bis zu 65 Prozent des deutschen Strombedarfs bereitstellen«, kommentierte BWE-Präsident Hermann Albers das Ergebnis der Studie. »Das zeigt: Die erneuerbaren Energien können die Atomenergie mühelos ersetzen. Allein das Potenzial der Windenergie ist wesentlich größer als der Anteil des Atomstroms im gegenwärtigen Strommix. Denn die deutschen Atomkraftwerke erzeugten im vergangenen Jahr nur gut 140 TWh Strom.«

Darüber hinaus zeigt die Studie, dass die Windenergie gerade in den Bundesländern das größte Potenzial hat, in denen sie am geringsten ausgebaut ist. Am höchsten ist das Potenzial demnach mit einem Ertrag von 80 TWh in Bayern, und auf dem dritten Platz steht mit einem Ertrag von 45 TWh Baden-Württemberg. Im Ländervergleich bilden die beiden Südländer derzeit das Schlusslicht, was den Ausbau der Windkraft anbelangt.

»Die Studie belegt, dass das große Potenzial der Onshore-Windenergie in Deutschland noch lange nicht ausgeschöpft ist«, betonte Albers. »Vor allem die süddeutschen Bundesländer müssen den Ausbau der Windenergie endlich vorantreiben. Klar ist: Die Windenergie an Land ist aktuell die kostengünstigste erneuerbare Energiequelle. Wenn der Umstieg auf erneuerbare Energien ernsthaft beschleunigt werden soll, ist der Ausbau nicht nur ökologisch, sondern auch volkswirtschaftlich am sinnvollsten.«

Grundlage der Ertragsberechnungen des IWES sind Windkraftanlagen der 3-MW-Klasse. Je nach Standort wurden Anlagen mit Nabenhöhen von 100 und 150 m als Berechnungsbasis herangezogen. Durchschnittlich erreichen diese Anlagen in Deutschland laut der Studie 2071 Volllaststunden pro Jahr. »Sie sind besonders wirtschaftlich, so dass wir davon ausgehen, dass sie schon bald die 2-MW-Anlagen als derzeitige 'Brot-und-Butter-Klasse’ ablösen werden«, erläuterte der Vorstandsvorsitzende des Windkraftanlagen-Herstellers REpower Systems, Andreas Nauen. »Wichtig für einen guten Energieertrag ist vor allem die Kombination aus großem Rotor und hohem Turm. Erhöhen wir beispielsweise die Nabenhöhe einer 3,2-MW-Anlage unseres Typs 3.2M114 von 93 auf 143 m, erreichen wir selbst an einem durchschnittlichen Schwachwindstandort bis zu 50 Prozent mehr Energieertrag.«

Von der Politik fordert der BWE daher eine Beseitigung der geltenden Höhenbeschränkungen für Windkraftanlagen: »Dies ist volkswirtschaftlich eine äußerst sinnvolle Maßnahme, um die Effizienz der Anlagen voll ausschöpfen zu können«, stellte Albers klar.


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