Windenergie im Kleinformat

Kleinwindkraftanlagen: Unter bestimmten Bedingungen wirtschaftlich

7. September 2012, 13:50 Uhr | Andreas Knoll
Tobias Landwehr, BVKW: »Jedes KWEA-Projekt ist einzigartig und kann sich unter den richtigen Bedingungen lohnen.«
© BVKW

Kleinwindenergieanlagen sind ein interessanter Aspekt der Energiewende: Sie können dezentral Strom zum Eigenverbrauch erzeugen oder ins allgemeine Netz einspeisen. Anders als bei großen WEA gibt es bei ihnen nicht nur die klassische Bauform mit drei Rotorblättern, sondern sehr unterschiedliche Konzepte.

Obwohl die Installation von KWEA besonders im ländlichen Raum, an landwirtschaftlichen und anderen Betrieben sowie an freistehenden Wohnhäusern eigentlich naheliegt, sind in Deutschland wegen der geringen Einspeisevergütungen und der verwirrenden baurechtlichen Situation bisher nur relativ wenige KWEA am Netz. Ihre große Zeit dürften die KWEA also noch vor sich haben.

Auf den erhofften Durchbruch haben sich viele Hersteller von Anlagen und Zubehör vorbereitet: »Derzeit ist der Markt für KWEA weltweit sehr unübersichtlich«, sagt Tobias Landwehr, Geschäftsstellenleiter des Bundesverbands Kleinwindanlagen (BVKW). Tatsächlich gibt es laut der Website www.allsmallwindturbines.com, die einen Gesamtüberblick verschaffen will, annähernd 250 Hersteller und knapp 700 unterschiedliche Anlagen.

Was gilt als KWEA?

Wie ist nun der Begriff KWEA überhaupt definiert? Landwehr zufolge gibt es keine einheitliche Definition: »Die europäische Richtlinie EN 61400-2 stellt Sicherheitsanforderungen an KWEA und wird vom BVKW als Grundlage verwandt«, führt er aus. »Ihr zufolge sind KWEA Anlagen bis zu einer Rotorfläche von 200 qm. Mit solchen Anlagen lassen sich Leistungen von 60 bis 70 kW erzeugen.«

Uwe Hallenga, www.kleinwindanlagen.de
Uwe Hallenga, www.kleinwindanlagen.de: »Wer ausschließlich einen wirtschaftlichen Betrieb von KWEA im Sinn hat, sollte sehr gründlich planen und die Windbedingungen am Standort genau kennen und gemessen haben.«
© www.kleinwindanlagen.de

Eine andere Definition verwendet das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG): »Es spricht von KWEA bei einer maximalen Leistung von 50 kW«, erläutert Landwehr. »Höhen spielen dabei noch keine Rolle, doch gelten Bauwerke bis zu einer Höhe zwischen 30 und 50 m - je nach Bundesland - als raumunbedeutsam, was das Genehmigungsverfahren stark beeinflusst.«

Während der deutsche Markt für KWEA noch vor sich hin dümpelt, sind andere Länder schon deutlich weiter: »In Dänemark, Großbritannien und den USA hat sich der KWEA-Markt bereits aus dem Schattendasein befreien können«, betont Landwehr. »In Deutschland wird dies aber nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich sein.« Dazu gehören aus seiner Sicht Marktanreize wie Förderungen und Subventionen, um die Wirtschaftlichkeit zu sichern, ein vereinfachtes und klar strukturiertes Baugenehmigungsverfahren und ein übersichtlicher und transparenter Anbietermarkt. Die Einspeisevergütung für KWEA beträgt laut §29 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 8,93 Cent/kWh – zu wenig, um per se einen echten Anreiz für den Bau solcher Anlagen zu schaffen.

Kleinwindenergieanlagen

3,5-kV-KWEA »Antaris 3.5« von Braun Windturbinen
© Braun Windturbinen
»Antaris 6.0« von Braun Windturbinen
© Braun Windturbinen
Aufdach-KWEA
© BVKW

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Ob und in welchem Zeitraum sich KWEA amortisieren, lässt sich deshalb – und noch aus anderen Gründen – nicht pauschal bestimmen. »Eine solche Rechnung anzustellen, bringt viele Unsicherheiten mit sich«, gibt Landwehr zu bedenken. »Variablen wie ein steigender Strompreis und der tatsächliche Eigenenergieverbrauch vor Ort werden sich nicht über 20 Jahre prognostizieren lassen.« Ebenfalls nicht verallgemeinerbar seien Aussagen, für welche Betreiber und Anwendungen KWEA geeignet seien: »Jedes KWEA-Projekt ist einzigartig und kann sich unter den richtigen Bedingungen lohnen«, verdeutlicht Landwehr. »Prinzipiell lässt sich aber sagen, dass derjenige, der in Zukunft seinen Strom vor Ort erzeugt, nicht im Nachteil sein wird.«

Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit von KWEA sind natürlich auch die jeweils herrschenden Windverhältnisse: »Wenn Sie in einer Küstenregion oder auf einem Berg mit viel Wind wohnen und eine KWEA mit einer Nennleistung von mindestens 5 kW planen, dann haben Sie durchaus Chancen auf einen wirtschaftlichen Betrieb, vorausgesetzt, die KWEA wird wirklich frei angeströmt«, erklärt Uwe Hallenga, Gutachter und Betreiber der Website www.kleinwindanlagen.de. »Falls Sie mitten im windigen Husum in Schleswig-Holstein wohnen und eine 250-W-Anlage auf einem nur 5 m hohen Mast planen, brauchen Sie über eine Wirtschaftlichkeit nicht ernsthaft nachdenken. Aber weiter außerhalb, mit einer 5-kW-Anlage auf einem 15 m hohen Mast, sieht es schon viel besser aus.« Die Website www.kleinwindanlagen.de bietet eine Marktübersicht, die sich auf die in Deutschland verfügbaren Anlagen konzentriert, und ein Forum, das bei Fragen schnell und unkompliziert hilft. Interessanten Lesestoff bringt auch das Handbuch »BWE-Marktübersicht spezial: Kleinwindanlagen«, das beim Bundesverband WindEnergie unter www.wind-energie.de zu bestellen ist.


  1. Kleinwindkraftanlagen: Unter bestimmten Bedingungen wirtschaftlich
  2. Faktoren für den Ertrag einer KWEA

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