Windenergieanlagen

Mit Rotorblättern gegen Dürre und Wasserknappheit

16. August 2021, 12:28 Uhr | Kathrin Veigel
Über die Rotorblätter von Windenergieanlagen soll Wasser in die Atmosphäre gebracht werden, wo es in Form von Wassertröpfchen oder Wasserdampf vom Wind verteilt wird.
© Kristof Gatermann/Hochschule Flensburg

Professor Dr. Clemens Jauch von der Hochschule Flensburg will den natürlichen Wasserkreislauf, der an vielerorts nicht mehr reibungslos funktioniert, wieder in Schwung bringen. Und zwar mit der Unterstützung von wasserspeienden Rotoren und ganz viel Wind.

Clemens Jauch will Niederschlag produzieren. Der Professor für Windenergietechnik an der Hochschule Flensburg hat das Konzept für ein System entwickelt, mit dem Wasser durch die Atmosphäre dorthin gebracht wird, wo es als Niederschlag gebraucht wird: auf vertrocknete Wiesen, auf verdorrte Felder oder trockene Wälder. Dazu nutzt Jauch Windenergieanlagen – und Wind.

»Atmosphärische Bewässerung mit Windenergieanlagen« – unter diesem Titel hat Clemens Jauch die Idee entwickelt, über die Rotorblätter von Windenergieanlagen Wasser in die Atmosphäre zu bringen, wo es in Form von Wassertröpfchen oder Wasserdampf vom Wind verteilt wird. »Wir nutzen eine technische Komponente, die wir bereits haben, den Rotor von Windenergieanlagen, und den Wind, der auch schon da ist«, erklärt Jauch.

Bevorzugt an Flussmündungen stehend wird Wasser über eine Pumpe in die Rotorblätter der Anlage gepumpt und dort über Düsen in die Luft emittiert. »Bei einer derzeit üblichen Größe von Windenergieanlagen haben wir eine Wasseremissionsfläche so groß wie etwa anderthalb Fußballfeder«, rechnet Jauch vor. Der Wind übernimmt dann die Verteilung des Wassers durch die Atmosphäre. Es verdunstet, Wolken bilden sich, es regnet.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Anwendungsfälle sieht Clemens Jauch viele. Über Windenergieanlagen in Küstennähe kann auflandiger Wind das Wasser über lange Strecken landeinwärts verteilen, bis es etwa auf Gebirgszüge trifft und abregnet. Das würde die Niederschlagsmenge erhöhen, so Jauch. Doch nicht nur gegen Dürren und drohende Austrocknung kann das Prinzip helfen. »Man kann es auch nutzen, um beispielsweise in Norwegen abschmelzende Gletscher aufzubauen.« 

Wichtig für das Ganze seien natürlich geeignete Standorte für die Windenergieanlage. »Wir nehmen kein Grundwasser, sondern die Anlage muss dort stehen, wo Wasser verfügbar ist, etwa an Flussmündungen wo Süßwasser kurz davor ist zu ungenießbarem Salzwasser zu werden«, erklärt Jauch. Damit das Wasser dann an die Stelle kommt, wo es tatsächlich gebraucht wird, muss zusätzlich die Windrichtung stimmen.

Zu bedenken sei bei dieser Art der Wasserverteilung allerdings, dass sie im Vergleich zu konventionellen Bewässerungsanlagen eher unpräzise ist. Doch genau darin liege der Vorteil der Technologie: Das Wasser wird in den betroffenen Gebieten diskriminierungsfrei den Menschen, den Pflanzen und den Tieren zur Verfügung gestellt. Nur so können das gesamte Ökosystem und das Grundwasser davon nachhaltig profitieren. In einer etwas aufwändigeren Ausführung soll sich das System zukünftig auch für die Entsalzung von Seewasser verwenden lassen.


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