Alternativen zum WEA-Repowering

Müssen Windkraftanlagen nach 20 Jahren wirklich vom Netz?

27. August 2015, 14:05 Uhr | Nicole Wörner
Was wird aus den in die Jahre gekommenen Windkraftanlagen?
© IWT Bremen /F. Hoffmann

Windkraftanlagen haben eine festgelegte Betriebsdauer von 20 Jahren. Doch müssen danach wirklich alle Anlagen aus Sicherheitsgründen abgebaut werden? Die Amtliche Materialprüfungsanstalt Bremen (MPA) arbeitet derzeit gemeinsam mit seinen Partnern an neuen Untersuchungsmethoden.

Die MPA Bremen sowie die Materialwissenschaftler des IWT Bremen und der Uni Bremen widmen sich in dem Pilot-Projekt insbesondere mit der Standsicherheit von über 20-jährigen Windkraftanlagen. Ziel ist es, den Weiterbetrieb älterer aber noch rentabler und sicherer Windkraftanlagen zu ermöglichen und so Ressourcen einzusparen.

Zum Hintergrund: Auch wenn Windkraftanlagen rechtlich gesehen Bauwerke sind, haben sie nach der geltenden Richtlinie des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) eine begrenzte Betriebsdauer von lediglich 20 Jahren. Im Anschluss daran ist ein Nachweis zur Standsicherheit zu führen, um einen Weiterbetrieb zu ermöglichen. In den nächsten Jahren erreichen auch zunehmend größere Windenergieanlagen diese entscheidende Marke.

Bisher kommt es aus Kostengründen häufig zu einem so genannten Repowering, bei dem alte Anlagen durch neue, größere Anlagen ersetzt werden. Inzwischen hat sich sogar ein internationaler Markt für gebrauchte Windkraftanlagen entwickelt, wie beispielsweise die im hessischen Gelnhausen ansässige Firma Wind-Turbine zeigt. 

Um Ressourcen zu schonen, arbeiten die Bremer Materialwissenschaftler nun zusammen mit der Firma HD-Technic an einem detaillierten Fahrplan als schnellere und kostengünstigere Alternative. »Wir versuchen unser Tätigkeitsfeld ständig dem aktuellen Bedarf anzupassen. Die effiziente Untersuchung von Windkraftanlagen für den Weiterbetrieb wird ein zentrales Thema werden – vor allem auch für private Betreiber, wie z. B. Landwirte, für die sich das richtig lohnen kann«, sagt Dr.-Ing. Andree Irretier, Leiter der Abteilung Metallische Werkstoffe und Bauteile der MPA.

Die aktuelle Richtlinie des DIBt verweist noch auf eine Inspektionsliste des Germanischen Lloyd, die Vorgaben für eine rein oberflächliche Untersuchung beinhaltet. »Da mit den lediglich visuellen Untersuchungen nicht genügend Informationen über den tatsächlichen Zustand der Windkraftanlage gewonnen werden können, wird die Möglichkeit des Weiterbetriebs bisher nur eingeschränkt genutzt – zumal die Untersuchungen trotzdem sehr teuer sind«, sagt Hugo Dierkes, Inhaber des Ingenieur- und Sachverständigenbüros der Fa. HD-Technic. »Das möchten wir mit unserem Konzept für eine schnelle und kostengünstige Untersuchung zukünftig ändern. Denn viele Windkraftanlagen sind auch nach 20 Jahren noch in einem sehr guten Zustand«, so Axel Meyer, Leiter der Abteilung Bauwesen der MPA.


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