Neues Ökostrom-Anbieter-Modell

Preisgünstiger Strom direkt vom örtlichen Windpark

27. April 2011, 9:51 Uhr | Andreas Knoll

Ab Mai können die Stromkunden in Lichtenau-Asseln bei Paderborn ihren Strom direkt aus dem Windpark Asseln beziehen - zu einem Preis, der rund 5 Prozent unter dem Standardtarif von RWE liegt.

Die Asselner Windkraft GmbH & Co. KG (AWK) gibt für den Energiepreis eine Preisgarantie für mindestens 10 Jahre. Um eine hundertprozentige Lieferung von Strom aus erneuerbaren Energien auch bei Windflaute zu sichern, kooperiert die AWK mit der Firma Clean Energy Sourcing GmbH aus Leipzig. Clean Energy Sourcing liefert immer dann Strom, wenn die Windsituation im Windpark Asseln zur Versorgung der Kunden nicht ausreicht. Falls sich das Projekt bewährt, soll es auch weiteren Orten angeboten werden.

Für Johannes Lackmann, Geschäftsführer der Asselner Windkraft, ist das neue Projekt mit seiner Preisgarantie ein großer Durchbruch auf dem Energiemarkt: »Die erneuerbaren Energien können das jetzt«, betont er und ist sich sicher, »dass das einen Schub für den weiteren Ausbau geben kann.« Dass der Windstrom bereits jetzt dauerhaft günstiger sei, »kommt früher als erwartet«, sagt Lackmann, der diesen Schritt als »Annäherung an die Preiswahrheit« bezeichnet. Denn möglich wurde er unter anderem durch Befreiung von der EEG-Umlage und Ökosteuer.

Das sei aber keine versteckte Subvention: »Wo bereits EEG-Strom erzeugt wird, braucht es keine Umlage, und wo keine Schäden am Ökosystem verursacht werden, keine Ökosteuer«, macht Lackmann deutlich. Und er führt ein weiteres Argument ins Feld: »Solch eine dauerhafte Preisgarantie kann nur geben, wer nicht auf Importkosten wie beispielsweise beim Gas oder Öl angewiesen ist.« Der Wind hingegen sei »unser Wind«, die Anschaffungskosten für die Anlagen überschaubar, so dass es Planungssicherheit gebe.

Diese Perspektive sieht Lackmann für alle heimischen Energien gegeben: »Wer selber erzeugt und das wirtschaftlich trägt, der kann auch eine Preisgarantie geben.« Dadurch könnten die erneuerbaren Energien bei einem weiteren Ausbau zur Preisstabilisierung beitragen.

Das Projekt in Lichtenau-Asseln zeigt laut Lackmann neben der immer deutlicher spürbaren Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien aber auch, dass den Bürgern durch die Windkraft vor ihrer eigenen Haustür ein direkter Nutzen entsteht. Seit 1997 betreibt die AWK 17 Windkraftanlagen im Windpark Asseln und hat ihren Firmensitz in Lichtenau. Ihren Strom können nun alle Asselner ab Mai beziehen - bei einer von der AWK zugesicherten Garantie, den Energiepreis in den Stromkosten während der nächsten 10 Jahre nicht zu erhöhen. »Dass die Bürger jetzt auch ganz praktisch und handfest die Vorteile der erneuerbaren Energien hier vor Ort nutzen können«, sieht auch Lichtenaus Bürgermeister Dieter Merschjohann als sehr begrüßenswert an. Er spricht von einem »interessanten Projekt« und betont, dass »man Windkraft mit den Bürgern machen muss«.

Zur Besonderheit des Projekts gehört es zudem, dass die Kunden auch bei Windflaute das ganze Jahr über mit Strom aus erneuerbarer Energie beliefert werden. Dafür sorgt die Kooperation mit der Leipziger Firma Clean Energy Sourcing, die in Deutschland zahlreiche Großkunden mit Strom aus erneuerbaren Energien, vorrangig Bioenergie und Wasserkraft, beliefert. »Hier bringen wir unsere Erfahrung im Management unsteter Produktionsanlagen ein und schaffen damit ein Musterbeispiel der Direktvermarktung im wahrsten Sinne des Wortes«, erläutert Dr. Thomas Pilgram, Vorsitzender der Geschäftsführung, sein Motiv. Clean Energy Sourcing übernimmt die Aufgabe, rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr immer dann den Strom zu liefern, wenn die Windsituation im Windpark Asseln zur Versorgung der Kunden nicht ausreicht. Wenn ein Überangebot von Windstrom vorhanden ist, wird die AWK entsprechend Windstrom zurückliefern, so dass die AWK pro Jahr die gesamte verbrauchte Strommenge aus Windenergie liefert. Die Kunden erhalten somit ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien.


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