Windstrom in erneuerbares Erdgas umwandeln

SolarFuel erhält Hauptpreis der deutschen Gaswirtschaft

8. Oktober 2010, 16:39 Uhr | Engelbert Hopf

Strom aus Wind und Sonne wird zu erneuerbarem Erdgas. BDEW, ADAC, dena und ASUE prämieren Technik zur Einbindung regenerativen Stroms in die bestehende Energieinfrastruktur.

Der rasante Ausbau von Windkraft und Photovoltaik erfordert in den nächsten Jahren Stromspeicher in großem Maßstab. Eine neue Technik der SolarFuel aus Stuttgart macht das nun möglich: Sie konvertiert den Ökostrom in erneuerbares Erdgas. Erdgas lässt sich einfach in die Energieinfrastruktur einbinden, die Speicherkapazität ist immens. Erdgasautos, Heizungen und effiziente Gaskraftwerke können das Gas nutzen. SolarFuel ist für diese Entwicklung jetzt mit dem Hauptpreis der deutschen Gaswirtschaft für Innovation und Klimaschutz 2010 ausgezeichnet worden. Dotiert ist die Auszeichnung mit 25.000 Euro.

Entwickelt wurden die Grundlagen für das Verfahren vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES. Beide Forschungsinstitute wurden ebenfalls ausgezeichnet. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch ASUE, dem Allgemeinen Deutschen Automobilclub ADAC, dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW und der Deutschen Energie-Agentur dena vergeben. In diesem Jahr bemühten sich insgesamt 70 Bewerber um die Auszeichnung.

Gregor Waldstein von SolarFuel freute sich mit seinen Partnern über die Auszeichnung: »Unser Ziel ist es, mehr erneuerbaren Strom in das Energiesystem zu integrieren. Erneuerbares Erdgas kann ihn langfristig und jederzeit abrufbar speichern. Dass wir dafür nun auch bundesweite Anerkennung erhalten, motiviert uns für unsere nächsten Vorhaben.«

Die Jury aus unabhängigen Experten der Bereiche Wissenschaft, Wirtschaft und Politik begründete ihr Votum mit dem gelungenen Beitrag von SolarFuel, ZSW und Fraunhofer IWES, erneuerbaren Strom in der vorhandenen Infrastruktur zu speichern. Die clevere Methode mache das Speichermedium direkt nutzbar, da das synthetisch erzeugte Erdgas kompatibel zu Bio-Erdgas und konventionellem Erdgas sei. Ein weiterer Vorteil seien die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten: Das saubere Erdgas stehe den Strom-, Wärme- und Mobilitätsmärkten zur Verfügung.

Das neue Verfahren kombiniert erstmals die Wasserstoff-Elektrolyse mit der Methanisierung. Die Technik spaltet aus überschüssigem erneuerbarem Strom Wasser per Elektrolyse. Dabei entsteht Wasserstoff und Sauerstoff. Durch eine chemische Reaktion des Wasserstoffs mit Kohlendioxid entsteht dann Methan. Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas, in diesem Fall ist es erneuerbar erzeugt. Der Wirkungsgrad bei der Umwandlung von Strom zu Erdgas beträgt über 60 Prozent. Die Qualität des erneuerbaren Erdgases ist hoch. Es ist nicht verunreinigt und kann ohne weitere Bearbeitung in das Erdgasnetz eingespeist werden.

Im Sommer 2010 hat die in Salzburg gegründete Firma ihren Sitz nach Stuttgart verlegt. Besonders die deutsche Energiewirtschaft kämpft mit dem Problem großer Überschussmengen aus Windkraft und Photovoltaik. Knapp 20 Prozent des Stroms in Deutschland stammen derzeit aus erneuerbaren Energien. 2020 werden es bereits 45 bis 50 Prozent sein. An starken Windtagen können die Stromnetze schon heute den erneuerbaren Strom nicht mehr vollständig aufnehmen – der Strom geht dann zum Teil verloren. In den nächsten Jahren wird das Problem noch deutlicher zutage treten. Die neue Technik könnte den Überschussstrom dann künftig als Ökoerdgas speichern.

SolarFuel übernimmt die industrielle Umsetzung. Eine im Auftrag von SolarFuel am ZSW in Stuttgart errichtete Demonstrationsanlage läuft bereits erfolgreich. Ab 2012 soll eine Anlage im zweistelligen Megawattbereich entstehen.

 


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