Prokon auf Wachstumskurs

Verdopplung der Kapazitäten bis 2030 ist möglich

1. Februar 2023, 12:26 Uhr | Kathrin Veigel
Die Prokon-Vorstände Henning von Stechow (links) und Andreas Neukirch (rechts) sind mit der Entwicklung der Energiegenossenschaft Prokon sehr zufrieden.
© Kai Jacobsen/Prokon

Der Wind steht günstig für Prokon: Bis 2030 will die Energiegenossenschaft ihre Erzeugungskapazitäten fast verdoppeln. 1.500 MW Kapazität für bestehende und geplante Windenergieanlagen seien in den nächsten Jahren keine Utopie, so Vorstandsvorsitzender Henning von Stechow.

Insgesamt 40.000 Mitglieder tragen nach Angaben von Prokon zur Wachstumsstrategie der Genossenschaft bei. Sie zeichneten im vergangenen Jahr insgesamt 13,3 Millionen Euro zusätzliches Geschäftsguthaben. Obwohl 2022 nur ein mäßiges Windjahr war, erwartet Prokon ein sehr gutes Jahresergebnis durch einen insgesamt positiven Geschäftsverlauf und guter Erlöse auf dem Strommarkt.

Über eine Milliarde Kilowattstunden (kWh) grüne Energie speist Prokon jährlich in das deutsche Stromnetz ein. Die Basis für den Erfolg sind die Mitglieder, die sich in immer größerer Zahl an der Genossenschaft beteiligen.

Wachstumsaussichten bis 2030

Die Genossenschaft will ihre Kapazitäten bis 2030 verdoppeln. »Das können wir schaffen, vorausgesetzt, wir bekommen den notwendigen finanziellen Rückenwind durch unsere Mitglieder und auch Gesetzgeber, Behörden und Zulieferer ziehen mit«, erklärt Andreas Neukirch, Vorstand von Prokon.

»In unserer Strategie für die nächsten Jahre setzen wir auf resilientes Wachstum. Im Fokus stehen unsere Kernkompetenzen: Die Entwicklung von Windenergieanlagen sowie deren Betrieb und Wartung. Gleichzeitig stellen wir uns geographisch und inhaltlich breiter auf. Wir haben beispielsweise Photovoltaik-Projekte auf der Agenda und weiten unseren Service für Windenergieanlagen nach Finnland aus. In Spanien wollen wir mit ersten Photovoltaik-Projekten aktiv werden. Mit Wasserstoff, Biomethan und Batteriespeichern erschließen wir uns neue Bereiche.«

Aus den bisher 820 Megawatt (MW) sollen bis 2030 rund 1.500 MW werden, diese potenzielle Kapazität ist für bestehende und geplante Windenergieanlagen (WEA) möglich. Eine wachsende Rolle spielt das Repowering von Altanlagen. Die Energiegenossenschaft sieht darin ein Potenzial von rund 600 MW Leistung. Rund 440 MW sind genehmigungsfähig, für über 100 MW erwartet Prokon im Laufe des Jahres die Genehmigungen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG). Sie sind der wichtigste Meilenstein, nach dem eine Windenergieanlage in die Ausschreibung gehen kann. Insgesamt erzeugen die 71 Windparks von Prokon in Deutschland, Finnland und Polen jährlich rund 1,2 Milliarden Kilowattstunden Strom.

Kraft aus Wind, Sonne und Biomasse nutzen

Für 2023 plant Prokon mehrere Windprojekte in Finnland und Polen. In Deutschland steht das erste Repowering in Horst (Schleswig-Holstein) an. Noch in diesem Jahr will die Energiegenossenschaft außerdem den ersten von drei geplanten Solarparks bauen. Er verfügt über eine Leistung von sechs MW sowie einen Pufferspeicher und wird im rheinland-pfälzischen Walshausen zwischen Zweibrücken und Pirmasens errichtet.

Zudem steht eine Biomethan-Anlage auf Basis tierischer Wertstoffe im niedersächsischen Ströhen in den Startlöchern, ein weiteres Biomethan-Projekt befindet sich im Genehmigungsverfahren.

Energiekrise: Perspektivenwandel oder Wachstumsbremse?

Im laufenden Jahr werden auch die Energiekrise und Gewinnabschöpfungen die Geschäfte der Genossenschaft prägen, erklärt Henning von Stechow. »Als genossenschaftlicher Energieversorger bekennen wir uns klar zu solidarischem Handeln. Wir haben durch die hohen Energiemarktpreise gut verdient und sehen es als unsere Pflicht, einen kollektiven Beitrag zu leisten. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Gewinnabschöpfungen uns in unserem geplanten Wachstum derzeit ausbremsen.«

Die Genossenschaft schätzt, dass der Abschöpfungsbetrag im Jahr 2023 nach aktueller Gesetzeslage bei rund 21 Millionen Euro liegen wird, im Falle einer Verlängerung der Regelungen bis zum Jahresende sogar bei knapp 40 Millionen Euro. »Dieser Betrag steht uns nicht für Investitionen in erneuerbare Energien zur Verfügung«, bedauert Henning von Stechow. Insgesamt aber würdige man, dass die Maßnahmen der Bundesregierung die Märkte beruhigt haben und es gelungen sei, Energieengpässe und Ausfälle zu vermeiden.

Bremsklötze für den Ausbau der Erneuerbaren beseitigen

Langfristig sei die Perspektive für den Ausbau der regenerativen Energien in Deutschland positiv und auf den meisten Ebenen sei tatsächlich ein »Wind of Change« spürbar. Laut Andreas Neukirch führten beispielsweise die verbindlichen Flächenzielvorgaben für die Bundesländer und neue Berechnungsmethoden dazu, dass neue Flächen ausgewiesen würden. Auch die artenschutzrechtliche Bewertung wurde neu geregelt und Genehmigungsprozesse werden zunehmend optimiert. Luft nach oben sei beim Bundes-Immissionsschutzgesetz, dessen angekündigte Novelle noch ausstehe.

Hier müsse die typenoffene Genehmigung geregelt werden: »Bisher ist in der BImSchGGenehmigung ein konkreter WEA-Typ festgelegt, andere Anlagen dürfen nicht erbaut werden. Aber wir alle wissen: Material ist knapp und Lieferketten sind gestört. Darauf müssen wir flexibel reagieren können«, erklärt Andreas Neukirch.


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