Doppelnutzen aus Eigenverbrauchsoptimierung und Netzregelungsaufgaben

»Wenn die Regelbarkeit gewährleistet ist, profitieren alle«

29. Januar 2013, 16:34 Uhr | Heinz Arnold

Prof. Dirk Uwe Sauer, zuständig für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik an der RWTH Aachen, erläutert gegenüber Energie & Technik, warum und unter welchen Bedingungen er das 50-Mio.-Euro-Speicherprogramm für PV-Anlagen als sinnvoll ansieht.

Professor Dirk Uwe Sauer
Prof. Dirk Uwe Sauer, RWTH: »Es ist extrem wichtig, durch das Markteinführungsprogramm Optionen für Speichersysteme zu günstigen Preisen zu bekommen, um damit dann Netz- und Speicherprobleme zu lösen.«

Energie & Technik: Sind dezentrale Batteriespeicher für Solaranlagen und kleine Unternehmen für die Stabilisierung der Netze erforderlich und bilden sie ein sinnvolles Element für den Aufbau von Smart Grids?

Prof. Dirk Uwe Sauer: Generell sind Speicher eine wichtige Option insbesondere für den Bereich der Verteilnetze in einer Smart-Grid-Strategie. Speicher bilden einige der wenigen Möglichkeiten, wirklich ein aktives Netzmanagement zu betreiben. Dabei muss auch klar sein, dass sich Spannungs- und Leistungsflussprobleme in Strängen des Verteilnetzes nicht durch den Einsatz großer Zentralspeicher (Druckluft, Pumpspeicher, etc.) auf der Übertragungsnetzebene lösen lassen.

Ist es aus volkswirtschaftlicher Sicht sinnvoll, in Batterien für kleine Solaranlagen auf dem Hausdach zu investieren?

Wenn Besitzer von PV-Anlagen eigenes Geld in die Hand nehmen, um mit den Speichern einen eigenen betriebswirtschaftlichen Vorteil durch die Optimierung des Eigenverbrauchs zu erzielen, dann ist das auch aus volkswirtschaftlicher Sicht von Vorteil, wenn diese Speicher dann auch für einen optimierten Gesamtbetrieb von Netz und Energieversorgung genutzt werden.

Die Steuerbarkeit müsste also gewährleistet sein?

Grundsätzlich ist es auf jeden Fall sinnvoll, dass diese Steuerbarkeit kommt. Das macht aber erst Sinn, wenn eine bestimmte Mindestanzahl von Speichern im Feld arbeitet. Das wiederum passiert aber nur, wenn der Preis für die Systeme sinkt und der Preis sinkt nur, wenn die Stückzahlen erheblich steigen. Das BMU hat sich in dieser ersten Phase gegen eine direkte Steuerbarkeit entschieden, weil die Kosten für die Anlagen damit noch höher gelegen hätten.

Nun wollen die Haushalte ihren Eigenverbrauch optimieren und die Stadtwerke wollen künftig diese Speicher ebenfalls steuern, um ihre Systeme optimal fahren zu können – widerspricht sich das nicht?

Meiner Ansicht nach besteht kein Widerspruch zwischen der Nutzung der Speicher für den Eigenverbrauch und einer Steuerung zur Netzbetriebsoptimierung durch ein Stadtwerk bzw. den lokalen Netzbetreiber. Beides kann parallel angeboten werden, was für einen wirtschaftlichen Betrieb von Speichern von zentraler Bedeutung ist.

Diejenigen, die es sich leisten können eine PV-Anlage auf ihr Haus zu bauen und dafür gute Renditen einstecken, bekommen nun auch noch Beihilfen für die Speicher – obwohl sie ja auch künftig Strom über das Netz beziehen. Den Netzausbau müssen aber alle über ihre Stromrechnung finanzieren. Ist das nicht ungerecht?

Die erhöhte Eigennutzung des PV-Stroms wird nach unseren Berechnungen nicht ausreichen, um für den Anlagenbetreiber ein positives wirtschaftliches Ergebnis zu erzielen. Das ist also grundlegend anders, als es bei durch das EEG geförderten Anlagen der Fall ist und de facto werden die ersten Anlagenbetreiber draufbezahlen.

Von zentraler Bedeutung ist, dass die Speicher, die primär von den Anlagenbetreibern zur Optimierung des Eigenverbrauchs angeschafft werden, auch einen Beitrag zur Netzentlastung und einen Beitrag zu den Regelenergiemärkten liefern. Wenn dies gewährleistet ist, profitieren wiederum alle von den Investitionen der Anlagenbetreiber.

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