Kommentar

Renaissance des Brennstoffzellenantriebs

5. Februar 2013, 8:45 Uhr | Engelbert Hopf
Engelbert Hopf, Chefreporter Energie&Technik
© elektroniknet.de

Bereits im letzten Jahr haben BMW und Toyota eine Entwicklungsallianz in Sachen Brennstoffzellen angekündigt. Jetzt hat Mercedes-Benz nachgezogen und eine Kooperation mit Renault-Nissan und Ford bekannt gegeben. Ziel der Zusammenarbeit ist es, einen Antriebsstrang zu entwickeln, der in den Fahrzeugen aller drei Konzerne zum Einsatz kommen kann.

Klotzen, nicht kleckern, heißt die Devise! Diesem Ziel hat Daimler auch seine ursprünglichen Pläne untergeordnet, 2015 ein erstes Brennstoffzellen-Fahrzeug auf den Markt zu bringen. Statt mit einer Kleinserie in den Markt zu starten, wird eines der drei beteiligten Unternehmen nun 2017 ein erstes Produkt der Kooperation auf den Markt bringen.

Großserie, das bedeutet Fahrzeuge im sechsstelligen Euro-Bereich. Die Mehrkosten für ein Fahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb sollen sich in etwa der selben Relation wie bei Diesel-Hybrid-Antrieben gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor bewegen. Im Fall der E-Klasse sind das etwa 5000 Euro.

Mit der nun bekannt gegebenen zweiten großen Kooperation im Brennstoffzellen-Bereich manifestiert sich die Rolle rückwärts weg vom Akku als Energiespeicher für die Elektromobilität hin zum Brennstoffzellenspeicher. In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre verlief der Trend ähnlich: Nach wenig erfolgreichen Versuchen mit Batteriespeichern setzten Automobilhersteller rund um den Globus auf die Brennstoffzelle als Alternative. Motor dieser Entwicklung war die Gesetzgebung in Kalifornien. Mit ab der Jahrtausendwende greifenden Zero-Emission-Vorschriften sollte dort die Schadstoffbelastung der Luft reduziert werden. Gebündelt wurden die Forschungsaktivitäten durch Milliardeninvestitionen der führenden Automobilhersteller beim kanadischen Brennstoffzellenspezialisten Ballard.

Zur Jahrtausendwende surrten Versuchsflotten verschiedener Automobilhersteller durch Kalifornien. Doch dann stockten die Bemühungen. Batterien als Speicher, vor allem die im Consumerbereich durchstartenden Lithiumzellen, versprachen mehr Reichweite und Performance. Das vorläufige Ende des Wasserstoffantriebs im Automobilbereich befeuerte jedoch die Forschung und Entwicklung von Brennstoffzellen außerhalb dieser Anwendung, hatte die Zulieferindustrie doch in Erwartung eines entstehenden Automobilmarktes ihre Forschung entsprechend intensiviert und Produkte zur Marktreife gebracht.

Mit knapp 20 Jahren Zeitversatz werden nun also 2017 die ersten Serienfahrzeuge mit Brennstoffzellen als alternativer Antriebstechnologie auf den Markt kommen. Dass nun frühzeitig ein großes Bohei um diese Kooperationen gemacht wird, dürfte einem Lerneffekt aus den 1990er-Jahren geschuldet sein.

Der Rummel soll Signalwirkung haben. Schließlich bedarf es einer Infrastruktur von Wasserstofftankstellen, wenn die Großserienfahrzeuge dann wirklich auf die Straße kommen. Wer sich an dieser Stelle an die Standardisierungsdiskussionen in Bezug auf Ladestecker für Stromzapfsäulen erinnert, weiß, dass vier Jahre Vorlauf da keine allzu großzügig bemessene Zeitspanne sind.

Das größte Potential für emissionsfreies Fahren, so die Forschungsvorstände der großen Automobilbauer heute, hat die Brennstoffzelle. Bleibt zu hoffen, dass diese Einsicht dieses Mal von Dauer ist - auch und gerade wegen der zur Realisierung dieser Pläne weltweit notwendigen Investitionen in die Infrastruktur.


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