Interview mit Felix von Borck, Akasol

Batteriespeicher für die Energiewende

3. September 2013, 10:35 Uhr | Hagen Lang
Felix von Borck führt gemeinsam mit Sven Schulz und Lothar Holder die Geschäfte der AKASOL GmbH.
© Akasol

Die Wurzeln der AKASOL GmbH liegen in der angewandten Forschung. Geschäftsführer Felix von Borck erklärt, warum Technologiekompetenz Bedingung für Speicher-Innovationen ist und wie AKASOL-Produkte Flexibilität in die Energiewende bringen.

Energie&Technik: Herr von Borck, der Name AKASOL ist ein Akronym und steht für »Akademische Solartechnikgruppe Darmstadt e.V.«. Was hat es damit auf sich?

Felix von Borck: Das Rennsolarmobil »Pinky« ist auf der Tour de Sol 1990 Weltmeister in seiner Kategorie geworden. Der Rest ist Geschichte, wie man so sagt. Gebaut haben es Studenten der Technischen Hochschule Darmstadt am Institut für Elektromechanische Konstruktion. Es folgte die Gründung des Vereins und die Entwicklung weiterer Mobile mit Batteriespeichern, wie »Chili« und »Oscar«, an dessen Entwicklung ich maßgeblich beteiligt war.

In der Elektromobilitäts-Ausstellung des Verkehrszentrums des Deutschen Museums in München können Sie derzeit live sehen, was wir damals auf die Straße gebracht haben.

Zuerst kam also der Forschergeist, dann die Idee zur Vermarktung?

Ja. Vor fünf Jahren haben AKASOL-Mitglieder mit der Schulz Group, unserem Mehrheitsgesellschafter, den Sprung gewagt und die AKASOL GmbH gegründet. Auch die Schulz Group hat starke Wurzeln im Automobilbereich, in der Automatisierungstechnik für die Automobilproduktion. Diese Synergien nutzen wir.

Was ist denn die Kernkompetenz der AKASOL GmbH?

Dass wir sehr detailliert kennen und verstehen, was wir unseren Kunden anbieten. Wir konstruieren, entwickeln und verwenden seit 20 Jahren Batteriesysteme. Wir verkaufen nur Systeme, die wir auch selber gefertigt haben. Unsere Experten in Deutschland realisieren Module aus hochwertigsten Komponenten, die perfekt zusammenspielen. Elektronik, Kühlung, mechanischer Schutz, Software und Zellchemie sind harmonisch auf einander abgestimmt.

Das hört sich ja fast an wie eine Zutatenliste für ein Kochrezept.

Wenn Sie zum Beispiel eine hochwertige Cœur-de-bœuf-Tomate haben, können Sie daraus ein hervorragendes Gericht zubereiten, gesetzt den Fall, Sie behandeln sie richtig. Uns geht es bei der Batterieentwicklung mit den Zellen wie dem Koch mit der Tomate: In unseren Modulen realisieren wir alles, was die Zellen schützt und ihre Lebensdauer verlängert: thermische Gleichmäßigkeit, Schutz, Leistungsverbinder, die einen gleichmäßigen Stromfluss erreichen, alles Zutaten, die auf maximale Leistung und Haltbarkeit ausgelegt sind.

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Mit einer Speicherkapazität von 5,5 kWh eignet sich der wartungsfreie neeoQube bestens für Einfamilienhäuser mit PV-Anlagen.
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© AKASOL

Sie haben im letzten Jahr zwei hessische Staatspreise für Ihre stationären Batterie-Speichersysteme gewonnen, den neeoQube zur Nutzung in Ein- und Mehrfamilienhäusern und den neeoMega für Kraftwerke mit regenerativen Energien oder Großverbraucher wie Gewerbebetriebe oder Hochhäuser. In wieweit sind die Erkenntnisse aus der Elektromobilität in den stationären Bereich übertragbar?

Die Belastungen der Lithium-Ionen-Speicher in Elektromobilen sind erheblich größer als in stationären Anwendungen. Dort sind die Lastprofile moderater, die Leistungsspreizung ist nicht so extrem, es gibt keine Vibrationen, die Temperaturgefälle sind weniger stark, und induktive Ladevorgänge mit sehr hohen Leistungen, wie sie etwa Elektrobus-Batterien tolerieren müssen, finden nicht statt. Wir haben die Batteriesysteme für MANs elektrisch betriebenen Abfallsammel-LKW »Metropolis« und die Busse von Bombardier entwickelt, und unsere Batterien katapultieren auch den Schweizer Supersportwagen LAMPO3 in 4,5 Sekunden auf 100 km/h. Vergleichbare Belastungen wird man im stationären Bereich nur schwer vorfinden. Wenn die Systeme unter den harten Bedingungen der Elektromobilität gut funktionieren, ist man damit im stationären Bereich auf der sicheren Seite.

Ist der Markt für stationäre Speicher denn schon aufnahmebereit? Und sollte die Politik gegebenenfalls steuernd eingreifen?

Der Markt ist noch sehr volatil. Aber die Bundesregierung setzt mit dem Förderspeicherprogramm den richtigen Anreiz. Heute liegen die Erzeugungskosten von Solarstrom schon häufig unter den Strombezugspreisen der Energieversorger, und mit Stromspeichern lässt sich der Solarstrom-Eigenverbrauch signifikant erhöhen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert gemeinsam mit Solaranlagen neu angeschaffte Speicher mit 660 € Tilgungszuschuss pro installiertem Kilowatt-Peak. Ob das Programm die erhoffte Initialzündung bringt, bleibt abzuwarten. Am Ende muss man Bilanz ziehen und sich fragen, ob es die erwünschten Ziele erreicht hat. Wenn nicht, sollte man nachjustieren.

Sie setzen aber nicht nur auf den Speichermarkt für Privatanwender?

Nein, wir bieten für größere Erzeuger erneuerbarer Energien und als USV-Speicher im Megawatt-Bereich den neeoMega an. Die hessische Umweltministerin hat uns dafür in diesem Mai erst den hessischen Staatspreis für intelligente Energie verliehen. Den »Smart Energy Award 2013« haben wir deshalb erhalten, weil wir mit dem neeoMega eine Lücke im Angebot geschlossen haben, die sich besonders bei Wind- und Solarparks negativ bemerkbar machte. Mit dem neeoMega können diese ihren erzeugten Strom jetzt auch vor Ort speichern und zeitversetzt abrufen. Der Netzausbau ist mit dem neeoMega nicht mehr die einzige Option, um die Energiewende mit erneuerbaren Energien zum Erfolg zu führen. Wenn sich auch größere Mengen regenerativer Energie regional speichern lassen, gewinnen Energieerzeuger und Netzbetreiber damit neue Flexibilität.


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  2. AKASOL neeoMega

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