WEMAG und Younicos

Größter Batteriespeicher Europas vor Fertigstellung

15. April 2014, 9:38 Uhr | Heinz Arnold
Installation des ersten Akku-Trays des 5MW/5MWh-Batteriespeicher auf Basis von Lithium-Ionen-Akkus
© WEMAG/Younicos

Der größte kommerzielle Batteriespeicher Europas befindet sich kur vor der Fertigstellung. Seit September 2013 errichtet Younicos im Auftrag des kommunalen Energieversorgers WEMAG in Schwerin Lankow den 5MW/5MWh-Batteriespeicher auf Basis von Lithium-Ionen-Akkus.

Der Netzanschluss wird noch vor Ostern realisiert, mit einem ersten Betriebstest der Anlage wird Ende Mai gerechnet.

Der neue Batteriespeicher soll Schwankungen der Ökokraftwerke im Netz der WEMAG ausgleichen. Dafür besteht Bedarf: Schon 2013 erzeugten Ökokraftwerke rund 86 Prozent der Strommenge, die im Gebiet der WEMAG an Kunden verteilt wird. Für 2014 rechnet der Netzbetreiber mit einer bilanziellen Menge von mehr als 100 Prozent.

Wirtschaftlicher Betrieb nach Anschubfinanzierung

Der Schweriner Batteriespeicher soll trotz seines Pilotcharakters wirtschaftlich betrieben werden. »Nach der Anschubfinanzierung durch das Innovationsprogramm des Bundesumweltministeriums in Höhe von 1,3 Mio. Euro wird der Großspeicher sein Geld am Primärregelenergiemarkt verdienen«, sagt Thomas Pätzold, Technischer Vorstand der WEMAG AG. Die dafür notwendige Prüfung durch den Netzbetreiber 50 Hertz Transmission - die sogenannte Präqualifikation - ist für den Sommer geplant. Die feierliche Inbetriebnahme des Batteriespeichers soll im August oder September erfolgen.

Im März erfolgte die Lieferung und Installation der Mittelspannungs-Transformatoren und -Schaltanlage. Seit der zweiten Aprilwoche werden die 25.600 Akkuzellen eingebracht. Die Lithium-Manganoxid-Zellen stammen vom südkoreanischen Hersteller Samsung SDI. Das Unternehmen schickte koreanische Mitarbeiter, die eine Eingangsprüfung durchführen und die Installation der 1.600 Trays überwachen. Die Trays enthalten jeweils 16 einzelne Akkus. Anschließend erfolgt die Verkabelung der Kommunikationsmodule, bevor die einzelnen Elemente elektrisch verschaltet werden.

Der Netzanschluss wird noch vor Ostern realisiert, mit einem ersten Betriebstest der Anlage wird Ende Mai gerechnet. »Wir hoffen auf eine störungsfreie Erprobungsphase, nachdem das Projekt bislang sehr gut im Zeitplan liegt«, sagt Thomas Pätzold, Technischer Vorstand der WEMAG AG. Er dankte dem Projektpartner Younicos für die bisherige reibungslose Zusammenarbeit. Die Spezialisten für intelligente Netzspeicher errichten die Anlage schlüsselfertig für die WEMAG.

Regelpotenzial einer 50-MW-Turbine

Um das Stromnetz auch bei schwankender Einspeisung erneuerbarer Energien zu stabilisieren, liefern die Akkus ihre Leistung innerhalb von Sekundenbruchteilen und stellen damit das Regelpotenzial einer konventionellen 50 MW Turbine bereit. Dadurch wird Kapazität frei, die für Strom aus Wind und Sonne genutzt werden kann. Das ist das Ziel der Speicherexperten von Younicos, die weltweit mehrere derartige Akkuspeicher errichten. »Leistungsfähige und intelligente Speicher wie der Wemag-Batteriepark sind der Schlüssel zu einem effizienterem, grünerem und wirtschaftlichen Energiesystem. Nur so können wir das alte, fossile nukleare System in dem Maße kleiner machen, wie das neue, erneuerbare und dezentrale System wächst«, erklärt Clemens Triebel, technischer Vorstand von Younicos.

Das Funktionsprinzip

Regelleistung ist eine Netzdienstleistung, bei der durch die Regelung von Kraftwerken das Angebot und die Nachfrage von Strom ins Gleichgewicht gebracht werden. Bisher leisten dies konventionelle Kraftwerke. Batterien können Regelleistung aber CO2-neutral bereitstellen, indem sie Strom aufnehmen oder abgeben. Dazu werden die Akkus des Batteriespeichers etwa nur zur Hälfte gefüllt. Die automatische Steuerung erfolgt durch die Frequenz des Stromnetzes. Fällt sie unter einen bestimmten Wert unterhalb der Netzfrequenz von 50 Hertz, speist der Batteriespeicher Strom in das Netz. Bei einer definierten Schwelle oberhalb von 50 Hertz werden die Batterien aufgeladen. So können die naturbedingten Schwankungen der Ökokraftwerke ausgeglichen werden. Das wird immer wichtiger: Allein im Netz der WEMAG im windreichen Westmecklenburg und Nord-Brandenburg sind Ökokraftwerke mit einer Leistung von etwa 900 MW angeschlossen.

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