Projekt »Clean Hydrogen Coastline«

Grundstein für europäische Wasserstoffwirtschaft gelegt

26. März 2021, 14:14 Uhr | Kathrin Veigel
Baustein für eine europäische Wasserstoffwirtschaft: Das Projekt Clean Hydrogen Coastline.
© EWE

Eine marktrelevante Integration und Skalierung der Wasserstoff-Technologie in das deutsche und europäische Energiesystem streben mehrere Industriepartner im Nordwesten Deutschlands mit ihrem Projekt »Clean Hydrogen Coastline« an. Es sieht Gesamtinvestitionen von bis zu 1,3 Milliarden Euro vor.

Clean Hydrogen Coastline ist ein Verbund aus Partnern der gesamten Wertschöpfungskette und damit der Schlüssel für eine erfolgreiche Etablierung der Wasserstofftechnologie. Bis zum Jahr 2026 wollen die Partner ArcelorMittal Bremen, EWE, Faun, Gasunie, swb und TenneT bis zu 400 Megawatt Elektrolysekapazität mit entsprechender Speicherung von Wasserstoff zielgerichtet ins Energiesystem integrieren.

»Wir haben in Norddeutschland – der Windkraftregion – die besten Voraussetzungen, um Wasserstoff als integralen Bestandteil in das Energiesystem einzubinden und den Grundstein für eine europäische Wasserstoffwirtschaft zu legen. Die Bundesregierung hat mit der Nationalen Wasserstoffstrategie die Bedeutung dieses Energieträgers und Rohstoffs deutlich gemacht. Um Wasserstoff im großen Maßstab zu marktfähigen Preisen nutzen können, müssen jetzt Großprojekte der Industrie folgen«, sagt EWE-Vorstandsvorsitzender Stefan Dohler.

Industrie und Verkehr als Absatzmarkt für Wasserstoff

Die Grundlage einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft ist ein gesicherter Absatzmarkt von grünem Wasserstoff, zum Beispiel in Industrieanwendungen. Hier bietet der Stahlstandort Bremen großes Potenzial. »Das Projekt Clean Hydrogen Coastline ist für uns ein wichtiger Startpunkt für die klimaneutrale Herstellung von Stahl«, sagt Reiner Blascheck, Vorstandsvorsitzender von ArcelorMittal Bremen. »Wir haben den Transformationsprozess gestartet, indem wir den Technologiewechsel vorbereiten, um grünen Wasserstoff in der Produktion einzusetzen. Wir benötigen dazu eine funktionierende Versorgung mit Wasserstoff zu wirtschaftlichen Kosten, damit wir den Stahlstandort Bremen dauerhaft wettbewerbsfähig erhalten können«, ergänzt Blaschek.

Bis zum Jahr 2026 beabsichtigt der weltweit führende Stahlhersteller am Standort Bremen den Bau einer Eisenerz-Direktreduktionsanlage und eines Elektrolichtbogenofens, um damit im ersten Ausbauschritt 1,5 Millionen Tonnen Rohstahl mit deutlich geringeren CO2-Emissionen herzustellen.  

Entscheidenden Anteil am Absatzmarkt für Wasserstoff und damit am schnellen Markthochlauf der Technologie hat auch der Verkehrssektor. »Wir haben bereits umfangreiche Erfahrungen bei der Ausrüstung von  Abfallsammelfahrzeugen mit Brennstoffzellensystemen gemacht. Eine Übertragung auf weitere Nutzfahrzeuge im Waren- und Gütertransport ist daher unser erklärtes Ziel – für einen klimaneutralen Lastverkehr. Hier ist es die Aufgabe, ausreichend Produktionskapazitäten zu schaffen«, so Patrick Hermanspann, CEO der Faun-Gruppe.

Innerhalb des Projekts Clean Hydrogen Coastline will das Unternehmen daher die Fertigung erweitern, um bis zum Jahr 2026 bis zu 12.000 Fahrzeuge in den Betrieb bringen zu können. Faun und EWE planen diese Bestrebungen mit einem dezentralen Tankstellennetz zu unterstützen. 

Einbindung von Wasserstoff in bestehende Energieinfrastrukturen

Um Wasserstoff als Energieträger in das Energiesystem einbinden zu können, gilt es, die vorhandene Strom-und Gasinfrastruktur intelligent zu nutzen. »In Nordwest-Deutschland ist es aufgrund hoher Erzeugungskapazitäten von erneuerbaren Energien möglich, Elektrolyseanlagen auch im großen Maßstab systemdienlich einzubinden. Grüner Wasserstoff sollte möglichst dort produziert werden, wo auch der notwendige Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Das vermeidet unnötig große Stromflüsse und hilft, den zusätzlichen Ausbau der Stromnetze zu begrenzen«, betont Tim Meyerjürgens, Geschäftsführer des Übertragungsnetzbetreibers TenneT.

Passende Standorte lassen sich in Nordwest-Deutschland bereits heute identifizieren. Mit dem Anschluss zusätzlicher erneuerbarer Energien, insbesondere im Offshore-Bereich, steigt das Potenzial für weitere Wasserstoffanlagen weiter an. In Kombination mit der Gasinfrastruktur kan  eine sinnvolle Integration von Wasserstoff als Energieträger gelingen.

 »Im Nordwesten liegt die erste Ausbaustufe unseres HyPerLink-Vorhabens. Bis zum Jahr 2025 wollen wir über unsere Ferngasleitungen eine Verbindung wichtiger Produktions- und Speicherstandorte mit relevanten Absatzmärkten schaffen, und zwar in Niedersachsen, in Bremen und Hamburg«, erklärt Jens Schumann, CEO des Fernleitungsnetzbetreibers Gasunie Deutschland Transport Services. Das HyPerLink-Vorhaben ist eng mit dem Projekt Clean Hydrogen Coastline verbunden und wird als ein wichtiger Bestandteil des europäischen Backbone eine Verbindung zwischen den Niederlanden, Deutschland und Dänemark schaffen.

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