Sprung in den US-Markt

Younicos kauft insolventen Megawatt-Speicheranbieter Extreme Power

17. April 2014, 10:52 Uhr | Heinz Arnold
1-MW/6-MWh-NaS-Batteriespeicher von NGK im Technologiezentrum von Younicos in Berlin Adlershof
© Younicos

Der insolvente amerikanische Batteriehersteller Xtreme Power hat einen neuen Eigentümer: Die Berliner Younicos. Damit steigt Younicos zu einem der größten Anbieter von Batteriespeichern im MW-Bereich auf und will den US-Markt erobern.

Younicos hat in einer Insolvenz-Auktion nach Kapitel 11 unter Aufsicht des US-Konkursgerichts von West-Texas die Vermögenswerte von Xtreme Power erworben. Die Kaufsumme soll sich im niedrigen zweistelligen Millionen-Bereich bewegen.

Das Unternehmen übernimmt neben allen relevanten strategischen Aktiva und auch die ehemaligen Xtreme Power Management-, Engineering-, Business Development- und Operations-Teams. Damit sichert sich Younicos Mitarbeiter mit branchenweit führender Erfahrung in der Entwicklung, im Bau und im Betrieb von über 78 MW Energiespeicheranlagen. Xtreme Power hat mehrere Jahre Erfahrung im profitablen Betrieb und der Rund-um-die-Uhr-Betreuung zahlreicher Projekte und Kunden. Die 2006 gegründete Younicos hat bisher Batteriesysteme im Feld oder im Bau, die insgesamt eine Leistung von 10 MW erreichen. Weitere Anlagen mit einer Leistung von zusammen 10 MW befinden sich in der Planung.

»Dies ist ein historisch und strategisch bedeutender Augenblick für Younicos. Wir übernehmen ein großes Team von erfahrenen Speicher-Spezialisten, wichtige Vermögenswerte, Know-how und erstklassige Kundenbeziehungen, die unser aktuelles Produkt- und Serviceangebot ideal ergänzen«, sagt James P. McDougall, CEO von Younicos.

Nach seinen Worten ist Nordamerika einer der größten potenziellen Wachstumsmärkte für große Energiespeicher. »Wir freuen uns darauf, durch das Zusammenführen der beiden Teams unter der Flagge von Younicos zum Weltmarktführer für große Energiespeicher-Lösungen zu werden.«

Younicos und Xtreme Power sind Marktführer auf ihren jeweiligen Seiten des Atlantiks. Beide Unternehmen haben unabhängig voneinander Systeme zum Zusammenspiel der Schlüsselelemente der Stromnetzinfrastruktur entwickelt. Das umfasst die Kombination von verschiedenen Batterietechnologien und Leistungselektronik mit selbst entwickelter Software, die selbstständig die Anforderungen an das Energiemanagement von Verbund- als auch Inselnetzen erkennt und optimal darauf reagiert.

Younicos errichtet derzeit in Schwerin den europaweit ersten alleinstehenden kommerziellen Batteriepark und liefert die Software für Europas größtes kommerzielles Energiespeicher-Demonstrationsprojekt in Leighton Buzzard, Großbritannien.

Xtreme Power gehörte zu den wenigen Unternehmen in der Branche mit mehreren bereits erfolgreich installierten multi-megawatt-großen Anlagen. Im westtexanischen Notrees hatte das Unternehmen gemeinsam mit Duke Energy den größten Speicher der USA (36 MW/24 MWh) für Windkraftanlagen errichtet. An fünf Standorten in Hawaii und Alaska helfen Energiemanagement-Systeme von Xtreme Power bei der Integration von Erneuerbaren und der Netzstabilität von Inselsystemen.

Seit der Gründung 2004 hatte Xtreme rund 55,7 Millionen Dollar an Investorengeld gesammelt. Xtreme hatte zunächst auf weiterentwickelte Blei-Säure-Batterien gesetzt (PowerCell), für deren Fertigung das Unternehmen ein eigenes Werk betrieb. 2012 hatte ein Feuer die 15-MW-Batteriespeicheranlage von Xtreme auf Hawaii zerstört. Seit April 2013 versuchte Xtreme einen Käufer für die eigene Fertigung zu finden – allerdings ohne Erfolg. In den jüngsten Projekten hatte Xtreme Li-Ionen-Batterien verschiedener Hersteller eingesetzt, nicht mehr die eigene Blei-Säure-Chemie.

Im Januar 2014 ging Xtreme endgültig das Geld aus und das Unternehmen musste Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen. Auch andere Hersteller großer Batteriesysteme wie A123 Systems, Ener1, Exide and International Battery mussten über die letzte Zeit Insolvenz anmelden.

In Younicos haben Batteriehersteller wie Samsung und Gildemeister ist investiert. Gildemeister fertigt Redox-Flow-Batterien auf Vanadiumbasis für den Einsatz in Wind- und Solarparks.

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