Andrew Millis erhält den mit 40.000 Euro dotierten Hamburger Preis für Theoretische Physik 2017. Durch die Arbeit des US-amerikanischen Physikers sei es gelungen, der verlustfreien Stromübertragung bei Raumtemperatur ein großes Stück näherzukommen.
Der Hamburger Preis für Theoretische Physik, den die Joachim Herz Stiftung in Kooperation mit dem Hamburg Centre for Ultrafast Imaging (CUI) vergibt, geht in diesem Jahr an Andrew Millis, Professor an der Columbia University in New York und stellvertretender Direktor für Physik der Simons Foundation.
Millis erhält den Preis für seine ‘herausragenden’ Beiträge zur Erforschung der Physik kondensierter Materie, die sich mit den atomaren und molekularen Wechselwirkungen in festen und flüssigen Stoffen befasst.
Seine Arbeiten ermöglichen Berechnungen, mit denen beispielsweise die elektrische Leitfähigkeit eines Materials sehr genau vorhergesagt werden kann. Damit liefert er einen wichtigen Meilenstein bei der Suche nach Materialien, in denen die Supraleitung, das ist der verlustfreie Stromtransport, auch bei Raumtemperatur möglich ist. Bislang müssen Supraleiter für einen widerstandsfreien Stromtransport noch auf dreistellige Minusgrade heruntergekühlt werden – das ist aufwändig und kostenintensiv.
Millis studierte Physik und promovierte 1986 am Massachusetts Institute of Technology. Im Anschluss arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Bell Laboratories in New Jersey. 1996 wurde Millis Professor an der Johns Hopkins University in Baltimore und wechselte drei Jahre später nach New Jersey an die Rutgers University. Seit 2002 ist er Professor für Physik an der Columbia University. Zudem arbeitet er seit 2011 als stellvertretender Direktor für physikalische Wissenschaften an der Simons Foundation, eine der großen wissenschaftsfördernden Stiftungen der USA.
Supraleitung bei Raumtemperatur
Auf der Entdeckung des Schlüssels zur Supraleitung bei Raumtemperatur ruhen viele Hoffnungen. Durch einen flächendeckenden Einsatz könnten enorme Mengen Strom gespart werden. Weniger Kraftwerke, weniger Treibhausgase, weniger Kosten wären die Folgen. Die jüngsten Forschungsergebnisse von Millis weisen einen neuartigen Weg in diese Richtung: Sie zeigen, dass mit Hilfe ultrakurzer Laserpulse Effekte erzeugt werden, die möglicherweise auch bei Raumtemperatur eine zeitabhängige Supraleitung bewirken können.
Der Hamburger Preis für theoretische Physik wurde im Jahr 2010 durch den von der Joachim Herz Stiftung geförderten Landesexzellenzcluster »Frontiers in Quantum Photon Science« ins Leben gerufen und wird seit 2013 von der Stiftung in Kooperation mit dem CUI fortgeführt.