Bain-Studie

Energieeffizienz-Revolution schafft Wachstumspotentiale

13. März 2014, 16:37 Uhr | Hagen Lang
Die Energiewende und der Ausbau des Smart Grid ordnen die Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft neu. Lokal verwurzelte EVU mit Kundenbindung können sich besonders stark profilieren, so Bain & Co., vor allem im Bereich Energieeffizienz.
© Siemens AG

Der Umsatz im globalen Markt für Energieeffizienz betrug im Jahr 2012 bereits 440 Milliarden Euro und wird jährlich um 16 Prozent weiterwachsen. Zu diesem Ergebnis kommt die Managementberatung Bain & Company in ihrer Studie »Helping Businesses become more energy efficient«.

Als dynamischen Wachstumsmarkt mit global großem Potential identifiziert die Managementberatung Bain & Company die Energieeffizienz in ihrer Studie »Helping Businesses become more energy efficient«. Zu den global 440 Milliarden Euro Umsatz tragen Energieeffizienzprodukte wie Dämmungen, Software und verbrauchsarme Geräte etwa zu zwei Dritteln bei, ein Drittel entfällt auf Dienstleistungen wie Datenmanagement, Beratung oder Contracting. Der Markt soll künftig um 16 Prozent per annum wachsen, wovon neben Herstellern für Elektrik und Elektronik, Baumaterialien und anderen Energiesparprodukten vor allem Energiedienstleister profitieren sollen.

Drei Viertel der Ausgaben für energiesparende Produkte und Dienste werden von Unternehmen nachgefragt. Die Gründe sind vielfältig: Einerseits steigen die Energiepreise, so dass gerade energieintensive Branchen ihre Kosten senken müssen. Andererseits gibt es weltweit zahlreiche Gesetzesinitiativen, die Unternehmen drängen, energieeffizienter zu werden. Dazu zählt zum Beispiel die Europäische Energieeffizienz-Direktive. Hinzu kommt, dass immer mehr Unternehmen sich die Minimierung ihres ökologischen Fußabdrucks zur Aufgabe machen. Für sie stehen nicht nur Kosten oder Compliance im Vordergrund, sondern die langfristige Nachhaltigkeit ihres Geschäftsmodells.

»Die eigene Energieeffizienz wird zu einer immer wichtigeren Frage für Unternehmen«, sagt Dr. Kim Petrick, Partner bei Bain & Company und Energieexperte. »Viele Firmen haben sich ambitionierte Ziele gesteckt, und die meisten lassen sich dabei von Spezialisten helfen. Professionelle Energieeffizienzdienste werden so zu einem der größten Wachstumsfelder.«

Der Markt für Energiedienstleistungen diversifiziert sich und wächst, vor allem im Bereich energetische Optimierung von Gebäuden, Produktion und IT, der Verbesserung von Energieeinkauf und Logistik, des intelligenten Energiemonitoring, mit dessen Hilfe Verbrauchsspitzen gesteuert werden können, bei Konzepten zur Restenergieverwertung sowie der Optimierung der eigenen Energieerzeugung.

Führende Industrieausrüster wie Alstom, ABB, Schneider oder Johnson Controls kombinieren den Vertrieb ihrer energiesparenden Produkte mit Dienstleistungen zur Prozessoptimierung. IT-Firmen wie Cisco, IBM, Microsoft oder SAP bieten Software für die Sammlung und das Management von Energiedaten an. Energiedienstleister wie Cofely, Dalkia, Getec oder Wood Group offerieren integrierte Energiedienstleistungen einschließlich Beratung und Verbrauchssteuerung. Und viele Versorger – von vor Ort verankerten Stadtwerken bis hin zu international tätigen Energiekonzernen – haben Energieserviceunternehmen gegründet.

Besonders in den Bereichen Energiedienstleistungen, Herstellung von Industriegütern und –Ausrüstung, sowie Energieversorgung sieht Bain & Co gute Zukunftschancen. Letzteres mag erstaunen, aber die Studie identifiziert vor allem dort gute Perspektiven, in denen bereits eine eigene Infrastruktur und enge Kundenbindung existieren, etwa bei der Fernwärme oder lokalen KWK-Anlagen. Bei regionalen und überregionalen Versorgern bedroht der Umbau des Energiemarktes durch die Energiewende eher das Kerngeschäft. Perspektivisch seien bei der Erzeugung und Verteilung von Strom mit Umsatzverlusten von bis zu 40 Prozent zu rechnen. Dagegen haben die großen Versorger Vorteile beim Management komplexer Energiesysteme für Zehntausende von Kunden. Für die »Großen« bietet sich eine Zusammenarbeit mit lokalen Dienstleistern, die effiziente Installations- und Wartungsarbeiten erbringen können.

»Energieeffizienzservices sind schon heute mit vielfach überzeugenden profitablen Geschäftsmodellen am Markt«, resümiert Bain-Berater Petrick. »Die großen Veränderungen auf den Energiemärkten eröffnen den Marktteilnehmern zahlreiche Chancen für Innovationen und Wachstum entlang der gesamten Wertschöpfungskette.«


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