Capgemini-Report untersucht Elektrizitäts- und Gasmarkt

Energieversorger unter Druck

21. November 2012, 14:23 Uhr | Claudia Dunker
© Fotolia/M. Schuppich

Die Energiewende und der damit verbundene Netzausbau fordern erhöhte Investitionsbereitschaft von den Energieversorgern. Doch diese sind von mehreren Seiten her unter Druck geraten und zögern. Gravierende Folgen für die zukünftige Versorgungssicherheit befürchtet der gerade erschienene EEMO-Report.

Einerseits werden die Versorgungsunternehmen von Regierung und Behörden vermehrt in die Pflicht genommen, andererseits ist ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis aufgrund zunehmender Preisvolatilität und einer Stagnation des Energieverbrauchs im Sinken begriffen. Daher zögern die Versorger derzeit mit notwendigen Investitionen in die Energieinfrastruktur. Zu diesem Schluss kommt die 14. Ausgabe des „European Energy Markets Observatory“ (EEMO), der jährlich den Elektrizitäts- und Gasmarkt in den 27 EU-Ländern sowie der Schweiz und Norwegen untersucht.

»Die Regierungen müssen Acht geben, dass sie mit ihren Forderungen nicht die Bestrebungen der Versorgungsunternehmen unterlaufen, dringend benötige Investitionen in die Infrastruktur durchzuführen«, erklärt Andreas Weiler, Leiter Energy & Utilities bei Capgemini Consulting in Deutschland, Österreich und der Schweiz. »Das Ausbleiben der Modernisierung der bestehenden Infrastruktur könnte sich als sehr kostspielig erweisen, wenn die Wirtschaft in Europa wieder anzieht und damit auch die Elektrizitäts- und Gasnachfrage steigt.«

Teure Energiewende

In allen im EEMO untersuchten Ländern wird die Energiewende mit erheblichen Kosten verbunden sein. Europaweit seien nach einer EU-Schätzung, die bereits vor dem Fukushima-Vorfall getroffen wurde, Infrastruktur-Investitionen in Höhe von mindestens einer Billion Euro bis zum Jahr 2020 notwendig, um veraltete Kraftwerke zu ersetzen und das Netz für die Energiewende zu modernisieren. Hinzu kämen nach Schätzungen der deutschen Staatsbank KfW allein in Deutschland 350 Milliarden Euro, die nach dem Atomausstieg an Investitionen in die Elektrizitätsproduktion und Stromnetze nötig würden.

Während das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Versorger im Beobachtungszeitraum abnahm, kommen bereits neue belastende Vorgaben auf sie zu: So müssen sie im Rahmen des EU-Kompromisses zur Energie-Effizienz dafür sorgen, dass ihre eigenen Kunden ab dem Jahr 2014 Energie-Einsparungen erzielen oder mit einer Strafe rechnen. Hinzu kommen die allgemein volatile Wirtschaftslage, schwierige Verbrauchsprognosen bei Strom und Gas sowie die unsichere Zukunft der Eurozone, die zusammengenommen dazu führen, das Versorgungsunternehmen derzeit mit den notwendigen Ausgaben in die Infrastruktur zögern.


  1. Energieversorger unter Druck
  2. EU-Emissionsziele in Reichweite, andere EU 2020-Ziele in Gefahr

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