Der Speicher, der aus dem Fels kommt

Heindl Energy plant Bau eines Lageenergiespeichers

4. Februar 2014, 15:32 Uhr | Heinz Arnold
Der Lageenergiespeicher, den Prof. Dr. Eduard Heindl entwickelt und letztes Jahr auf der IRES vorgestellt hat, stellt eine Weiterentwicklung eines Pumpspeicherkraftwerks dar. Dabei wird ein Felszylinder in einem Schacht durch das Einpumpen von Wasser angehoben.
© Prof. Dr. Eduard Heindl, Hochschule Furtwangen

Ende letzten Jahres ist aus der Projektidee zum Bau von Lageenergiespeichern eine Firma entstanden, die Heindl Energy GmbH in Stuttgart. Schon in einem Jahr könne ein erstes Pilotprojekt in Angriff genommen werden, erklärt uns Unternehmensgründer Prof. Eduard Heindl im Interview.

Prof. Eduard Heindl, Heindl Energy: »Der erste Lageenergiespeicher wird etwa 50 Meter Radius haben, er kann 200 Megawattstunden speichern. Damit ließe sich bereits ein wirtschaftlich operierendes System realisieren.«
Prof. Eduard Heindl, Heindl Energy: »Der erste Lageenergiespeicher wird etwa 50 Meter Radius haben, er kann 200 Megawattstunden speichern. Damit ließe sich bereits ein wirtschaftlich operierendes System realisieren.«
© Heindl Energy

Energie & Technik: Sie haben jetzt eine Firma gegründet, die das Konzept der Lageenergiespeicher wirtschaftlich nutzbare Produkte überführen soll. Wie sehen die nächsten Schritte der Firma aus? Welche Investoren haben Sie gewonnen?

Prof. Eduard Heindl: Wir lassen derzeit Machbarkeitsstudien erstellen, auf deren Grundlage wir weitere Investoren für die Projektierung und Planung eines Pilotprojektes gewinnen wollen. Erste Ergebnisse aus den beauftragten Arbeiten erwarten wir in ca. einem Jahr.

Welches sind die technischen Hürden, die noch überwunden werden müssen?

Eine große technische Herausforderung ist die Dichtung. Dafür werden aktuell Untersuchungen angestellt. Es ist weniger ein Problem, einen Druck von 40 bar mit konventionellen Mitteln abzudichten, sondern diesen über mehrere 100 Meter als Ringdichtung zu bauen. Eine weitere Schwierigkeit ist der sich verändernde Gebirgsdruck, der bei Hoch- und Herunterfahren des Felszylinders auftritt. Dafür werden genaue Verstärkungsmaßnahmen analysiert.

Wo könnte ein erstes Pilotprojekt umgesetzt werden, wie groß wäre der Lageenergiespeicher des ersten Pilotprojektes?

Der erste Speicher wird voraussichtlich rund 50 Meter Radius haben, was ein Speichervolumen von etwa 200 Megawattstunden zulässt. Damit ließe sich bereits ein wirtschaftlich operierendes System realisieren. Eins Standort steht noch nicht fest. Einige befinden sich in Prüfung. Wir freuen uns jedoch über weitere Vorschläge

Welche Bedenken hören Sie meist, wenn Sie ihr Projekt vorstellen und was antworten Sie den Skeptikern?

Dies sind meist Fragen der Dichtung, wie eben angesprochen, sowie der Bau eines solchen Felszylinders, der aus dem Umgebungsgestein herausgesägt wird. Weiterhin tauchen viele Fragen bezüglich der Umweltverträglichkeit auf. Diese Sorge kann meist ausgeräumt werden. Andere empfinden den Eingriff in das Landschaftsbild als problematisch. Allerdings wird der Speicher bei voller Aufladung keine 50 Meter aus der Erde ragen und damit im Vergleich eines Pumpspeicherbeckens keinen großen Eingriff in die Landschaft bedeuten.

Sie setzen auf relativ große Lageenergiespeicher. Es gibt auch den Ansatz, mit kleinen Speichern zu arbeiten, die nur wenige Meter Durchmesser aufweisen, dafür aber relativ tief in die Erde gehen. Wie beurteilen Sie diese Methode?

Um den Speicher wirtschaftlich zu betreiben, muss er eine gewisse Speicherkapazität aufweisen. Dafür sind die meisten kleinen Systeme zu klein, auch wenn sie technisch funktionieren mögen. Das System von Gravity Power beispielsweise nutzt alte Schächte in Bergwerken. Allerdings gibt es nur wenige Bergwerke, die tatsächlich für den Einsatz geeignet sind. Zudem ist die dort gespeicherte Energie mit etwa 10 Megawattstunden sehr gering, weshalb diese Speicher im Gegensatz zu unserem Konzept mit Batterien konkurrieren. Der Bau neuer Schächte für diese Technologie ist wirtschaftlich nicht darstellbar.

Können Sie schon abschätzen, wie hoch das Investitionsvolumen für einen kommerziellen Lageenergiespeicher wäre? Welche Ausmaße hätte der Speicher?

Der Preis des Lageenergiespeichers hängt sehr stark vom Radius ab. Der Pilot wird im Bereich von 100 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazitäten liegen. Zum Vergleich: Die Kosten für eine in der Bleibatterie gespeicherte Kilowattstunde liegen bei 150 Euro.

So funktioniert der Lageenergiespeicher

Lageenergiespeicher: Modell
© Prof. Dr. Eduard Heindl, Hochschule Furtwangen
Lageenergiespeicher: Prinzip
© Prof. Dr. Eduard Heindl, Hochschule Furtwangen
Lageenergiespeicher: Aufbau
© Prof. Dr. Eduard Heindl, Hochschule Furtwangen

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