Stadtwerke-Awards 2013

Kundenbindung in Zeiten der Energiewende

21. Mai 2013, 10:29 Uhr | Hagen Lang
Bis auf den letzten Platz gefüllt: Der große Saal des InterContinental Berlin bei der Stadtwerke 2013 - Jahrestagung
© EUROFORUM/A. Friese/W. Borrs

Die mit Preisen ausgezeichneten Projekte dreier Stadtwerke auf der 17. EUROFORUM-Jahrestagung in Berlin repräsentieren die heutigen Prioritäten kommunaler Energieversorger: In Zeiten sich wandelnder Energiemärkte Kunden binden.

So unterschiedlich die prämierten Projekte auf dem 17. Stadtwerkekongress waren, gemeinsam war ihnen das Bemühen, in Zeiten des Wandels Kundenbindung herzustellen. Gepunktet hatten die drei Gewinner, die Stadtwerke Bonn, das nordhessische Wolfhagen und die Stadtwerke Krefeld SWK Energie mit Projekten zur Umsetzung der Energiewende vor Ort. Der Modellcharakter und die Übertragbarkeit der drei Konzepte globalen Denkens und lokalem Handeln, waren der Jury Auszeichnungen wert.

Sven Becker, Sprecher der Trianel-Geschäftsführung und Jurymitglied begründete den Appeal der Preisträger: »Die Energiewende fordert von Stadtwerken nicht nur die Entwicklung von neuen Geschäftsfeldern und Strategien, sondern auch Ideen, die Menschen in die neue Energiewelt mitzunehmen. Das gelingt vielen Stadtwerken vorbildlich. Sie nutzen ihren Heimvorteil aus und punkten durch ihre Nähe zum Kunden«.

Verleihung des Stadtwerke-Awards 2013

Bis auf den letzten Platz gefüllt: Der große Saal des InterContinental Berlin bei der Stadtwerke2013-Jahrestagung
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Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt und Sven Becker, Trianel
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Robert Landen und Jürgen Winterwerp, Stadtwerke Bonn
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Gerade das »Mitnehmen« der Menschen in die Energiewende stellt die Beteiligten vor besondere Herausforderungen. Nur einige abstrakte Kennzahlen kennt die Bevölkerung: Erneuerbare Energien sollen bis 2030 50 Prozent und bis 2050 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs ausmachen. Der Wärmeverbrauch in Gebäuden soll bis 2020 um 20 Prozent sinken, bis 2050 um 80 Prozent, der Stromverbrauch der Republik möge sich bis 2020 um 10 Prozent und bis 2050 um 25 Prozent reduzieren und der Primärenergieverbrauch des Landes sogar um 20 Prozent bis 2020 und um 50 Prozent bis 2050.

Mit welchem Technologiemix und zu welchen Preisen ist weitgehend unklar. Medien ventilieren abwechselnd Strom-Blackouts wegen der Netzbelastung planlos ins Kraut schießender Wind- und Sonnen-Strom-Einspeisung, soziale und wirtschaftliche Schieflagen wegen uferloser Vergütung regenerativer Energien oder verdammungswürdiges Festhalten an umweltschädlichen Atom- und Kohlekraftwerken. Die Energiewende-Euphorie ist verflogen: Der »Energiewende-Index«, umfragemäßig erhobenes Maß für das Vertrauen der Gesamtbevölkerung in die Energiewende, sank im Ersten Quartal 2013 erstmals unter 100 – und wurde damit negativ. Laut der Umfrage der Deutschen Energie-Agentur (dena) hat die Energiewende im Ersten Quartal 2013 auch bei »gut informierten« Entscheidern aus Politik, Verbänden und bei Meinungsführern an Zustimmung eingebüßt: Hier sank der Index von 121,3 Mitte 2012 auf 107,5.

Vertrauensbildung bei verunsicherten Stromkunden tut also Not. Diese hatten die Jury-Mitglieder des Stadtwerke-Awards, darunter NRW-Umweltminister Johannes Remmel, Städte und Gemeindebund-Geschäftsführer Dr. Gerd Landsberg und VKU-Hauptgeschäftsführer Joachim Reck im Sinn, als sie sich für die drei Preisträger entschieden. Christina Sternitzke, Mitglied der Geschäftsleitung beim Veranstalter EUROFORUM Deutschland SE erklärte zum gemeinsam mit dem Aachener Stadtwerke-Verbund Trianel und der Zeitung Energie & Management ausgeschriebenen Preis: »Wichtig bei der Auswahl der Nominierten und Sieger war der Jury die Einbindung der Projekte in eine Gesamtstrategie, die Übertragbarkeit und Originalität sowie die Einbindung und Kommunikation mit den Kunden. Das haben alle Award-Gewinner in beispielhafter Weise umgesetzt«.

In diesem Sinne besonders vorbildliche Kunden-Kommunikation und -Einbindung bescherte den Stadtwerken Bonn den Sieg. Sie erhielten den Award für eine umfassende Kommunikationskampagne, die den Bonner Kindern die Energiewende erklärt. Herzstück der Kampagne ist das Buch »Die Konferenz der Kabel«, in der sich Vertreter des 4000 Kilometer langen Bonner Rohr-, Kabel- und Leitungsnetzes zu einer unterirdischen Konferenz treffen und gemeinsam für die Energiewende votieren. Mehr Solarzellen, Nahwärme, Minikraftwerke und Windenergie wollen die Kabel, damit sie auf Atomstrom verzichten können. Wie der Atomausstieg gelingen kann, wird ein anwesendes japanisches Hightech-Kabel seinen Fukuschima-geplagten Leidgenossen in Nippon nach seiner Rückkehr aus Bonn berichten. Das an die »Konferenz der Tiere« angelehnte Buch erklärt nebenbei die unterirdische Welt urbaner Technik, aber in erster Linie, so Bonns OB Jürgen Nimptsch, macht es »die gelebte Energiewende in Bonn begreifbar. So werden schon die Kleinsten vor Ort zu Klimabotschaftern ausgebildet.«

Ausgebildete Klimabotschafter werden sicher die eine oder andere Skurrilität der Energiewende gelassener tolerieren.


  1. Kundenbindung in Zeiten der Energiewende
  2. Kundenbindung für Erwachsene

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