Stark reduzierte Anlaufzeiten

Turbinen-Ertüchtigung im Heizkraftwerk Nürnberg-Sandreuth

15. November 2017, 15:50 Uhr | Hagen Lang
© Siemens AG

Weltweit zum ersten Mal wurde bei einer bestehenden Dampfturbinen-Anlage eine Ummantelung nachgerüstet, die das vollständige Auskühlen beim Abschalten verhindert. Daraus resultieren wesentlich kürzere Anlaufzeiten, die dem Kraftwerk nötige Flexibilität in Zeiten volatiler Strompreise verschaffen.

In Zeiten volatiler EEG-Stromeinspeisungen fluktuieren auch die Börsenstrompreise stark, sodass Kraftwerke, die mehrere Stunden Anlaufzeit für das Hochfahren benötigen, nicht mehr schnell genug auf die Marktlage reagieren können. Seit 2015 haben die Projektpartner der N-ERGIE AG und der Siemens AG daran gearbeitet, das Heizkraftwerk Nürnberg-Sandreuth so zu ertüchtigen, dass es flexibel auf schnelle und starke Strompreisänderungen reagieren kann.

Eine mit elektrischen Heizwiderständen ausgestattete Ummantelung verhindert jetzt, dass eine Turbine sich beim Abschalten vollständig abkühlt. Dadurch ist sie schon innerhalb von 45 Minuten wieder voll betriebsbereit und nicht wie bisher erst nach mehreren Stunden. Die ersten sechs Monate Betrieb verliefen ohne Probleme.

Dass das schnelle Reagieren auf volatile Strompreise gelingt, freut N-ERGIE Kraftwerke-Geschäftsführer Norman Villnow: »Unsere Strategie zur Flexibilisierung des Heizkraftwerks Sandreuth ist voll aufgegangen. Wir sind jetzt in der Lage, die Erzeugung vorübergehend auszusetzen, wenn die Preise am Strommarkt im Keller oder sogar negativ sind.«

Insbesondere am Wochenende, wenn der Verbrauch niedrig, die Erzeugung durch regenerative Erzeugungsanlagen aber gleichbleibend hoch ist, fallen die Preise für konventionell erzeugten Strom. Speisen die erneuerbaren Energien-Anlagen zu viel Strom ein, können die Strompreise sogar negativ werden und Kraftwerksbetreiber, die ihre Anlagen aus technischen Gründen nicht einfach abschalten können, müssen dann für das Stromeinspeisen sogar Geld bezahlen.

Durch die flexible Fahrweise ist das Heizkraftwerk Sandreuth jetzt sogar Teil des »Dezentralen Kraftwerks« der N-ERGIE, mit dem die N-ERGIE den Übertragungsnetzbetreibern geldwerte Sekundärregelleistung anbietet, die durch die fluktuierenden Erneuerbaren zur Aufrechterhaltung der Stabilität des Stromnetzes immer wichtiger wird.


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