dena-II-Studie

ZVEI: Stromnetze ausbauen

26. November 2010, 16:11 Uhr | Heinz Arnold
Stephan Kohler, dena: »Die Stromnetze in Deutschland müssen zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben deutlich ausgebaut werden.«
© VDE

»Unter Verwendung etablierter 380-kV-Freileitungstechnik müssen 3.600 km Höchstspannungstrassen bis zum Jahr 2020 gebaut werde«, sagt Stephan Kohler, Leiter der Deutschen Energieagentur (dena). Einschließlich des notwendigen Anschlusses der Offshore-Windparks betragen die Kosten hierfür 9,7 Mrd. Euro.

»Wir müssen schnell eine robuste Vision zukünftiger Energienetze entwickeln, die die integrative Versorgung mit Strom, Wärme und Kälte sowie Mobilität berücksichtigt und gleichzeitig alle Arten von Kunden und Erzeugungseinheiten gleichermaßen einschließt«, erklärt VDE-Experte Prof. Dr.-Ing. Armin Schnettler, Leiter des Instituts für Hochspannungstechnik (IFHT) an der RWTH Aachen, der die dena-II-Studie als externer Gutachter geprüft hat.

380 kV plus neue Techniken

Für viele Übertragungsaufgaben stellt das klassische 380-kV-Freileitungsnetz, das sowohl durch den Neubau von Leitungen als auch durch die Verstärkung von bestehenden Leitungstrassen ertüchtigt wird, die technisch und wirtschaftlich beste Lösung dar.

Allerdings muss es um neue Technologien erweitert werden. Dazu zählen Flexibilisierungsmaßnahmen: Freileitungsmonitoring, Hochtemperaturleiterseile und Hochspannungsgleichstromübertragung (HGÜ - Freileitungen und Kabel vor allem zum Anschluss von Offshore-Windparks).

Problematisch bei der Umsetzung der Maßnahmen ist insbesondere die Einbindung der Öffentlichkeit, die zwar insgesamt einen Ausbau der erneuerbaren Energien befürwortet, aber derzeit nicht bereit ist, auch den notwendigen Ausbau der Stromnetze vor allem über Freileitungstrassen zu akzeptieren. »Hier müssen wir zum einen alle viel versprechenden neuen Technologien für einen schnellen Einsatz qualifizieren und zum anderen die Öffentlichkeit stärker in die technischen Optionen mit den entsprechenden Vor- und Nachteilen einbinden«, fordert Schnettler.

Lastmanagement und Smart Grid

Ein weiterer Punkt ist das Lastmanagement, das erforderlich ist, um das Netz trotz Einspeisung aus fluktuierenden Quellen stabil zu halten. Dazu muss das existierende Netz zum Smart Grid aufgerüstet werden. Das bedeutet: die Betreiber müssen Sensoren und Aktoren einbauen und das Netz um Kommunikations- und Informationstechniken erweitern, um möglichst viele Informationen über den jeweiligen Zustand zu erhalten. Auf diese Weise können sie es steuern.

Im ersten Schritt statten sie die Ortsnetzstationen mit Mess- und Kommunikationseinrichtungen aus. Darüber hinaus werden die Endkunden über intelligente Zähler eingebunden. »Hier können neue Geschäftsmodelle zu einer höheren Energieeffizienz führen«, erklärt Wolfgang Glaunsinger, Geschäftsführer der Energietechnischen Gesellschaft im VDE.

Der Strom kommt in Zukunft vor allem aus dem Norden. Aus großen Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee sollen bis 2030 rund 25 GW Leistung angeboten werden. Gebraucht wird er dagegen insbesondere im Süden und Westen der Republik. Deshalb gilt: Ohne Netze keine neue Energie. Die Politik muss hier Anreize setzen, um die zu langen Planungs- und Genehmigungsfristen zu verkürzen, so die Forderung des VDE.



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