Sanierungs-Contracting

Geld verdienen mit Energiesparen in öffentlichen Liegenschaften

13. Januar 2014, 12:05 Uhr | Hagen Lang
Energiesparprojekte in öffentlichen Liegenschaften gehören in professionelle Hand. Wenn Contractoren nur bezahlt werden, wenn sie tatsächlich Energie sparen, profitieren öffentliche Hand und Contractoren, eine klassiche Win-Win-Situation.
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Aus der Steinzeit der Energieeffizienz stammt die Anlagentechnik in Deutschlands öffentlichen Liegenschaften: Sie ist durchschnittlich 25 Jahre alt. Das will die Internationale Energie Agentur (IEA) ändern.

13 Nationen versuchen derzeit Energiedienstleistungen voranzubringen und gleichzeitig riesige ungenutzte Energiesparpotentiale öffentlicher Liegenschaften zu realisieren. An dem Vorhaben mit dem sperrigen Namen »Annex 61, Business and Technical Concepts for Deep Retrofit in Public Buildings» beteiligen sich unter Führung der internationalen Energie Agentur (IEA) neben Deutschland neun weitere europäische Länder, die USA, Kanada und Australien.

Seit Ende 2013 läuft das Deutsche Teilprojekt »EDLIG« (Energie Dienstleistungen im Gebäudebestand). Mit einer Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) in Höhe von 800.000 Euro vereint es unter Führung der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg Forschungsinstitute, Verbände, die Deutsche Energieagentur dena, Banken sowie Ingenieur- und Architekturbüros.

Um Energiesparpotentiale in öffentlichen Liegenschaften effizient heben zu können, sollen auf Basis von Contracting-Dienstleistungen geeignete Geschäftsmodelle mit garantierten Energieeinsparzielen für die integrale Gebäudesanierung entwickelt werden. Energiespar-Contracting bezeichnet die Erschließung privaten Kapitals für die energetische Gebäudesanierung. Der Contractor saniert auf eigene Rechnung, garantiert langfristig eine vereinbarte Energieeinsparung und trägt das finanzielle Risiko, falls das Einsparziel nicht erreicht wird. Entlohnt wird er über die tatsächlichen Energie- und Betriebskosteneinsparungen in einem bestimmten Zeitraum. Der Auftraggeber erhält im Gegenzug Gebäude mit effizienter Anlagentechnik.

Die Chancen des Projekts sind enorm: Ist die Anlagentechnik öffentlicher Liegenschaften im Durchschnitt 25 Jahre alt, so beträgt das Durchschnittsalter der Gebäudehüllen sogar 35 Jahre. Die Sanierungsrate liegt hierzulande bei rund einem Prozent pro Jahr; das Doppelte bis Dreifache ist eigentlich nötig, um die Ziele der Energiewende zu erreichen. Das Handlungsdefizit führen öffentliche Verwaltungen meist auf fehlende finanzielle Mittel zurück. Dabei sind Sanierungen auch ohne Haushaltsmittel umsetzbar. »Mit Energiespar-Contracting können trotz knapper Finanzen umfassende Maßnahmen zur Gebäudesanierung realisiert werden«, sagt Rüdiger Lohse, Leiter Contracting bei der KEA und der Forschungsprojekte.

Zwar hat es in Deutschland in den letzten Jahren schon 100 Energiespar-Contracting-Projekte gegeben. »Bisher hat sich Contracting jedoch auf die Erneuerung der Gebäudetechnik beschränkt«, so Lohse. »Hier gibt es Berechnungswerkzeuge für Projektentwickler und Contractoren. Die Energieeinsparung mit erneuerten technischen Geräten ist gut prognostizierbar und damit auch die finanzielle Entlohnung der ausführenden Firmen.«

Das Forschungsprojekt führt nach der Datenerhebung für verschiedene Gebäudetypen mit Hilfe von weiterentwickelten Simulationsprogrammen Sanierungsmaßnahmen durch und die ermittelt die Energieeinsparung. Sein nächster Abschnitt beschäftigt sich besonders mit neuen Geschäftsmodellen und der Minimierung von finanziellen Risiken. Abschließend werden Machbarkeitsstudien, Pilotprojekte und ein umfassender Leitfaden für die Branche erarbeitet und veröffentlicht.


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