Eine erfolgreiche Energiewende gelingt nur durch den umfangreichen Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie, so der Tenor der Experten auf dem Berliner Gespräch des MÜNCHNER KREIS e.V., das den Weg zu einer erfolgreichen Energiewende auslotete.
1,5 Millionen dezentraler Energie-Einspeiser existieren derzeit, Tendenz steigend. Sie lösen sukzessive die »ordentliche« Großkraftwerkslandschaft ab. Die damit verbundene Komplexität kann nur durch umfangreichen Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie bewältigt werden, waren sich die Teilnehmer des vom MÜNCHNER KREIS veranstalteten Berliner Gesprächs »Wichtige Schritte auf dem Weg zur erfolgreichen Energiewende« einig.
»Die Komplexität unseres zukünftigen Energiemanagementsystems wird höher sein als die des Internets«, sagte Prof. Dr. Dieter Rombach, Technische Universität Kaiserslautern und Fraunhofer IESE. »Heute können wir ein solch komplexes Energiemanagementsystem nicht verlässlich bauen. Die Energiewende zwingt uns aber dazu dieses bisher komplexeste Artefakt der Menschheit zu entwickeln.« Unternehmen böten heute zwar Einzellösungen; für eine zuverlässige Energieversorgung seien aber integrierte Lösungen mit klaren Schnittstellen notwendig, auch auf europäischer Ebene.
Dr. Benedikt Römer, Siemens AG und MÜNCHNER KREIS, sieht in der Energiewende eine große Chance für die deutsche Volkswirtschaft, denn neue Geschäftsmodelle und neue Lösungen schaffen Wert und Arbeitsplätze. „Durch die Förderungen von Innovationen im Bereich intelligenter Energie kann sich Deutschland als Vorreiter etablieren, die Modernisierung des Energiesystems in Europa vorantreiben und weltweit neue Produkte und Lösungen vermarkten“, so Römer. Wichtig ist in der Umsetzung ein zielgerichteter Einsatz von Technologie- und Prozessinnovationen. Best Practice Beispiele und gut geplante Transformationsprojekte können hierbei wichtige Unterstützung leisten, um aus den vielfältigen Informations- und Kommunikationstechnologien die richtigen auszuwählen und möglichst wertschaffend zu nutzen.
Die Herausforderung der Energiewende besteht nach Meinung von Dr. Christoph Reichle vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie darin, die verschiedenen Handlungsfelder der Energiewende (u.a. Übertragungsnetze, Verteilnetze, Ausbau der erneuerbaren Energien sowie Digitalisierung), die bisher nebeneinander verliefen, zu verknüpfen. Den Kern der Energiewende bildet der Netzausbau, der aber gleichzeitig aufgrund mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz auch deren Achillesferse ist.
Die abschließende Podiumsdiskussion monierte, dass in der Forschung und Entwicklung die drängendsten Energiefragen in den unterschiedlichen Bereichen (Smart Cities, Smart Grid etc.) separat angegangen werden – ein »waste of energy«. Die Diskussionen finden vertikal, in abgetrennten Forschungsgebieten statt. Wertvolle Synergien bleiben bisher ungenutzt.
Der MÜNCHNER KREIS wird als unabhängige Plattform zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Diskussion mit allen Stakeholdern fortsetzen und so den Prozess der Energiewende konstruktiv begleiten und zu Entscheidungsfindungen beitragen