Blockchain in der Energiewirtschaft

Alles nicht so kompliziert?

21. Januar 2020, 17:20 Uhr | Hagen Lang
Die Industrie bietet vereinzelt bereits Produkte für Blockchain-Systeme an. So können Unternehmen mit dem »Oracle Blockchain Cloud Service« eigene Blockchain-Netze aufbauen und sie schnell in Oracle SaaS und Third-Party-Anwendungen sowie in weitere Blockchain-Netze integrieren.
© Oracle

Der Einsatz der Blockchain-Technologie im Energiebereich würde in quasi-hoheitlich gesicherte Abläufe von Energieanbietern und Netzbetreibern eingreifen und wird jetzt von der Bundesnetzagentur diskutiert. Seit 2017 setzt die STROMDAO GmbH das Verfahren erfolgreich bei einem Stromtarif ein.

Im November hatte die Bundesnetzagentur (BnetzA) betroffene Kreise aufgefordert, ihre Standpunkte zur Blockchain-Technologie als Diskussionsgrundlage für den Einsatz von Blockchain in den regulierten Netzen einzureichen. Die Blockchain-Technologie könnte theoretisch auch zwischen »dezentralen« Energie-Verbrauchern und –Erzeugern eine direkte Beziehung mit Abrechnungsgrundlage herstellen, ist aber erst allmählich in den Fokus der Regulierungsbehörden gelangt.

Thorsten Zoerner ist Geschäftsführer der STROMDAO GmbH und findet, dass die Beschäftigung der BNetzA mit der Blockchain-Technologie spät kommt, sein Unternehmen setz die Technologie schon seit 2017 erfolgreich ein: »Mit dem Stromprodukt Corrently hat die STROMDAO GmbH ein Ökosystem geschaffen, das eine Symbiose aus dezentralem Leistungsmarkt auf Anbieterseite und dem Hybridstrommarkt auf Verbraucherseite abbildet. Die Blockchain-Infrastruktur liefert das System zur Vergütung von netzdienlicher Nutzung der Stromnetze an den Verbraucher und könnte noch viel mehr, wenn gesetzliche Hemmnisse entfallen würden.« 

Corrently ist ein zeitabhängiges, dynamisches Ökostromprodukt und setzt eine öffentliche Blockchain ein. Sogenannte Tokens, Quasi-Währungen, ermöglichen im automatischen Lieferdienst unstetig anfallender erneuerbarer Energie eine zeitliche Entkopplung zwischen erfüllter Leistung und der Honorierung der Leistung, das Monitoring dezentraler Ökostromerzeugung und Nutzung ist damit möglich.Technische und rechtliche Herausforderungen sieht Zoerner bei der Anwendung von Blockchain-Technologie heute im Energiesektor keine mehr, die technische Infrastruktur stünde auf festem High-Tech-Fundament. 

„Die größte Hürde bei der Einführung eines neuen, innovativen Stromprodukts sind ökonomische Herausforderungen«, glaubt er. »Ein neues Stromprodukt für private Stromkunden einzuführen, wird zunächst als wenig innovatives Vorhaben verstanden, selbst wenn damit Netze entlastet werden, regionale Ökostromerzeugung und regionale Ökostromnutzung gefördert werden. Wir mussten ein unabhängiges Gutachten erstellen lassen, um die Wirkweise unserer Stromprodukte zu belegen. Trotzdem ist der Zugang zu Risikokapital in Deutschland schwierig. Das ist aber notwendig, um Wachstum zu generieren.« 

Die Rolle und die Befugnisse der „Energie Codes und Services GmbH“ im Hinblick auf den Zero-Trust-Ansatz der meisten Blockchain-Lösungen sieht Zoerner kritisch. Diese wurde 2016 als hundertprozentige Tochter des BDEW Bundesverbandes der Energie und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) gegründet und von diesem beauftragt, die für den elektronischen Datenaustausch zwischen den Unternehmen im deutschen Energiemarkt nötigen Identifikatoren (Codes) zu vergeben und zu verwalten. 

Diese BDEW-Tochter möchte Zoerner im Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie in den Netzsektorenneu überprüft wissen. Aus Sicht der STROMDAO und ihres Stromprodukts Corrently stelle das Diskussionspapier der Bundesnetzagentur im Bereich Energie nicht den aktuellen Stand der Technologie und der wirtschaftlichen Möglichkeiten dar. Die Entwicklungen und Erfahrungen, die mit e-Estonia oder auch anderen Marktakteuren in Deutschland vorliegen, hätten berücksichtigt werden können. Die genannten Akteure Tennet und Sonnen reichten nicht aus und zeigen bei weitem nicht den aktuellen Stand von Technik, Möglichkeiten und Wissen.


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