Sicherheitspolitische Erwägungen

Berlin verhindert Käufe deutscher Unternehmen durch China

2. August 2018, 13:41 Uhr | Hagen Lang
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Seit Jahren kaufen chinesische Firmen systematisch europäische Firmen mit technologischer und marktstrategischer Bedeutung. Berlin verhinderte nun die Übernahme des Maschinenbauers Leifeld Metal Spinning sowie eines Unternehmens-Anteils am Stromnetzbetreiber 50Hertz durch chinesische Unternehmen.

Das Laissez-faire der Bundesregierung gegenüber chinesischen Firmenkäufen in Deutschland hat demnach ein Ende. Nachdem die Übernahme Kukas durch Chinesen noch durchgewunken wurde, die chinesische Übernahme des Elektrotechnikherstellers Aixtron noch am Veto Präsident Obamas und nicht an Berlin scheiterte, ist man dort jetzt aufgewacht.

Die Yantai Taihai Group zog ihren Antrag auf eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für die Übernahme von Leifeld beim Wirtschaftsministerium zurück, nachdem ein Veto der Bundesregierung, selbige zu erteilen, ruchbar geworden war. „Sicherheitspolitische Erwägungen“ spielten dabei ebenso eine Rolle, wie bei der Versagung der Genehmigung zur Übernahme von 20 Prozent der Firmenanteile am Stromnetzbetreiber 50Hertz durch die State Grid Corporation of China (SGCC).

Während sich mit den Werkzeugmaschinen von Leifeld hochkomplexe Bauteile für den Luft- und Raumfahrt- sowie Nuklearbereich herstellen lassen, bewertet die Bundesregierung die Stromübertragungsnetze von 50Hertz als kritische Infrastrukturen, die aus sicherheitspolitischen Erwägungen zu schützen und unter nationaler Kontrolle zu halten sind.

Hinter den chinesischen Unternehmenskäufen steckt System, so Eva-Maria Berchtold, Leiterin Transaction Advisory Services bei der Unternehmensberatung Ernst & Young Österreich. Sie ist mit an der aktuellen Studie „Chinesische Unternehmenskäufe in Europa“ beteiligt, die Merger&Acquisition-Deals chinesischer Unternehmen in Europa von 2006 bis 2018 analysiert.

»Die Shopping-Tour chinesischer Unternehmen in Europa wird durch einen staatlichen Masterplan angetrieben«, weiß Frau Berthold und spielt besonders auf das „One Belt, One Road“-Projekt der chinesischen Regierung zum Aufbau einer interkontinentalen Infrastruktur zwischen China, Europa und afrikanischen Ländern an. Dies hat »die Übernahmeaktivitäten befeuert«, so Frau Berchtold.

Bereits 1700 europäische Unternehmen haben chinesische Investoren von 2006 bis Mitte 2018 weitgehend unterhalb der öffentlichen Wahrnehmungsschwelle übernommen, wobei die Investitionen mit 85 Milliarden Dollar 2016 und 57 Milliarden Dollar 2017 am höchsten waren. Das erste Halbjahr 2018 fällt mit 15 Milliarden Dollar ab. Frau Berchtold: »Nach dem Rekordjahr 2016 mit 309 Übernahmen chinesischer Investoren in Europa gab es 2017 und im ersten Halbjahr 2018 einen deutlichen Rückgang.«

Dies deshalb, weil die chinesischen Behörden seit November 2016 strengere Kontrollen und Auflagen verabschiedet haben, um den Kapitalfluss ins Ausland zu kontrollieren. »Auch auf europäischer Seite wurden die regulatorischen Anforderungen erhöht«, so Frau Berchtold. »Daran sind bereits einige Deals gescheitert. Das Interesse chinesischer Investoren an europäischen Übernahmezielen bleibt dennoch groß«. Vor allem an deutschen.

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