Offenes Planungsinstrument »open_eGo«

Energiesysteme optimal analysieren und modellieren

5. November 2018, 17:36 Uhr | Hagen Lang
Will die Intransparenz bei der Netzplanung beenden: Prof. Dr.-Ing. Jochen Wendiggensen, Professor für Automatisierungstechnik am Fachbereich für Energie und Biotechnologie an der Hochschule Flensburg.
© Hochschule Flensburg

Das jetzt vorgestellte offene Planungsinstrument »open_eGo« (open electricity Grid optimization) ermöglicht erstmals Interessierten die Modellierung von Netz- und Speicherausbau in Deutschland.

Mit 1,9 Millionen Euro förderte das Bundes-Wirtschaftsministerium die unter Führung des Flensburger »Zentrums für nachhaltige Energiesysteme« von fünf Projektpartnern zwischen 2015 und 2018 entwickelte Netzplanungssoftware »open_eGo«.

Die Software zur offenen und Netze übergreifenden Planung von Versorgungsnetzen und Energiespeichern wurde im Rahmen des Abschlussworkshops des Forschungsprojektes in Berlin vorgestellt.

»In der Energiewirtschaft gibt es viele Akteure und Bereiche, die restriktiv und intransparent arbeiten. Insbesondere im Bereich der Netzplanung sind sowohl die Netzdaten als auch die Berechnungssoftware oft nicht zugänglich«, sagt Jochen Wendiggensen, Professor für Energiewissenschaften an der Hochschule Flensburg und Koordinator des Verbundprojekts, über die Hintergründe des Projekts. »Dadurch war es bisher nicht möglich, den volkswirtschaftlich günstigsten Netz- und Speicherausbau zu berechnen.«

Das soll »open_eGo« ändern. Das Planungsinstrument stellt georeferenzierte Datenmodelle des Übertragungs- und Verteilnetzes inklusive Ein- und Ausspeiser zur Verfügung. »Das Datenmodell beinhaltet Netzdaten von Stromleitungen, Trafos, Windkraftanlagen, Kraftwerken, Stromverbrauchern usw«, erklärt Jochen Wendiggensen.

open_eGo funktioniert als Open Source und Open Data. Dazu wurde im Rahmen des Projekts eine öffentlich zugängliche virtuelle Plattform entwickelt. Das Tool und die Daten können unter Einhaltung einer freien Lizenz verwendet und weiterentwickelt werden und erlauben so kollaboratives, transparentes Arbeiten.

open_eGo kann neben den klassischen Ausbaumaßnahmen von Stromleitungen und Kabeln auch netzdienliche Maßnahmen wie der Bau von elektrischen Speichern oder die Abregelung von Erzeugungsanlagen untersuchen.  Die Untersuchung kann hierbei integriert über alle Spannungsebenen erfolgen – von der großen Übertragungsstromtrasse bis zum Ortsnetz einer Gemeinde. 

Neben der wissenschaftlichen Anwendung und Untersuchung der Modelle nutzen auch Unternehmen aus der Energiebranche die entwickelten Tools, um aktuelle Fragen des Energiemarktes zu beantworten. Beispielsweise werden in einem Anwendungsfall der ARGE Netz Energie GmbH & Co. KG aus Schleswig-Holstein die mittel- und langfristigen Auswirkungen des Netzausbaus auf das Einspeisemanagement von Windkraftanlagen und die Möglichkeiten zur markt-optimalen Betriebsweise der Anlagen untersucht.


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