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SVC-Anlagen stabilisieren Indiens Netz

3. März 2017, 14:23 Uhr | Heinz Arnold
Siemens hat seine bisher größte, voll geregelte klassische SVC-Anlage mit einem Blindleistungsregelbereich von 1 GVAr in der Umspannstation Ludhiana im indischen Bundesstaat Punjab in Betrieb genommen.
© Siemens

Einen Regelbereich von 1 GVAr erreicht die Blindleistungskompensationsanlage von Siemens in Ludhiana und stabilisiert zusammen mit zwei weiteren Analgen vom Typ SVC Classic das indische Netz.

Insgesamt baut Siemens drei große Blindleistungskompensationsanlagen der Reihe SVC Classic (Static VAR Compensation) für den indischen Energieversorger und Netzbetreiber Power Grid Corporation of India Limited (PGCIL) mit einem Gesamtauftragswert von 60 Millionen Euro. Die erste und größte der drei SVC-Anlagen ging im November 2016 in der Umspannstation Ludhiana im indischen Bundesstaat Punjab in Betrieb. Die zweite SVC mit einem etwas kleineren Blindleistungsregelbereich folgte im Dezember 2016 in Kankroli in Rajasthan. Die dritte Anlage in der Umspannstation New Wanpoh im Bundesstaat Kashmir wird 2017 folgen.

»Wir haben mit der Blindleistungskompensationsanlage in Ludhiana, die einen rekordverdächtigen Regelbereich von 1 GVAr hat, unseren bisher größten, jemals gebauten SVC erfolgreich in Betrieb setzen können. Damit stehen wir auch auf diesem Gebiet weiter an der Technologiespitze«, sagte Ralf Christian, CEO der Siemens-Division Energiemanagement.

Mirko Düsel, CEO der Siemens-Geschäftseinheit Transmission Solutions: »Außerdem war es ein wichtiger Schritt für uns, dass bei diesem Drei-Anlagen-Projekt auf einem der weltweit größten Märkte für flexible AC-Übertragungssysteme die Thyristorventile und die Schutz- und Leittechnik für die SVCs in unseren eigenen Werken lokal gefertigt und getestet wurden.«

Die drei 400-kV-SVC-Anlagen in den Umspannstationen Ludhiana (-400/+600 MVAr), Kankroli ( 300/+400 MVAr) und New Wanpoh (-200/+300 MVAr) stellen nicht nur induktive oder kapazitive Blindleistung für das Hochspannungsnetz im normalen statischen Betrieb bereit. Je nach Netzfehlersituation liefern sie dynamisch die jeweils benötigte Blindleistung, um Netzunterspannungen oder Überspannungen in kürzester Zeit zuverlässig entgegen zu wirken. Außerdem stellen die SVC-Anlagen diejenige Blindleistung zur Verfügung, um die Übertragungsspannung im Netz und in den Umspannwerken auf einem optimalen Wert halten zu können. Damit unterstützen die SVCs die transiente und dynamische Stabilität des Energienetzes.

Fertigung in Indien

Siemens führte diesen Auftrag für den indischen Netzbetreiber mit einem hohen lokalen Wertschöpfungsanteil aus. Der Schlüssel dazu war ein umfangreicher Know-how- und Kompetenztransfer mit ausgeklügeltem Trainingskonzept. Zum Beispiel wurden die Schutz- und Leitsystemschränke der drei Blindleistungskompensationsanlagen im Siemens-Werk Kalwa in der Nähe von Mumbai gefertigt. Danach führte das Engineering-Team des Siemens-Werks für Netzautomatisierungskomponenten im indischen Bundesstaat Goa die Schutzfunktionstests der Schränke durch. Die mehrere Monate dauernden funktionalen und dynamischen Tests der drei SVC Schutz- und Leitsysteme wurden zum ersten Mal im Simulationslabor eines weiteren, neu errichteten Siemens-Werk am Standort Goa ausgeführt. Dieses Werk ist das zweite wichtige Standbein der Lokalisierung. Dort wurden die Thyristorventile für den SVC in New Wanpoh gefertigt und stückgeprüft. Die Thyristorventile der beiden anderen Anlagen kamen aus Nürnberg.

Zusammen mit seinem hohen Anteil an lokalem Engineering und lokaler Fertigung ebnete dieser Auftrag von der Power Grid Corporation of India den Weg für einen weiteren Auftrag des indischen Stromversorgers für Siemens. Dieser umfasst das Design, das Engineering, die Installation und die Inbetriebnahme von vier Statcom-Blindleistungskompensationsanlagen der Reihe SVC Plus im Wert von rund 78 Millionen Euro.

Die Blindleistungskompensation ist ein Teilgebiet der flexiblen Drehstromübertragungssysteme, FACTS (Flexible Alternating Current Transmission Systems). FACTS können die Parameter regeln, die den Betrieb eines Stromversorgungsnetzes bestimmen und die Qualität der Übertragung ausmachen. Dazu zählen Übertragungsimpedanzen, Ströme, Spannungen und Phasenwinkel zwischen den verschiedenen Netzknoten. Bei der Blindleistungskompensation wird zwischen Parallelkompensation und Serienkompensation unterschieden. Während Serienkompensationsanlagen in erster Linie die Leistungsübertragungskapazität von Freileitungen erhöhen, regeln Parallelkompensationsanlagen wie SVC- und Statcom-Systeme vor allem die Spannung am Anschlusspunkt und ermöglichen so einen stabilen und sicheren Netzbetrieb.

 


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