Wird »Infrastruktur & Städte« aufgelöst?

Siemens vor dem Umbau

29. Januar 2014, 9:24 Uhr | Heinz Arnold
Joe Kaeser, Siemens: »Für das laufende Geschäftsjahr erwarten wir bei gleichbleibenden Umsatzerlösen einen Anstieg des Gewinns nach Steuern um mindestens 15 Prozent. Sanierungsfälle sehen anders aus, aber Spitzenplätze eben auch.«
© Siemens

Industrie 4.0, also die Vernetzung der Produktion auf allen Ebenen, gilt als die große Chance für die deutsche Industrie. Siemens zieht das Schlagwort nun heran, um den Umbau der Konzernstruktur zu begründen.

Das ging aus den Worten von CEO Joe Kaeser auf der Hauptversammlung in München hervor. Die aktuelle Gliederung in Sektoren würde den Herausforderungen der branchenüberschreitenden Vernetzung nicht mehr gerecht. Zunächst wird Siemens voraussichtlich den schon seit seiner Gründung mit einer gewissen Skepsis betrachteten Sektor »Infrastruktur und Städte« neu ordnen. Wie genau der Konzernumbau aber aussehen wird, ist derzeit noch nicht klar, Joe Kaeser will erst im Mai über seine Pläne sprechen.

Als nicht mehr zeitgemäß betrachtet Siemens auch die Notierung an der New York Stock Exchange. Wegen des veränderten Investorenverhaltens hat Siemens nun das Delisting beantragt. Als Siemens 2001 in die NYSE einzog, war die Internetblase gerade noch nicht geplatzt. Insgesamt hatte die Notierung an der NYSE viel Geld gekostet (auch der Siemens-Spion-off Infineon kann davon ein Lied singen) ohne großen Nutzen zu bringen, Geld, das jetzt gespart wird. Wer jetzt daran denken mag, dass der Konzern damit auch nicht mehr der SEC unterworfen ist und Siemens damit auch an der Corporate Governance sparen könnte, dem versichert Kaeser, dass erstklassige Cooperate Governance weiterhin oberste Priorität bleibe.

Umsatz stagniert

Das abgeschlossene 1. Quartal nannte Kaeser auf der Hauptversammlung grundsolide, es sei ein guter Start ins neue Geschäftsjahr. Der Umsatz lag mit 17,325 Mrd. Euro um 3,3 Prozent unter dem des 1. Quartals des vergangenen Geschäftsjahres und damit auch unter den Erwartungen von Analysten. Allerdings kann sich Siemens auch über einen um 12 Prozent auf 20,8 Mrd. Euro gestiegenen Auftragseingang freuen.

Im umstrittenen Sektor Infrastruktur & Städte sprang der Auftragseingang sogar um 45 Prozent, vor allem wegen eines Auftrags aus Saudi-Arabien für den Bau zweier fahrerloser U-Bahnlinien im Wert von 1,6 Mrd. Euro. Der Umsatz dieses Sektors kletterte um 4 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro, auch der Gewinn stieg auf 330 (Vorjahr 114) Mio. Euro.  

»Wir konzentrieren uns auf unser Produktivitätsprogramm für dieses Jahr und auf die Schritte, die wir mit Blick über 2014 hinaus ergreifen«, erklärte Kaeser in Blick auf das neue Geschäftsjahr. Bei stagnierendem Umsatz werde der Gewinn je Aktie um mindestens 15 Prozent zulegen.

Siemens ist kein Sanierungsfall!

Mit Blick auf das Geschäftsjahr sagte Kaeser: »Für das laufende Geschäftsjahr erwarten wir bei gleichbleibenden Umsatzerlösen einen Anstieg des Gewinns nach Steuern um mindestens 15 Prozent. Sanierungsfälle sehen anders aus, Spitzenplätze allerdings auch.« Deshalb muss sich etwas ändern. Allerdings nicht überstürzt: »Auch wenn wir in der Ertragskraft den Anschluss verloren haben, werden wir das nicht mit Hektik und Schminke lösen, sondern überlegt, auf Wertschaffung ausgerichtet, konsequent und verantwortlich.« Doch wie gesagt: Die Lösung wird Kaeser erst anlässlich der Verkündung der Geschäftszahlen des zweiten Quartals erläutern.« Mit seiner Prognose, dass »bis Mai noch viele Spekulationen kommen und gehen werden«, dürfte er auf jeden Fall richtig liegen.

Und übrigens: Gerhard Cromme bleibt Aufsichtsratschef – vorerst.


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