»Back to normal« lautet die Devise von Oliver Konz, Executive Vice President der Würth Group. Gemeint ist damit vor allem ein zweistelliges Umsatzwachstum, das Würth Elektronik eiSos 2020 über die 900-Millionen-Euro-Umsatzschwelle bringen soll.
Markt&Technik: Seit Ende Januar beschäftigt auch die Elektronikbranche das Thema Coronavirus. Sie verfügen über Fertigungen in China. Wie reagieren Sie auf die Situation?
Oliver Konz: Wir haben zuerst abgewartet, in welchem Maße unsere Fertigungsstätten in China von den Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie betroffen sein würden. Unsere Entscheidung ist am 16. Februar gefallen. Wir haben damit begonnen, zu prüfen, ob die Herstellung einzelner Produkte, die bislang in China erfolgte, auf Werke in Malaysia, Vietnam und Thailand verlagert werden kann.
Mit den Auswirkungen des Coronavirus beginnt ein neues Geschäftsjahr einmal mehr überraschend. Welche Ziele haben Sie sich für Würth Elektronik eiSos 2020 gesetzt?
Bislang sind wir von einer Rückkehr zu zweistelligen Zuwachsraten von etwa 10 bis 12 Prozent ausgegangen. Wenn die Automobilbranche in keine größeren Probleme gerät, wäre sogar noch mehr drin. Für die deutschen Premium-Automobilhersteller stellt die aktuelle Situation in China natürlich eine Riesen-Herausforderung dar. Sie können derzeit weder wie gewohnt produzieren noch verkaufen. Für uns, die wir den Automotive-Markt mit Entstörprodukten beliefern, hat das natürlich auch Auswirkungen.
Ihrer Antwort lässt sich entnehmen, dass das Jahr 2019 die in den letzten Jahren sehr dynamische Entwicklung der Würth Elektronik eiSos etwas eingebremst hat. Woran lag es?
Nach der Allokations-Situation des Jahres 2018 herrschte 2019 Unsicherheit im Markt, darüber, wie es weitergeht. Letztlich wurden wir von einem sehr starken Überschwingen der Allokation überrascht. Unsere Umsatzzuwächse lagen in den letzten Jahren immer im zweistelligen Bereich. Im Vorjahr stagnierte unser Umsatzwachstum. Das ist für uns extrem ungewöhnlich!
Würth Elektronik eiSos ist im Herbst 2018 offiziell in das Sensor-Geschäft eingestiegen. Probleme in der Produktion verzögerten jedoch die Markteinführungsphase. Was ist schiefgelaufen?
Anfängliche Probleme in der Produktion sind nur die eine Seite der Medaille. Im Rückblick müssen wir feststellen, dass die Art, wie wir in den letzten Jahrzehnten sehr erfolgreich Bauelemente vertrieben haben, nicht unbedingt kompatibel ist mit dem Sensorgeschäft. Ähnliche Schwierigkeiten gab es auch beim Einstieg ins HF-Geschäftsfeld. Kurz gesagt – sowohl das HF- als auch das Sensorgeschäft sind beratungsintensiver als unsere bisherigen Bauelemente-Aktivitäten. Wir haben Konsequenzen gezogen und arbeiten jetzt in beiden Geschäftsbereichen verstärkt mit Referenzdesigns. Gleichzeitig haben wir die Zahl unserer Vertriebsmitarbeiter, die sich mit Sensorik beschäftigen, um 40 erhöht. Seitdem läuft unser Projektgeschäft im Sensorik-Bereich sehr gut.
Sie adressieren mit Ihrem Produktangebot primär den deutschen und europäischen Mittelstand. Wie gut oder schlecht sind Sie durch die Allokationsphase 2017/18 gekommen?
Ich würde sagen, wir konnten unser Image als zuverlässiger Partner im Bauelementegeschäft stärken. So haben wir unsere mehr als 10.000 Direktkunden sehr konstant beliefert. Wer schon in der Vergangenheit bei uns Kunde war, erhielt seine Produkte. Das gilt auch für die mehr als 30.000 Kunden, die wir über Digi-Key, Farnell, RS Components und andere Distributionspartner erreichen. Was ich aber wirklich bedauere, ist die Tatsache, dass wir zum Höhepunkt der Allokations-Krise mit dem Ausbau unserer Kondensator-Kapazitäten noch nicht so weit waren, unseren Kunden über ihre ursprünglich angemeldeten Bedarfe hinaus helfen zu können. Das war wirklich schade!