Sturzvermeidung

Sensoren helfen Senioren

26. Oktober 2018, 16:30 Uhr | Hagen Lang
Der Sensor lässt sich wie eine Uhr am Handgelenk tragen.
© Tomislav Pozaic/KIT

Für das Drittel aller Senioren über 65, die sturzgefährdet sind, entwickelt das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ein System, das das jeweils aktuelle Sturzrisiko ermittelt und praktische Gegenmaßnahmen vorschlägt.

Anhand objektiver Kriterien wertet das System Messwerte aus und wandelt sie in eine Kennzahl um, die für »gefährdet« oder »nicht gefährdet« steht. »Das spart zum einen Zeit und zum anderen lassen sich Präventionsmaßnahmen so auch leichter an das häusliche Umfeld des Patienten anpassen«, so Professor Wilhelm Stork, Leiter des Bereichs Mikrosystemtechnik am Institut für Technik der Informationsverarbeitung (ITIV) des KIT.

Bislang waren Untersuchungen zu Sturzrisiken nur in geriatrischen Spezialkliniken möglich, bei denen oft im Zusammenhang mit Rehabilitationsmaßnahmen Sturztagebücher geführt wurden. Die kontinuierliche ambulante Erhebung des Sturzrisikos würde es erlauben, effektiver vorbeugende Maßnahmen zur Sturzvermeidung zu treffen. Schon Faktoren wie depressive Verstimmungen oder leichte Erkältungen, sowie eine “Sturzvorgeschichte”, können das Sturzrisiko erheblich erhöhen.

In einer großen klinischen Studie in Zusammenarbeit mit der geriatrischen Abteilung des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhauses unter Leitung von Professor Clemens Becker setzte die Arbeitsgruppe des KIT Handgelenksensoren, die sowohl Bewegung als auch die Umgebung erfassen, zur Sturzvermeidung ein.

Diese werten die Anzahl und Art der Schritte genauso aus wie das Tempo und den Bewegungsablauf. Außerdem sind sie in der Lage, die erhobenen Daten in einen Umgebungskontext zu setzen. »Verschiedene Umgebungen wie etwa die Straße im Vergleich zur eigenen Wohnung führen zu unterschiedlichen Risiken«, sagt Tomislav Pozaic, der zu dem Thema am KIT promovierte.

Informationen aus drei Bereichen der Bewegung – Gang, Aufstehverhalten der Person und Arm-Bein-Koordination – werden ausgewertet, um die richtige Strategie gegen Stürze, z.B. Gleichgewichtstraining, Arzneimittelanpassungen und das Minimieren von Gefahren im Haushalt, auszuwählen. »Der Vorteil der Technik ist, dass sie im Alltag zu Hause anwendbar ist und somit bei Bedarf auch dem Arzt direkt die Informationen übermitteln kann, die das konkrete Umfeld des Patienten betreffen«, so Stork.

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