Semikron setzt auf E-Mobility

»Die Strategie steht, nun wird sie konsequent umgesetzt«

15. Oktober 2019, 11:33 Uhr | Engelbert Hopf
Karl-Heinz Gaubatz, Semikron: »Wir haben jetzt eine Strategie für den Automotive-Bereich. Wir gehen in diesen Markt, wir haben ein Programm dafür, wir exekutieren es und wir haben uns einen Zeitrahmen gegeben, in dem wir das sauber vorbereiten können, bevor es dann in die Stückzahlen geht.«
© Semikron

Neben der traditionellen Industrieelektronikausrichtung wird sich Semikron in Zukunft auch verstärkt dem Automotive-Segment zuwenden.

Dabei wird auf Modullösungen für die Elektromobilität gesetzt, wie Karl-Heinz Gaubatz, CEO und CTO des Nürnberger Unternehmens, und Peter Sontheimer, Chief Sales Officer bei Semikron, erläutern.

Markt&Technik: Herr Gaubatz, als Sie im letzten Jahr die Verantwortung als CEO bei Semikron übernommen haben, war eines Ihrer ersten Ziele, den Umsatz über 520 Millionen Euro zu bringen. Ist das gelungen, und welches Ziel haben Sie für 2019 gesetzt?

Karl-Heinz Gaubatz: Wir waren erfolgreich und konnten einen Umsatz in Höhe von 537 Millionen Euro realisieren. Für das laufende Geschäftsjahr hoffen wir, dass wir die 55x Millionen Euro schaffen. Wir leiden natürlich auch unter der veränderten Marktsituation der letzten Monate. Das Wachstum hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich abgeschwächt. Die Investitionszurückhaltungen in der Industrie sind einfach da, das lässt sich nicht leugnen. Entscheidend für das Erreichen unseres Ziels wird der weitere Verlauf der zweiten Jahreshälfte 2019 sein. Es besteht die reale Gefahr, dass wir in eine Rezession steuern, die durchaus zwei Jahre dauern kann. Wir passen uns vor diesem Hintergrund mit unseren Kostenstrukturen natürlich an die wirtschaftliche Situation und unsere Umsätze an.

Ihr Aufsichtsrat hat im letzten Jahr jährliche Investitionen von zehn Prozent des Jahresumsatzes genehmigt. Wo lagen im letzten und in diesem Jahr die Schwerpunkte Ihrer Investitionen?

Gaubatz: Wir haben im letzten Jahr knapp 53 Millionen Euro investiert. Wir werden in diesem Jahr über 55 Millionen Euro investieren, wir bleiben auf unserer Linie. Wir bauen die Produktionskapazitäten an unserem Produktionsstandort in der Slowakei weiter aus. Der Bau des neuen Lagers ist bereits begonnen und wird nächstes Jahr abgeschlossen; der Bau des neuen Produktionsgebäudes steht unmittelbar bevor. In China ist die neue MiniSKiiP-Produktionslinie inzwischen angekommen. Die neu angemieteten Produktionsräume in Zhuhai befinden sich noch in der Renovierungsphase. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten dort dann die Produktion aufbauen, sodass wir ab Sommer 2020 unsere Kunden mit MiniSKiiP-Produkten aus chinesischer Produktion beliefern können. Neben unserem Produktionsstandort in Zhuhai sind wir derzeit noch auf der Suche nach einem zweiten Produktionsstandort in China. Eine Entscheidung dazu wird dann im nächsten Jahr erfolgen. Parallel zu diesen großen Maßnahmen führen wir derzeit in allen Produktionsstätten Replacement-Investitionen durch.

Bereiten Ihnen da die Proteste in Hongkong und mögliche Reaktionen der chinesischen Regierung darauf Sorgen?

Peter Sontheimer: Wirtschaft fühlt sich vor allem dann wohl, wenn politische und wirtschaftliche Stabilität herrscht. Das scheint derzeit nicht sicher zu sein. Keiner kann vorhersagen, wie das weitergeht, und das macht uns natürlich Sorgen. Es gibt einen so starken Binnenmarkt wie den chinesischen kein zweites Mal auf der Welt. Wir sind darauf angewiesen, dass die chinesische Regierung einen guten Weg findet, die Probleme in Hongkong zu schlichten. Wir sind darauf angewiesen, sonst haben wir und alle ausländischen Investoren dort ein Problem.

Es deutet einiges darauf hin, dass sich die Zollstreitigkeiten zwischen den USA und China zum veritablen Wirtschaftskrieg auswachsen. Welche Auswirkungen hätte das auf die weitere Entwicklung des Semikron-Geschäfts in Asien?

Sontheimer: Unser Geschäft ist zwar nicht Consumer-orientiert, aber letztlich geht alles vom Consumer aus. Für uns bedeutet das: Geht es dem Consumer schlecht, dann bekommen wir das mit einem Zeitversatz von sechs bis zwölf Monaten auch im Bereich der Industrieelektronik zu spüren. Gleiches gilt im Übrigen auch anders herum: Wenn es dem Consumer wieder gut geht, profitieren wir indirekt davon auch erst mit einem Zeitversatz von sechs bis zwölf Monaten. Ich wiederhole mich deshalb: Jedes Wirtschaftsunternehmen braucht für seinen Erfolg stabile politische Situationen. Egal wie der Konflikt aussieht, man setzt sich an einen Tisch und findet Lösungen, das ist eines der Grundprinzipien der Demokratie. Momentan sind wir eben im Muskelspiel großer Mächte unterwegs und da kann man nicht vorhersagen, wie das ausgeht.

Gaubatz: Wenn sich eine gewisse Verunsicherung beim Consumer einnistet, dann hält er sich zurück, das spiegelt sich irgendwann noch zusätzlich im Investitionsverhalten der Industrie wider. Wir wissen, dass der Automatisierungsmarkt und der Maschinenbau derzeit bereits schwächeln; das hat Konsequenzen für den Antriebstechnikmarkt und unsere Module. Gleichzeitig gibt es andere, zum Teil regionale Märkte, die, auch gestützt durch staatliche Subventionen, derzeit noch boomen, wie etwa der Windmarkt in China. Windkraft ist so ein Teilmarkt, der uns hilft, die sinkende Nachfrage in anderen Bereichen etwas auszugleichen. Wer wie wir breit aufgestellt ist, kann solche Marktentwicklungen besser abfedern. Trotzdem wird der weltweite konjunkturelle Abschwung nicht spurlos an uns vorbei gehen.

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