EEBUS-Initiative

EEBUS – Die Sprache der Energie

4. August 2017, 11:30 Uhr | Hagen Lang
»EEBus ist, wenn Geräte über Energie reden. Über die Branchengrenzen hinaus entwickelt sich der EEBUS zur Sprache der Energie«, sagt Peter Kellendonk und freut sich über die Beitritte potenter Verbände wie dem Verband der Automobilindustrie (VDA) und dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zur EEBUS-Initiative.
© EEBUS

Die EEBUS-Initiative hat ihre internationalen Verbandskooperationen und Normierungsaktivitäten verstärkt und erschließt neben PV, Speichern und Weißer Ware die Segmente HVAC, E-Mobility, Commercial und Smart Metering.

Über aktuelle Erfolge und Ziele der Initiative berichtet Peter Kellendonk, 1. Vorsitzender des EEBU-Vorstandes.

Markt&Technik: Herr Kellendonk, wie kommuniziert man der Allgemeinheit eine komplexe Middleware wie EEBUS mit ihrem zugrundeliegenden, plattformneutralen Datenmodell SPINE und ihrem Transportprotokoll SHIP?

Peter Kellendonk: Indem man dem Ganzen einen guten Claim verleiht: „EEBus. Speak Energy.“ EEBus ist, wenn Geräte über Energie reden. Das versteht jeder.

Das EEBUS-Protokoll soll die „universelle Sprache“ des Energiemanagements im Smart Home und Building werden. Woran arbeitet die EEBUS-Initiative aktuell?

Wir beschreiben bei der EEBUS-Initiative die Use Cases, aus denen die Datenmodelle entstehen, die die Firmen in ihre Geräte implementieren. Diese Datenmodelle kann jedes übergeordnete Gebäude- oder Energiemanagementsystem, egal ob es von KNX, SMA, Qivicon oder anderen stammt, nutzen.

Die eigentliche Arbeit findet in unseren Working Groups statt, in denen Produkthersteller, die Mitglied der Initiative sind, Vorschläge für Spezifikationen und Normen entwerfen und in den relevanten Gremien mitarbeiten. Gegenwärtig gibt es die Working Groups „PV & Speicher“, „Heizung, Lüftung & Klimatisierung (HVAC)“, „Weiße Ware“, „E-Mobilität/Connected Car“ und „Commercial“. Die Working Group „Schnittstelle zu Smart Metering/reguliertem Energiemarkt“ ist in Vorbereitung.

Die Smart Meter sind nicht – wie einmal erhofft – zur Keimzelle des Smart Home und des häuslichen Energiemanagements geworden. Die Energieversorger haben derzeit genug damit zu tun, den Rollout einigermaßen geordnet hinzubekommen.

Genau, aber: Smart Meter Gateways sind Kernbausteine des kommenden Smart Grid. Sie erfüllen nicht nur die weltweit strengsten sicherheitstechnischen Anforderungen, sondern verfügen auch über eine Home-Area-Network-Schnittstelle (HAN-Schnittstelle). Über diese kann der Verbraucher steuerbare Geräte anschließen, Verbrauchswerte abfragen und Marktteilnehmer wie Netzbetreiber könnten darüber z.B. angeschlossene PV-Anlagen steuern. Das IP-basierte Transportprotokoll „Smart Home IP“ von EEBUS erfüllt bereits die Anforderungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Wir sehen das Potential der intelligenten Messsysteme und werden uns hier konstruktiv einbringen.

Was sind Ihre derzeitigen Arbeitsschwerpunkte?

Wir haben drei Foci bei den Energieverbrauchern im Haus: der wertigen Weißen Ware, den Heizungsanlagen und den Elektromobilen. Auf unseren „Plugfests“ testen wir regelmäßig die Kompatibilität und Interoperabilität der Geräte auf Herz und Nieren. Im Frühling fand ein erfolgreiches Plugfest im Industry Lab des IBM Watson IoT Center in München statt, unter anderem mit den Heizungsanlagenherstellern Vaillant, Viessmann und Wolf.

Warum im Watson IoT Center von IBM?

Wir schätzen die Kompetenz des Watson IoT Centers bei cloudbasierten, intelligenten Lösungen, und das Unternehmen ist Mitglied der EEBUS-Initiative. EEBUS nutzt die cloudbasierte Datenanalysen und die künstliche Intelligenz der Watson IoT-Cloud künftig verstärkt für Anwendungen und die Entwicklung des EEBUS-Standards.

Wie messen Sie denn den Erfolg eines solchen Plugfestes?

Natürlich einmal konkret vor Ort durch die teilnehmenden Ingenieure. Da wird geprüft, optimiert und hands-on auf unerwartete Fehlermeldungen reagiert, bis alles reibungslos läuft. Dann hat der VDE seine cloudbasierte Testsuite 2.0 entwickelt, mit der jeder Hersteller die Kompatibilität seines Systems mit den EEBus-Spezifikationen überprüfen kann. Die in München beim Plugfest vor Ort getesteten Produkte, Energiemanager und Smart Home-Systeme haben mittels der VDE Testsuite 2.0 ihre Konformität und Interoperabilität bewiesen. Die Heizungshersteller können damit z.B. sicher sein, dass ihre Produkte sich mit EEBUS-kompatiblen Systemen und Produkten anderer Hersteller „verstehen“.

Warum steht die Einbindung von Heizungsanlagen derzeit im Fokus?

Die Zukunft der Heizung ist digital, der Smart-Home-Markt aber fragmentiert und durch konkurrierende Ökosysteme und Plattformen gekennzeichnet, vom Apple HomeKit bis zu QIVICON der Telekom.

Vor diesem Hintergrund hat der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) seinen Mitgliedern empfohlen, die EEBUS-Kommunikation in ihre Systeme zu integrieren, um künftig die Interoperabilität digitaler Heizungen mit anderen Smart-Home-Komponenten sicherzustellen. EEBUS ist damit die standardisierte Schnittstelle für Heizungssysteme in das Smart Home und zu Energiemanagern. Damit lässt sich etwa der Betrieb einer Heiztherme auf die An- oder Abwesenheitsszenarien eines Smart-Home-Systems optimieren. Und eine Wärmepumpe kann automatisch dann ihren Wasserspeicher aufheizen, wenn ein Energiemanager überflüssigen Solar-Strom meldet. Diese und weitere Use Cases für vernetzte Heizungen bildet der EEBUS-Standard ganz konkret ab.

Auf dem Münchener Plugfest wurden diese Anwendungen etwa in neuen Steuerungsgeräten von Vaillant, Wolf Heiztechnik und Viessmann getestet. Neben den Heizungsherstellern waren auch die Firmen SMA Solar und eQ-3 mit Systemen vertreten, und Mitgliedsfirmen wie Bosch Thermotechnik und Automobilhersteller waren als Beobachter anwesend, um die Erfahrungen für eigene Entwicklungen zu nutzen. Über die Branchengrenzen hinaus entwickelt sich der EEBUS zur Sprache der Energie.


  1. EEBUS – Die Sprache der Energie
  2. Automobilhersteller drängen auf Implementierung

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