Energiewende

Strom verheizen macht Sinn

26. August 2015, 16:48 Uhr | Hagen Lang
Norman Gerhardt vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES fordert ein Umdenken und Subventionen, um mehr Strom in den Wärmemarkt zu bringen.
© IWES

Die Energiesparziele der Bundesregierung für Gebäude sind allein durch Dämmung nicht zu schaffen. Auch die Wärmeerzeugung muss effizienter werden. Norman Gerhardt vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES erklärt, wie er sich das vorstellt.

Norman Gerhardt, Sie sagen, dass die Energiewende nur mit einer »Wärmewende« möglich ist. Warum?

Eigentlich wäre es ganz einfach: Ölheizung raus und effiziente Heiztechnik wie Wärmepumpen rein ins Haus. »Power-to-Heat«, also Strom nutzen, um Wärme bereitzustellen. Leider hat Strom aber bei vielen Menschen noch ein negatives Image. Oft wird hier an alte Nachtspeicheröfen gedacht, statt an moderne und vor allem effiziente Heiztechnik. Hier muss ein Umdenken im Kopf stattfinden. Denn langfristig ist der Einsatz eines hohen Anteils von regenerativ erzeugtem Strom im Wärmesektor unabdingbar – Deutschland braucht eine Wärmewende.

Wichtig ist dabei, dass auf effiziente Technik wie Wärmepumpen gesetzt wird. Auch Photovoltaik ist in diesem Zusammenhang nicht außer Acht zu lassen. Erzeugung, sinnvolle Nutzung und Speicherung von Strom sind unsere Zukunft. Und: Wir werden in Zukunft viel Strom verbrauchen. Umso wichtiger ist, den Einsatz effizient zu managen. Die Technik dafür gibt es heute schon.

Warum wird das bisher nicht ausreichend umgesetzt?

Die Rahmenbedingungen sind derzeit nicht stimmig: Dem vermehrten Einsatz von Ökostrom im Wärmesektor steht die ungleiche Kostenbelastung im Weg. Heißt: Strom trägt allein die Kosten der Energiewende und ist daher zu teuer – insbesondere im Vergleich zu fossilen Brennstoffen. Hier ist ganz klar die Politik gefordert!

Wie könnte man Ihrer Meinung nach diese Herausforderungen meistern?

Als Schlüsseltechnologie sehe ich Wärmepumpen für Haushalte, aber auch für Gewerbe und Industrie. Ihr Anteil muss kontinuierlich gesteigert werden. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre eine weitere und stabile Förderung für Wärmepumpen. Denkbar wäre auch eine aufkommensneutrale Umschichtung der Stromsteuer zu einer Anhebung der Energiesteuer für Heizöl und -gas. Auch eine CO2-Abgaben oder eine CO2-bezogene Energiebesteuerung für fossile Energieträger halte ich für denkbar. Mit solch einer Unterstützung vom Staat würde beim Bürger das Umdenken im Kopf auch leichter fallen – die Wärmewende könnte endlich beginnen.

 


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