Neue Kunststoffisolierung

Die Kosten für HGÜ-Erdkabel sinken deutlich

16. Dezember 2014, 10:51 Uhr | Heinz Arnold
Raphael Görner: »Wie die Kosten von HGÜ-Erdkabeln gegenüber einer HGÜ-Freileitung aussehen, ist von vielen Einflussfaktoren wie Bodenbeschaffenheit und Topologie abhängig. Deshalb müssen die Kosten für jedes Projekt neu ermittelt werden, alles andere wäre unseriös. Was aber auf jeden Fall gilt: Die Kosten für Erdkabel werden gegenüber bisher deutlich fallen.«
© ABB

Das neue 525-kV-HGÜ-Kabel von ABB senkt die Kosten für die Erdverkabelung deutlich. Infranetz, ein unabhängiges Planungsbüro, hat berechnet, dass die Kosten sogar unter denen von Freilungen liegen. Dies kann Raphael Görner, Globaler Leiter Marketing & Vertrieb im Geschäftsbereich Grid Systems von ABB, nicht bestätigen, spricht aber von einem Durchbruch für den wirtschaftlichen Bau der HGÜ-Trassen.

ABB hat ein kunststoffisoliertes 525-kV-Kabel für die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) entwickelt. Die Firma Infranetz hat ausgerechnet, dass damit die in Deutschland geplanten HGÜ-Trassen unter die Erde verlegt werden könnten, weil damit der Preis gegenüber Freileitungen nicht wesentlich höher läge. Stimmt die Rechnung?

Raphael Görner: Ehrlich gesagt, uns hat die Rechnung von Infranetz etwas überrascht. Wir haben gegenüber unseren Kunden oder auch Infranetz noch keine detaillierten Preisaussagen gemacht. Da die Kosten sehr stark von den jeweiligen projektspezifischen Bedingungen, beispielsweise Topologie und Bodenbeschaffenheit, einer HGÜ-Trasse abhängig sind, halten wir pauschale Preisschätzungen auch für unseriös.

Aber als Durchbruch bezeichnen Sie das neue kunststoffisolierte 525-kV-Gleichstromkabel schon?

Raphael Görner: Auf jeden Fall. Denn damit ist es uns gelungen, die Leistungsdichte gegenüber dem was bisher möglich war, um nicht weniger als den Faktor 2,5 zu erhöhen. Bei den jetzt üblichen 320-kV-Gleichstromkabeln für die Anbindung von Offshore-Wind beträgt die maximale Übertragungsleistung 900 MW, bis zu 1.000 MW wären möglich. Mit dem neuen 525-kV-Kabel springt sie auf 2,5 GW. Ein einziges 525-kV-HGÜ-Kabelpaar könnte genügend Strom von den großen Offshore-Windparks in der Nordsee bis in den Süden der Republik transportieren, um beispielsweise die Städte München und Stuttgart mit ihren rund zwei Millionen Haushalten zu versorgen.

Damit halbiert sich also auch der Preis?

Für die auf 2 GW ausgelegten HGÜ-Nord-Süd-Trassen in Deutschland wären bisher 2 Kabelsysteme mit je 2 Kabelpaaren, d.h. mit insgesamt vier Leitern erforderlich gewesen. Mit den neuen Kabeln ist nur noch 1 Kabelsystem mit zwei Leitern pro Trasse erforderlich. Das reduziert den Materialaufwand um 50 Prozent und natürlich auch die erforderliche Trassenbreite. Wie hoch im jeweiligen Fall die Kosten für die Verlegung eines Erdkabels im Bauabschnitt ausfallen, ist davon natürlich unabhängig zu ermitteln.

 


  1. Die Kosten für HGÜ-Erdkabel sinken deutlich
  2. Technologische Vorteile
  3. Platzbedarf, Kosten und Entwicklungspotential

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