Das Orchester spielt leider falsch

Energiewende: Zu viele Akteure, zu wenig Konzept

13. November 2012, 9:48 Uhr | Heinz Arnold
Ernst Burgbacher, BMWi: »Die Energieversorgung ist zu stark aus dem Wettbewerb herausgenommen, das müssen wir ändern. Wir brauchen mehr Wettbewerb.«
© VDE

»Das EEG muss neu gedacht und reformiert werden«, sagte Ernst Burgbacher, parlamentarischer Staatssekretär im BMWi, auf dem VDE-Kongress 2012, der dem Thema »Smart Grid – Intelligente Energieversorgung der Zukunft« gewidmet war.

Die Strompreise steigen, der Ausbau der Netz hinkt hinter dem Bedarf her, Regulierungen fehlen – steckt die Energiewende ein Jahr nach ihrem Start schon in der Krise? Wer Zeitungen liest und die Nachrichten in Radio und Fernsehen verfolgt, könnte fast zu diesem Eindruck gelangen.

Dr. Rolf Martin Schmitz, Stellvertretender Vorsitzender der RWE AG, sieht diese Entwicklung mit ein wenig Verwunderung: »Die Situation hat sich innerhalb eines Jahres fast umgekehrt, vor einem Jahr sah die Energiebranche die Energiewende noch mit Skepsis , während Politik und Medien sie vollmundig propagieren, jetzt ist die Energiebranche überzeugt, dass sie gelingen kann, aber die Medien sehen Chaos, wenn nicht schon den frühzeitigen Tod der Energiewende.« Dagegen ist Schmitz überzeugt: Mit 1,2 Millionen PV-Anlagen und weit über 20.000 Windrädern in Deutschland »brummt die Energiewende mehr denn je.«

Doch die Probleme sieht er auch: Es gibt gerade in Deutschland sehr viele Akteure. Nicht nur die großen Versorger und Übertragungsnetzbettreiber, sondern auch die 850 Verteilnetzbetreiber wie Stadtwerke, die dezentralen Einspeiser, die ITK-Dienstleister, die sich neue Geschäftsfelder erobern wollen und ihren Kunden viel versprechen, sowie noch eine Reihe weiterer Akteure bis hin zu den Energie-Vertrieben. »Sie haben alle ihre berechtigten Interessen«, sagt Schmitz, »aber es fehlt die Koordination, der Dirigent.« Bisher kommt ihm das vor, als spiele jeder Akteur als Solist mit jeweils eigener Partitur – ein orchestraler Wohlklang sei so nicht zu erreichen. »Wir müssen Marktrollen definieren und deutlich abgrenzen, wo reguliert werden soll und wo die die Regeln des freien Marktes gelten.«

Das sieht Ernst Burgbacher ähnlich: »Die Energieversorgung ist zu stark aus dem Wettbewerb herausgenommen, das müssen wir ändern. Wir brauchen mehr Wettbewerb.«

»Das höre ich mit Freude«, entgegnet Alf Henryk Wulf, VDE-Präsident und Vorstandvorsitzender von Alstom Deutschland. »Wir müssen aber sehr schnell handeln und  jetzt die Weichen stellen!« Nach seinen Worten sind wir bereits stark in Verzug geraten, »die Automatisierung der Verteilnetze befindet sich in der Warteschleife.«

Dem stimmt auch Prof. Jochen Kreusel zu: »Wir brauchen ein marktwirtschaftliches Design. Wenn wir das schaffen, dann hätten wir ja schon den Masterplan.«


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