»Wir brauchen einen Masterplan, der das marktwirtschaftliche Umfeld für alle Spieler definiert«, sagt Alf Henryk Wulf, VDE-Präsident und Vorstandsvorsitzender der Alstom Deutschland AG. Damit meint er, dass die Politik die Rahmenbedingungen setzen muss und keine detaillierten technischen Vorschriften machen darf.
Ernst ist die Situation, weil das bestehende Netz unter den der stark zunehmenden Einspeisung volatiler Quellen leidet. »Die nicht eingespeiste Energiemenge ist von 2007 bis 2011 von 0 auf 45 GWh angewachsen!«, sagt Alf Henryk Wulf. Die Netzstabilität und die Netzqualität aufrecht zu erhalten – bisher als selbstverständliche immanente Eigenschaft des Netzes wahrgenommen – ist die neue Herausforderung.
Das Problem der Mini-Blackouts
Im Februar dieses Jahres ist Deutschland knapp an einem Blackout vorbei geschrammt. In der Öffentlichkeit wird wenig über die Mini-Ausfälle im Sekundenbereich gesprochen, die schon heute häufiger auftreten. Solche Ausfälle führen aber zu teuren Störungen in der Industrieproduktion: »Da steht dann eine CNC-Maschinen erst mal still«, so Wulf.
Der Verband der Energie- und Kraftwirtschaft hat ermittelt, dass die Zahl der Kurzunterbrechungen – Spannungseinbrüche von mehr als 5 Prozent, die bis zu 1 s dauern – zwischen 2009 und 2011 um 29 Prozent gestiegen ist. Die Unterbrechungen führen in drei von fünf Fällen zu Störungen und Schäden. In 46 Prozent aller Schadensfälle sei es zu Produktionsstillständen und zu Produktionsausfällen.
Laut VDE drohen ab einem Anteil der erneuerbaren Energien von 25 Prozent zunehmend Netzausfälle.