Smart Meters müssen künftig höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen

»Es wird ein sehr großer Hard- und Software-Aufwand erforderlich sein!«

20. Juni 2011, 13:29 Uhr | Heinz Arnold
Klaus-Dieter Walter, SSV: »Ich fürchte, die Hersteller von Chips und Baugruppen für die intelligenten Zählersysteme wissen noch gar nicht, was eigentlich auf sie zukommt und wie sie darauf regieren müssen. Da besteht noch ein enormer Informationsbedarf.«
© SSV Software Systems

Wenn intelligente Zähler ein Element des Smart Grid bilden sollen, dann müssen sie umfangreiche Sicherheitsanforderungen erfüllen, sonst wären sie Einfallstore für Angriffe auf das Stromnetz. Am Schutzprofil arbeitet das BSI derzeit, die Regulierungen sollen schon Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Energie & Technik: In Deutschland kommt die Installation von Smart Meters nicht voran. Woran liegt es?

Klaus-Dieter Walter: Es gibt derzeit für niemanden wirtschaftliche Vorteile durch die Installation von intelligenten Zählern, insbesondere nicht für die Energieversorger und Netzbetreiber. Warum sollten sie Geld investieren, wenn sie anschließend aus den Investitionen keinen Nutzen ziehen können?

Aber es ist doch ausdrücklich vom Gesetzgeber vorgeschrieben, dass die Energieversorger zeit- und lastabhängige Tarifierungen anbieten sollen. Für die Abrechnung wären dann doch intelligente Zähler erforderlich?

Das stimmt, der Gesetzgeber hat im Paragraphen 40 des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) von 2008 spätestens zum 31.Dezember 2010 entsprechende Tarife und kürze Abrechnungsintervalle gefordert. Die Umsetzung würde eigentlich intelligente Zähler mit einer entsprechenden Kommunikationsschnittstelle erfordern. In dem Paragraphen steht aber auch „soweit technisch machbar und wirtschaftlich zumutbar“. Die meisten Energieversorger und Netzbetreiber sind wohl der Meinung, dass sie der gesetzlichen Regelung mit dem Angebot von Tag- und Nachtstrom – also mit HT/NT-Tarifen – bereits entsprochen haben. Für diese beiden Tarife sind keine intelligenten Zähler erforderlich – und der Gesetzgeber hat bisher nichts Weiteres unternommen. Komplexere Lösungen mit kommunikationsfähigen Smart Metern werden wohl als wirtschaftlich nicht zumutbar angesehen.   

Resultiert die Stagnation auch daraus, dass niemand so genau weiß, wie ein intelligenter Zähler definiert ist?

Das sehe ich nicht so. Das EnWG beschreibt über die Paragraphen 21 und 40 konkrete Systemanforderungen. Hinzu kommen die Ergänzungen der Bundesnetzagentur. Durch die entsprechenden Branchenverbände wurden mit dem FNN-Lastenheft und den OMS-Spezifikationen klare technische Vorgaben für die Hersteller erarbeitet. Es gibt zum Beispiel im FNN-Lastenheft den elektronischen EDL21-Zähler. Er ersetzt von den Grundfunktionen her die alten Ferraris-Zählwerke. Zusätzlich kann ein EDL21-Zähler aber auch den Lastgang speichern und ihn über ein kleines LC-Display anzeigen. Außerdem ist eine frei zugängliche Datenschnittstelle vorgesehen, über die alle paar Sekunden der aktuelle Zählerstand gesendet wird. Sie könnte für ein externes Display im Haushalt genutzt werden, über das dem Endanwender die Verbräuche entsprechend optisch aufbereitet dargestellt werden.

Von der bidirektionalen Kommunikation, die für die zeit- und lastvariable Tarifierung erforderlich wäre, ist dort nicht die Rede?

Die findet man im FNN-Lastenheft in den Ausführungen zum EDL40-Zählersystem und in den OMS-Spezifikationen durch den Multi Utility Controller (MUC). Ein solcher Zählerdaten-Gateway soll die IP-basierte Kommunikation per Internet ermöglichen, die für die zeit- und lastvariable Tarifierung erforderlich wäre.

Dann wären also die technischen Spezifikationen durchaus gegeben, auf Basis derer intelligente Zähler plus dem entsprechenden MUC angeboten werden könnten?

Ja, und es gibt ja bereits auch Zähler und MUCs von verschiedenen Anbietern. Außerdem ist in den Open Metering Spezifikationen (OMS) auch der Wireless M-Bus als Funkschnittstelle vorgesehen, über die sich auch Gas-, Wasser- und Wärmemengenzähler mit den MUCs kommunizieren können. Aber weil – wie schon gesagt – niemand einen Kosten-Nutzen-Vorteil erkennt, diese Zähler und die MUCs zu installieren, passiert derzeit nichts. Es werden teilweise sogar weiter Ferraris-Zähler installiert.


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