VDE sieht großen Handlungsbedarf bei Standardisierung

Neues VDE-Modell erleichtert Planung und Aufbau von Smart Grids

13. Dezember 2010, 16:19 Uhr | Andreas Knoll

Der VDE hat das künftige Energieinformationsnetz in einem verallgemeinerbaren Modell abgebildet, das die Konzeption und den Aufbau des Netzes erleichtert und die künftigen Entwicklungen abzuschätzen hilft.

Der steigende Anteil von Strom aus dezentralen Energiequellen und das Zusammenwachsen von Elektromobilitäts-Infrastruktur sowie IT- und Stromnetz zu einem neuartigen System bringen das konventionelle Stromnetz an seine Stabilitätsgrenze. Denn die klassische, für zentrale Großkraftwerke ausgelegte, hierarchische Netzstruktur reicht für starke Lastschwankungen, wie sie beispielsweise bei Windkraftanlagen auftreten, oder für die Umkehr von Lastflüssen etwa bei der Einbindung dezentraler Erzeuger (Haushalte) und Energiespeicher (Elektroautos) nicht aus. Als Ausweg aus dem Dilemma dienen intelligente Netze (Smart Grids) mit Energieinformationsnetzen und -systemen als wesentlichem Bestandteil.

Experten der Informationstechnischen Gesellschaft im VDE haben jetzt in ihrem aktuellen Positionspapier »Energieinformationsnetze und -systeme - Bestandsaufnahme und Entwicklungstendenzen« ein verallgemeinerbares Modell des Energieinformationsnetzes präsentiert. Es ermöglicht die fast vollständige Energiesystem-Modellierung auf hoher Abstraktionsebene zur Beschreibung des aktuellen Standes und zur Abschätzung der künftigen Entwicklungen. Das Modell umfasst die vier Ebenen Infrastruktur, Informationsobjekte und Dienstekommunikation, Dienste sowie Dienstenutzer und erlaubt die Integration existierender Techniken und die Erfassung der virtuellen Welt der Dienste unabhängig von der unterliegenden Infrastruktur.

Damit das intelligente Energieversorgungssystem Wirklichkeit werden kann, müssen laut VDE vor allem Standards zur Sicherstellung von Interoperabilität und Konformität der Systemkomponenten sowie zur Harmonisierung erarbeitet werden. Empfohlen wird besonders, auf allen Ebenen robuste und belastbare Architekturkonzepte zu entwickeln - von der Gesamtarchitektur der Versorgungssysteme über technische Prozess- und IT-Architekturen bis hin zu Informationssicherheits-Architekturen. Um diese in konkrete Infrastrukturen zu implementieren, könne es nötig werden, neue Steuerungs- und/oder Kommunikationstechniken einschließlich eventuell benötigter Protokolle und Interfaces zu entwickeln.

Um die Voraussetzungen für künftige Versorgungssicherheit und -zuverlässigkeit zu schaffen, müssen dem VDE zufolge die fachlichen Grenzen zwischen Energieversorgung, Telekommunikation und Automatisierung überwunden und alle betroffenen Akteure eingebunden werden. Ein Beitrag dazu ist das von den VDE-Experten entwickelte »generische Modell«.

Das komplexe Energieinformationsnetz ist laut VDE nur mit interdisziplinärem Wissen aus den Fachbereichen Energieversorgung, Telekommunikation, Automatisierungstechnik und Ökonomie realisierbar. Um den angestrebten Paradigmenwechsel von einem hierarchischen und zentralen Energieversorgungs-System hin zu einer Peer-to-Peer-Architektur zu vollziehen, sei ein gemeinsames Verständnis für Kooperation und Know-how-Transfer zwischen den Fachdisziplinen zu bilden, fordert der Verband.


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